White-Label-ETFs, Krypto-Fonds, Versicherungsberatung und nordisches Service-Alpha
• Caduff: Meine Dame, meine Herren, sind Sie gut ins neue Jahr gestartet?
Apel: Ja, vielen Dank der Nachfrage. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung bei DNB Asset Management, generell auch mit der Entwicklung der letzten Jahre. 2019 war ein aussergewöhnlich gutes Jahr: An den Börsen sowie auch für unsere Geschäftsentwicklung. Diesen Schwung haben wir in das neue Jahr mitgenommen, bisher gibt es nichts Negatives zu berichten. Im Gegenteil, auch dank unserer Schweizer Kunden sehen wir Mittelzuflüsse.
Voinea: Im Dezember und Januar war bei uns sehr viel los. Darüber sind wir auch sehr froh, denn wir konnten drei neue Partner gewinnen und Mitte Januar schon unseren ersten ETF listen dieses Jahr. Drei weitere ETFs stehen bereits an für die kommenden Monate, an Arbeit mangelt es uns also nicht. Wir haben auch unseren Vertrieb auf neue Länder ausgedehnt und arbeiten daran, dieses Jahr einige neue ETFs in der Schweiz zu listen.
Walker: Ja, denn der Jahreswechsel bringt uns regelmässig neues Geschäft. Oktober bis Januar ist für uns daher eine intensive Zeit und «vergeht wie im Flug». Insofern darf ich für das Jahr 2020 wiederum erfreut feststellen: wir sind im neuen Jahr erfolgreich angekommen.
Müller: Ja! Wir dürfen seit diesem Jahr ausgewählte Produkte an qualifizierte Investoren in der Schweiz vertreiben. Bisher haben wir einen Krypto-Fonds und ein darauf basierendes Zertifikat in der Palette. Die Strategie des Fonds hebt sich von anderen Krypto-Fonds ab, da sie auf fundamentaler Analyse beruht und auch mittelgrosse Krypto-Tokens berücksichtigt. 2020 wird ein spannendes Jahr für Krypto, da die jährliche Neuproduktion von Bitcoin sich im Mai von 4 Prozent auf 2 Prozent halbieren wird. Diese Verknappung, auch «Halving» genannt, hat sich in der Vergangenheit sehr positiv auf Bitcoin ausgewirkt. Aktuell finden wir drei Themenbereiche besonders interessant: 1.) Dezentrales Finanzwesen (DeFi): Bereits wurden Kredite im Wert von über 8 Mrd. US-Dollar über die Blockchain vergeben. Dabei wird die Bonität des Kreditnehmers nicht geprüft, dafür eine Hinterlegung von 150 Prozent in Krypto verlangt. Dies ist interessant für alle, die eine Finanzierung in Schweizer Franken oder Euro vornehmen möchten, aber hauptsächlich in Krypto investiert sind. Dezentrale Börsen sind ein weiteres Beispiel für eine interessante DeFi-Anwendung. 2.) Ethereum Enterprise Alliance: Ethereum, deren Token die zweitgrösste Marktkapitalisierung aufweist, haben sich mit den Software-Giganten Intel, IBM und Microsoft in einer Allianz zusammengeschlossen, um Firmen den Zugang zur Blockchain möglichst zu vereinfachen. Kleinere Blockchain-Projekte werden einbezogen und unterstützt. Beispielsweise verknüpfen Chainlink und iExec die Blockchain mit Daten aus der realen Welt, zum Beispiel der BigQuery-Datenbank von Google. 3.) «Zinsen»: Bei gewissen Projekten kann man sich an der Sicherung der Blockchain beteiligen und erhält dafür eine Art Zins; bei Tezos sind dies 7 Prozent pro Jahr und bei Waves sogar bis zu 13 Prozent. Wichtig ist dabei, dass diese Rendite nicht einfach durch Drucken von neuen Tokens zustande kommt, sondern einen ökonomischen Hintergrund hat.
• Caduff: Machen Sie etwas anders als im Jahr 2019 oder «Business as usual»?
Müller: «Business as usual» gibt es im Kryptokontext nicht. Das Umfeld verändert sich rasant, und so tun wir es auch. Mittlerweile gibt es 5'000 Token, die an Kryptobörsen gehandelt werden, regulierte Kryptobanken entstehen und die SIX Swiss Exchange arbeitet an der ersten regulierten, Blockchain-basierten Börse für Wertschriften. Allgemein stellen wir von «vorsichtig optimistisch» in 2019 auf «optimistisch» in 2020 um.
