6. «Experten-Roundtable» in Frankfurt am 13.10.2020
Vier Experten erzählen von ihren Homeoffice-Erfahrungen und vieles mehr
Caduff: Meine Herren, wie unterscheidet sich jetzt Ihre Arbeit im Vergleich zum Stand Anfang Jahres?
Rodewald: Genau wie in den meisten Lebensbereichen hat sich auch unsere Arbeit seit Anfang des Jahres durch Corona merklich verändert. Allerdings gab es bei UBS bereits seit vergangenem Jahr die Möglichkeit, zeitweise mobil zu arbeiten. Die technische Infrastruktur war dadurch bereits vor Corona vollständig gegeben und ermöglichte eine schnelle und reibungslose Umstellung. Mittlerweile dürfen Teile des Teams zu vorgegebenen Zeiten wieder ins Büro, die Erfahrung der vergangenen Monate zeigt jedoch, dass auch viele Potenziale in der digitalen Arbeit liegen. Präsenzveranstaltungen und Kundenmeetings wurden durch regelmässige Calls und Webinare sehr gut ersetzt. Durch den Wegfall der Reisezeiten konnten wir unsere Kunden nun sogar noch regelmässiger als zuvor ansprechen und über Themen informieren. Zeitgleich freue ich mich aber auch darauf, meine Kunden wieder persönlich zu treffen. Digitale Lösungen sind eine gute Ergänzung, gänzlich können sie den persönlichen Austausch jedoch nicht ersetzen.
Dr. Bischof: Nun, wir arbeiten vermehrt aus dem Homeoffice heraus, welches unsere Tätigkeit völlig problemlos erlaubt. Schwieriger geworden ist hingegen die Ansprache neuer Investoren, da persönliche Treffen Coronavirus-bedingt zwischenzeitlich gänzlich entfallen mussten und auch aktuell sehr viel schwieriger zu organisieren und durchzuführen sind als zuvor. Bei schon länger bestehenden Kontakten kann man Videobesprechungen nutzen, bei neuen Kontakten sind diese jedoch weniger geeignet.
Fritzsche: Für mich haben sich die Kommunikationswege stark verändert. Da ist zum einen der Wegfall der Präsenzveranstaltungen und damit das Neukontakten, da ist ein Anstieg der Länge der Telefonate mit Partnern in ihrem Homeoffice zu verzeichnen und die Umsetzung von hybriden Veranstaltungen.
Klein: Die Bereiche Investment Research und Portfolio Management und Reporting sind weniger betroffen als der Kontakt zu Kunden. Viele Investment- und Nachhaltigkeits-Konferenzen finden nun digital statt, und es gibt daher zeitlich die Möglichkeit sogar mehr Angebote zu nutzen. Andererseits gibt es digital kaum die Möglichkeit zum Netzwerken in den Pausen. Schwieriger ist das Neukundengeschäft. Hier ist eine rein digitale Kommunikation kein ausreichender Ersatz zum persönlichen Gespräch. Wir versuchen aktiv über Publikationen, Videos und Auszeichnungen Interessenten anzusprechen, aber es führt in dieser Corona-Phase selten zum wichtigen nächsten Schritt.
Caduff: Wo sehen Sie die besonderen Stärken Ihres Angebots?
Fritzsche: Die besonderen Stärken bestehen in einer grossen Transparenz des Angebotes und der Portfolien, der schnelle direkte Draht zu den Portfoliomanagern wenn gewünscht und die zweifach gegebene Einzigartigkeit unserer Investmentstrategien. Das ist regelmässiges Einkommen aus Infrastruktur über Anleihen und der direkte Zugang zu Brownfield- Wasserinfrastruktur in den USA und Kanada.
Klein: Höchste ESG-Qualität und positive Wirkungen unserer Investitionen sind neben der risikoadjustierten Rendite unsere Ziele und unser Ansporn. Weiterhin messen und managen wir Klimarisiken sehr genau. Die Firma right. based on science hat aktuell bestätigt, dass unsere Fonds das Pariser 1,75 Grad-Ziel einhalten. Wir arbeiten daran noch besser zu werden. Aufgrund unserer Prozesse, der Portfolioqualität und unseren transparenten Reportings sind wir im Oktober in die PRI Leaders’ Group aufgenommen worden. Nur 36 Asset Manager und Asset Owner wie Pensionskassen und Versicherungen haben das aus 3.300 PRI Signatories erreicht. Im deutschsprachigen Raum war das neben uns nur noch die Allianz.
Rodewald: Mit einem verwalteten Vermögen von rund 69 Mrd. US-Dollar (Quelle: ETFGI per 31.08.2020) sind wir der viertgrösste ETF-Anbieter in Europa. Besonders hervorzuheben sind dabei unsere nachhaltigen ETFs, die mittlerweile etwa ein Viertel unserer Assets ausmachen und bei denen wir mit einem Marktanteil von etwa 30 Prozent zu den führenden Anbietern in Europa zählen. Durch unser breites Produktangebot in diesem Bereich sehe ich gute Chancen, diesen Marktanteil in Zukunft weiter auszubauen. Bereits seit 2011 bieten wir nachhaltige SRI ETFs an und decken neben vielen ETFs, die nach der MSCI SRI-Methodologie konzipiert sind, auch andere zentrale Portfoliobausteine wie den S&P 500 ESG oder den Euro Stoxx 50 ESG ab. Auch anleiheseitig sind wir mittlerweile breit aufgestellt. Die Anleiheseite bildet den Schwerpunkt der in diesem Jahr neu aufgelegten Nachhaltigkeits-ETFs. Wichtig: Bei allen nachhaltigen ETFs setzen wir auf physische Replikation und verzichten per Prospekt auf Wertpapierleihe - beides sind ganz wesentliche Anforderungen unserer Kunden. Neben dem Thema Nachhaltigkeit möchte ich ausserdem unsere ETFs für Schwellenländer hervorheben, sowohl für die Aktien- als auch für die Anleiheseite.
Dr. Bischof: Die nova funds GmbH fokussiert auf die Konzeption und Umsetzung innovativer Investmentstrategien im Gesundheitssektor und berät professionelle Anleger. Zu den Stärken unseres Angebots zählen sicher nova funds’ Unabhängigkeit sowie ihre Spezialisierung auf das Thema Gesundheit sowie die damit einhergehende Expertise.
Caduff: Wie will Ihr Unternehmen in Deutschland weiter wachsen?
Dr. Bischof: Einerseits werden wir bewährte Marketingkanäle intensiver nutzen. Andererseits, und das scheint mir wichtiger, wollen wir uns auf der Vertriebsseite personell verstärken. Allerdings ist es jetzt noch zu früh, um schon Namen zu nennen.
Klein: Nachhaltigkeit und insbesondere der Klimaschutz werden zunehmend wichtiger. Hier erwarten Investoren von Vermögensverwalten gründliches Research, einen effektiven Investmentprozess und zusätzlich Engagement mit den investierten Unternehmen. Diese Aufgaben erfüllen wir so gut, dass wir bereits mehrere Auszeichnungen erhalten haben wie den «Deutschen Exzellenzpreis», den «Sustainable Investment Award Multi Asset Manager of the Year» und die seltene Platin-Kategorie im «TELOS ESG Check». Diese hohe Nachhaltigkeitsqualität in Verbindung mit sorgfältigem Risikomanagement ist das Fundament unserer Performance. Das sollte Anleger überzeugen bei uns zu investieren. Wir bieten verschiedene Anteilsklassen an, so dass neben zum Beispiel Pensionskassen und Stiftungen auch Privatkunden bei uns investieren können.
Fritzsche: Wir werden wachsen, da unsere propagierten Ziele bisher in den letzten Jahren immer erreicht wurden. Wir versprechen nicht mehr! Das heisst, Investoren erhöhen ihre Positionen und dazu kommen neue Investoren. Dies geschieht durch Empfehlungen und direkte Einzelansprache und kein Massenmarketing.
Rodewald: Seit jeher bauen wir unser Produktangebot nur dann aus, wenn eine gezielte Nachfrage besteht und wir eine Erweiterung als langfristig sinnvoll erachten - bei dieser Herangehensweise wird es bleiben. Um die exakten Bedürfnisse unserer Kunden zu kennen, stehen wir in kontinuierlich engem Austausch mit ihnen. Die täglichen Gespräche und regelmäßigen Web-Konferenzen machen eines deutlich: Auch zukünftig wird das Thema Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen. Gerade in diesem Segment sehen wir für die gesamte Finanzindustrie neben gewissen Herausforderungen vor allem auch erhebliche Potenziale. Wir begleiten unsere Kunden eng auf ihrem Weg und bieten sowohl mit unseren Produkten als auch mit unserer Expertise bestmögliche Unterstützung.
Teilnehmende