Voinea: Wir möchten unser Wachstum weiter beschleunigen dieses Jahr. 2019 war unsere Jungfernfahrt und wir mussten Investoren vertraut machen mit unserer Marke, unserem Konzept und unseren ersten ETFs. Das war viel auf einmal und es brauchte Zeit, um ein solides Fundament zu legen. Aber wir sind guter Dinge, dass wir dabei erfolgreich waren und wir uns dieses Jahr voll und ganz auf die einzigartigen ETFs unserer Partner fokussieren können.
Apel: «Business as usual» klingt negativ, das sollte es aber meiner Meinung nach auf keinen Fall sein. Mein Ziel ist es, langfristig gute Geschäftsbeziehungen zu unseren Kunden aufzubauen. In meiner Position als verantwortlicher Länderchef muss man sich jedes Jahr aufs Neue fragen: Was lief gut, was nicht, wo liegt der Bedarf meiner Kunden? Ein wichtiges Element meiner Kundenarbeit ist auch Zuhören, das Erfassen der Kundenbedürfnisse. Das sollte man sich immer wieder vor Augen führen, um langfristig und auf einer guten Basis zusammen zu arbeiten. Aber es gibt auch Änderungen: DNB wächst, ich werde daher in Kürze einen neuen Kollegen einstellen und den Markenauftritt durch einen Spezialisten für das Retailsegment stärken.
Walker: Ja, natürlich. Für mehr Erfolg braucht es immer eine Veränderung: Um der steigenden Nachfrage von Unternehmen im Finanzsektor nach individualisierter Versicherungs¬beratung besser zu entsprechen, haben wir personell und räumlich ausgebaut. Und nein, «Business as usual» wird es für uns allein schon wegen der Einführung des FINIG und des FIDLEG nicht geben. Viele der davon betroffenen Unternehmen werden eine professionelle Versicherungsberatung hinsichtlich ihrer Berufs- und Organhaftpflicht-Versicherung benötigen. Dafür sind wir heute schon bereit.
• Caduff: Wo liegen Ihre geschäftlichen Schwerpunkte?
Voinea: Wir müssen per Definition ein Alleskönner sein, denn die Nutzung unserer White-Label-ETF-Plattform steht jedem Vermögensverwalter offen, der eine interessante Investmentstrategie zu bieten hat und zwar unabhängig von der Assetklasse. Wir haben gerade unseren neuen ETC-Emittenten fertiggestellt, so dass wir nun auch Rohstoff-Produkte auflegen können. Bei den existierenden Fonds liegt unser Fokus auf drei Bereichen 1.) thematische ETFs 2.) Marktzugangsprodukte und 3.) unseren neuen Gold-ETC.
Walker: Verwalter von kollektiven Kapitalanlagen und von Vorsorgevermögen sowie die unabhängigen Vermögensverwalter bleiben in unserem Kundenfokus. Die dem FINIG und FIDLEG unterstellten Firmen werden beispielsweise ihre Risikotrag¬fähigkeit unter Berücksichtigung ihrer allenfalls vorhandenen Versicherungen beurteilen müssen. Dabei sind nicht nur die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Berufshaftpflichtversicherung zu beachten, sondern es gilt, die die Geschäftsleitung persönlich betreffenden Haftungsnormen zu erkennen. Wir können hier aufzeigen, ob und wie sich die daraus neu entstehenden Geschäftsrisiken versichern lassen. Darüber hinaus bieten wir anderen Unternehmen im Finanzsektor wie beispielsweise Banken, Fondsleitungen, Wertschriftenhäusern, Finanzvertrieben, einschliesslich FinTech-Unternehmen Transparenz im Versicherungsangebot und schaffen Zugang zu auf sie zugeschnittenen Versicherungslösungen.
Müller: Mein Geschäftspartner und ich haben der traditionellen Finanzbranche vor zwei Jahren den Rücken gekehrt. Die Konsolidierung der Branche mit Kostendruck und einer Verlagerung von aktiv zu passiv verwalteten Produkten schien erdrückend. Gleichzeitig entstand ein neues Ökosystem von Kryptobanken, Kryptobrokern und Kryptobörsen. Dies hat uns motiviert, zwei Firmen zu gründen, die den Zugang zu der neuen Anlageklasse «Krypto» erleichtern sollen. Die SwissRex AG fokussiert sich auf die fundamentale Bewertung der Kryptomärkte. Die Crypto Consulting AG ist auf den Vertrieb von Kryptoprodukten spezialisiert.
Apel: Wir sind bekannt für unsere zwei Technologiefonds und mit diesen seit vielen Jahren bei Banken, Vermögensverwaltern und Family Offices vertreten. In diesen Segmenten wachsen wir weiter, in dem wir unseren Kunden auch unsere anderen (nordischen) Strategien anbieten, dies mit zunehmendem Erfolg. Wir sehen uns im internationalen Vergleich selbst eher als eine Boutique, die wenige, aber sehr gute Strategien anbietet. Dieser Ansatz ist hochgeschätzt und kommt gut an. Hinzu kommt die wachsende Bedeutung rund um ESG. Als skandinavisches Haus haben wir in diesem Bereich seit mehr als 30 Jahren eine hohe Expertise und ein sehr glaubwürdiges Auftreten. Mein bestes Schweizer Investment ist das Halbtax-Abo der SBB. Regional bin ich daher kaum gebunden und viel mit der Bahn in der Schweiz unterwegs.
• Caduff: Können Sie sich damit von Wettbewerbern abheben?
Müller: Mir ist in den letzten zwei Jahren bewusst geworden, dass «Track Record» nicht nur für eine reale Performance steht, sondern auch für ein ideales Setup. Die vielen Hürden, Nerven, Zeit und Geld, die das benötigt, sind grosse Eintrittsbarrieren für Konkurrenten. Ausserdem haben wir über die letzten Jahre viel Wissen und Erfahrung aufgebaut und einen Vorsprung geschaffen. Hinzu kommt der traditionelle Finanzhintergrund, der uns hilft, das Vertrauen von grossen Investoren zu gewinnen. Wir sprechen ihre Sprache.
Apel: Definitiv, ich nenne das Service-Alpha. Als «Boutique» und Nischenanbieter kann DNB nicht jede Strategie anbieten. Aber das, was wir unseren Kunden anbieten, bringt definitiv einen Mehrwert. Wir bieten Zugang zu unseren Fondsmanagern, sind schnell in unserem Service und liefern zuverlässig ohne unsere Kunden zu überfordern. Eine gewisse (nordische) Zurückhaltung wird hoch geschätzt.
Walker: Ja, denn als ein in einer Nische positionierter Versicherungsbroker schärfen wir unsere Kompetenz fortwährend. Wir verstehen die Herausforderungen des Finanzsektors und besonders der Vermögensverwaltung. Zudem bestimmt bei uns der Kunde, ob unsere Dienstleistung über ein Kundenhonorar oder über eine Versicherungskommission entschädigt werden soll. Dies schafft Flexibilität und gewährt die notwendige Unabhängigkeit.
Voinea: Da sagen wir ganz selbstbewusst: Ja. Einige unserer ETFs sind bisher einzigartig in Europa und bieten Anlegern Zugang zu Märkten, welche zuvor nicht im UCITS-Format zugänglich waren. Andere Fonds haben zwar Wettbewerber, bieten aber klarer Differenzierungsmerkmale und haben letztes Jahr die höchste Rendite unter vergleichbaren ETFs im selben Sektor oder derselben Region erzielt. Wie schon erwähnt, haben wir ausserdem gerade unseren ETC-Emittenten fertiggestellt und können jetzt Produkte auflegen auf Aktien, Anleihen und Rohstoffe.
• Caduff: Was sind Ihre wichtigsten Ziele bis zum Sommer?
Walker: Unser Zielhorizont reicht weiter in die Zukunft. Indem wir die hohen Erwartungen unserer Kunden erfüllen, schaffen wir Vertrauen. Dieses Vertrauen ermöglicht uns ein nachhaltiges, organisches Wachstum. Unsere kaufmännische Kompetenz mit schlanken Strukturen und effizienten Prozessen sichert den finanziellen Erfolg. Darauf sind unsere Unternehmensziele ausgerichtet.
Apel: Wie bereits erwähnt: wir wachsen, daher werde ich bis zum Sommer meinen neuen Mitarbeiter einarbeiten und wie bisher häufig in der Schweiz vor Ort sein. Zusätzlich werde ich eine Zusammenarbeit mit einem Schweizer Dienstleister beginnen, auf die ich mich schon sehr freue.