Dr. Andreas Bischof
Managing Partner
nova funds GmbH
Lucile-Grahn-Strasse 47
81675 München
Der Molekularbiologe Dr. Andreas Bischof beschäftigt sich seit über 21 Jahren beruflich mit Gesundheitsaktien, zunächst als Aktienanalyst Biotechnologie und Gesundheit bei Sal. Oppenheim und Cheuvreux in Frankfurt. Im Anschluss an diese Tätigkeiten auf der Sell-Side wechselte er 2004 zu Allianz SE nach München, bei der er mehr als acht Jahre lang eines der weltweit grössten Aktienportfolios im Gesundheitsbereich managte, mit über 1 Mrd. Euro Assets under Management (AuM). 2013 gründete er die auf Gesundheit spezialisierte Investmentboutique nova funds GmbH, die er seit 2014 zusammen mit dem Volkswirt Oliver Kämmerer führt und zu der mittlerweile unter anderem auch ein fünfköpfiger wissenschaftlicher Beirat gehört. Der Fonds «nova Steady HealthCare» hat mehrere Auszeichnungen gewonnen, so von Citywire, €uro und Morningstar.

Rainer Fritzsche
Initiator, OVID Infrastructure
HY Income Fonds
OVIDpartner GmbH
Heiliger Weg 8-10
44135 Dortmund
Rainer Fritzsche, Jahrgang 1960, begann seine berufliche Laufbahn in 1990 bei Equity&Law Fondsmanagement. Es folgten Stationen bei Fidelity Investments, GAM und die verantwortliche Lancierung von M&G in Deutschland und Österreich. Bis 2013 arbeitete er für die Man Investments AG aus der Schweiz heraus. 2014 erfolgte die Gründung der OVIDpartner GmbH.

Christoph Klein, CFA, CEFA
Managing Partner
ESG Portfolio Management GmbH
Weissfrauenstrasse 12-16
60311 Frankfurt
Christoph Klein investiert schon seit vielen Jahren besonders nachhaltig und publiziert regelmässig zu diesem Thema. Er war Managing Director bei der Deutsche Asset Management und Leiter der Bereiche Non-Financial und ESG Credit. Er unterrichtet Analysten und Portfolio Manager bei der «Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management» (DVFA) in Frankfurt und ist Referent für ESG-Seminare bei Moody’s Analytics.

Dag Rodewald
Head Passive & ETF Specialist
Sales Deutschland & Österreich
UBS Asset Management
(Deutschland) GmbH
Bockenheimer Landstrasse 2-4
60306 Frankfurt
Dag Rodewald ist Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei der UBS Asset Management (Deutschland) GmbH, in Frankfurt. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung an den Finanzmärkten. Vor seinem Eintritt bei UBS ETFs im Jahr 2013 war er für verschiedene internationale Investmentbanken tätig, zuletzt als Leiter des Sales Trading bei der Commerzbank. Dag Rodewald ist Diplom-Volkswirt und hat an den Universitäten in Heidelberg und Regensburg sowie der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, studiert.
Moderator

Thomas J. Caduff
CEO
Fundplat GmbH
Badenerstrasse 144
8004 Zürich
Schweiz
Thomas J. Caduff ist CEO der Fundplat GmbH. Er ist seit rund 40 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten das Börsenkommissariat des Kantons Zürich, die Bank Vontobel, die Credit Suisse und die UBS. Thomas J. Caduff diente ferner drei Jahrzehnte lang in einer Division und mehreren Brigaden der Schweizer Armee als Kommunikations-/Medienoffizier.