Voinea: Wir haben zwei klar definierte Ziele. Erstens glauben wir an den Mehrwert unsere existierenden ETFs und möchten diese einer möglichst breiten Investorenschicht nahebringen. Zweitens haben wir eine Reihe neuer Fonds in Planung mit neuen Partnern, welche wir erfolgreich und zeitnah realisieren möchten. Durch diese beiden Ziele möchten wir existierenden als auch zukünftigen Partnern zeigen, dass wir für sie hochqualitative Arbeit leisten. Gleichzeitig bringen wir damit hoffentlich auch Investoren Mehrwert, indem wir innovative Investmentstrategien verfügbar machen.
Müller: Unser Ziel ist es, potenzielle Investoren zu überzeugen, dass nach zwei Jahren Flaute nun ein guter Zeitpunkt ist, sich wieder mit Krypto zu beschäftigen und nicht bis zum nächsten Hype gewartet werden sollte; dann ist es nämlich wieder zu spät. Aufgrund des negativen Zinsumfelds interessieren sich immer mehr Institutionelle für Krypto und wir möchten ihnen den Zugang erleichtern.
Teilnehmende

Hagen-Holger Apel
Senior Client Portfolio Manager
DNB Asset Management S.A.
13, rue Goethe
1637 Luxemburg
Hagen-Holger Apel ist seit Juli 2015 bei DNB Asset Management S.A. als Senior Client Portfolio Manager beschäftigt. In dieser Funktion ist er ein Bindeglied zwischen dem in Norwegen basierten Fondsmanagement und den internationalen Kunden und gewährleistet somit ein hohes Mass an Qualität in der Kundenbetreuung. Apel ist Diplom-Volkswirt (LMU München) und Certified International Investment Analyst (CIIA) der DVFA Frankfurt. Er verfügt über 20 Jahre Branchenerfahrung als Bankkaufmann, Händler und Portfoliomanager und ist seit dreizehn Jahren am luxemburgischen Finanzplatz tätig. Er spricht Deutsch, Englisch und Schwedisch. Im internationalen Geschäft ist er in leitender Position verantwortlich für die Schweiz, Deutschland und Österreich.

Désirée Müller
CEO & Mitgründerin, Crypto Consulting AG und SwissRex AG
Crypto Consulting AG
Bleicherweg 66
8002 Zürich
Désirée Müller ist CEO und Mitgründerin der SwissRex AG und der Crypto Consulting AG. Die SwissRex AG fokussiert sich auf die fundamentale Bewertung von Krypto-Tokens, während die Crypto Consulting AG einen Krypto-Fonds und ein Tracker-Zertifikat auf den Fonds vertreibt. Davor war sie Co-Fondsmanagerin des 3-Milliarden-Euro «Absolute Return Europe Equity Funds» bei GAM, nachdem sie bei der Credit Suisse im Asset Management und Private Banking war. Désirée Müller hält einen Master of Banking and Finance der Universität St. Gallen.

Andre Voinea
Director - Germany, Austria & Switzerland
HANetf Limited
City Tower, 40 Basinghall St
London, EC2V 5DE
Grossbritannien
Andre Voinea verantwortet die DACH-Region bei HANetf. Er verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Finanzbranche mit Schwerpunkt auf ETFs und indexbasierte Investments. Vor seiner Anstellung bei HANetf war er in verschiedenen Rollen bei FTSE Russel, ETF Securities und Nomura tätig.

Gregory Walker
Geschäftsführer
Walker Risk Solution AG
Baarerstrasse 112
6302 Zug
Gregory Walker begann seine Karriere als Wirtschaftsinformatiker bei den Winterthur Versicherungen. Danach war er als Unternehmensberater bei der KPMG Fides tätig. Ab 1999 leitete er beim Versicherer AIG die Abteilung für Vermögensschadenversicherungen. Im Jahr 2010 gründete er die Walker Risk Solution AG, ein im FINMA-Vermittlerregister eingetragener, unabhängiger Versicherungsbroker. Gregory Walker ist CICERO-zertifiziert und Mitglied der Schweizer Vereinigung Dipl. Versicherungsfachleute, Fellow des britischen Chartered Insurance Institute sowie Associate in Risk Management des amerikanischen Versicherungsinstituts.
Moderator

Thomas J. Caduff ist CEO der Fundplat GmbH. Er ist seit über 30 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten das Börsenkommissariat des Kantons Zürich, die Bank Vontobel, die Credit Suisse und die UBS. Thomas J. Caduff diente ferner drei Jahrzehnte lang in einer Division und mehreren Brigaden der Schweizer Armee als Kommunikations-/Medienoffizier.