2. «Experten-Roundtable» in Frankfurt am 14.08.2018










Drei Fonds-Unternehmer reden über Kundenpflege, Akquise und Performance
Caduff: Meine Herren, wie sieht ein klassischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Berenger: Mein klassischer Arbeitstag ist eine Mischung - ein Drittel Kommunikation (Gespräche, E-Mails), ein Drittel Forschung (Lesen, Wettbewerber studieren) und ein Drittel Reisen. Ich bin sehr viel unterwegs.
Gridl: Der typische Arbeitstag beginnt bei mir mit der Analyse der Märkte, dem Lesen von externem Research, der Prüfung der Portfoliopositionierung und der Überwachung der Performance. Ganz wichtig sind für uns auch die Risikoreports von «Universal Investment», bei denen wir auf Einzeltitelebene alle Details sehen. Schliesslich geht es natürlich um Kundenkontakte und Akquise von Neukunden.
Dr. Oehm: Da ich in Frankfurt wohne und unser Unternehmen in der Schweiz sitzt, fahre ich oft mit dem Zug nach Zug. Da kann ich mich dann mit der Börse beschäftigen. Das geht morgens um 5 Uhr los, auch wenn ich nicht mit dem Zug fahre. An neun von zehn Tagen ist vielleicht nicht so viel zu veranlassen, aber wenn doch, dann erfolgt die Abstimmung mit meinem Kollegen und wir haben uns bei Börseneröffnung um 8 Uhr morgens bereits bestens abgestimmt.
Caduff: Wie pflegen Sie Ihre bestehenden Kunden und wie kommen Sie zu neuen?
Gridl: Wir kennen alle institutionellen Kunden persönlich und pflegen zu ihnen einen sehr engen Kontakt. Das sind Family Offices, Dachfonds-Manager, Vermögensverwalter, usw. Sie erhalten von uns auch regelmässige Publikationen. Bei der Kundenakquise arbeiten wir mit einem externen Consultant zusammen, der uns hilft, Kontakte zu neuen Family Offices oder Dachfonds-Managern zu knüpfen. Das ist ein Consultant, der erstklassig vernetzt ist in diesem Segment und hier bekommen wir sehr gute Gespräche und können darüber immer wieder neue Kunden gewinnen. Wir nutzen auch Plattformen wie beispielsweise «Fundspec», um uns bei der Market Community zu präsentieren.
Dr. Oehm: Also die Kunden wollen ja nicht immer Mittagessen gehen oder eine Flasche Rotwein trinken, sie interessieren sich mehr für Informationen. Deshalb haben wir eine Website, auf der wir alles, was wir für wichtig halten, veröffentlichen. Nicht nur Factsheets, sondern auch Hintergrundinformationen. Das ist neben der Aktienauswahl unsere Hauptarbeit. Die Entscheidungen und Positionierungen des Fonds transparent zu präsentieren ist sehr wichtig. Jeder Kunde kann die Informationen dann so, wie es ihm gefällt, konsumieren oder es auch lassen. Er hat bei uns eine fondsbezogene Informationsdichte und Transparenz, die es bei den meisten Fonds so gar nicht gibt. Wir machen selbstverständlich auch Präsentationen und nehmen an Konferenzen teil und führen Einzelgespräche mit Investoren in Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz.
Berenger: Die Kunden kommen zuerst, dann unsere Mitarbeitenden und an dritter Stelle die Firma und ihre Rentabilität. Wir bieten eine ausgezeichnete Kundenbetreuung, halten sie ständig auf dem Laufenden bezüglich unserer Energie-Strategien. Um neue Kunden zu finden, nehmen wir auch an Ihren «Experten-Lunches» teil und werden bald Interviews auf Ihrer Plattform geben.
Caduff: Was erwarten Kunden am meisten von Ihnen - ist es Performance?
Dr. Oehm: Performance ist natürlich wichtig, aber die Frage ist, wie diese erreicht wird und welche Risiken dafür eingegangen werden, ist genauso wichtig. Mit einem Hochrisikoprodukt ein sichereres Produkt zu schlagen, ist ja kein Kunststück. Deswegen kommt es eben nicht nur auf die Performance an, sondern auf die Volatilität beispielsweise. Unser Ziel ist es, eine Aktienmarktrendite für institutionelle Investoren zum Beispiel gemessen am STOXX Europe 600 Index oder am DAX Index zu erzielen, aber eben mit einer geringeren Volatilität, ein Drittel weniger bzw. die Hälfte.
Berenger: Für uns ja, klar (lacht). Die Performance ist immer das Ziel. Aber Kunden verlangen auch eine Diversifikation mit unseren Strategien und eine gute Kommunikation. Besonders dann, wenn die Performance nicht so gut ist. Dann müssen wir erklären warum, was machen wir, was könnte heute, morgen oder übermorgen im Energiemarkt passieren. Klarheit, Kommunikation und Diversifikation, das ist es. Aber last but not least: Immer mehr Kunden wollen Richtung «Impact Investing» gehen, also positiven Einfluss punkto Umwelt und zum Leben im Allgemeinen nehmen.
Gridl: Die Kunden erwarten von uns Produktwahrheit und Produktklarheit. Wir haben ja mit unserem Fonds ein Produkt, das auf Absolute Return abzielt, und hier ist es entscheidend, dass wir die Draw Downs wirklich minimieren, so wie wir das den Kunden darlegen. Gleichzeitig geht es aber auch darum, positive Renditen zu erwirtschaften, damit über den Gesamtzeitraum die Mindestrendite von Geldmarkt plus 3 Prozent p.a. (nach Kosten) erwirtschaftet werden kann. Auf der anderen Seite möchten die Kunden von uns eine klare Kommunikation der Anlagestrategie, was verändern wir, warum tun wir das, was sind die Hintergründe und wie sind unsere Einschätzungen. Das sind eigentlich die Kriterien, die die Kunden von uns erwarten.
Caduff: Welches Ihrer Produkte ist aktuell der Favorit?
Berenger: Wasser und Clean Energy.
Gridl: Für uns ist es besonders wichtig, Draw Downs zu minimieren. So haben wir mit dem «Gridl Global Macro UI Fonds» in diesem Frühjahr lediglich knapp 2,5 Prozent verloren, als die Aktienmärkte um die 10 Prozent korrigiert hatten. Insbesondere geht es in unserem Fonds darum, ein besseres Risk-Return-Profil zu erzielen als mit einer reinen Buy- und Hold-Strategie von Aktien und Anleihen. Das heisst also über die Asset-Allokation einen Mehrwert für die Investoren zu generieren. Da bringen wir sehr viel Know-how und Erfahrung mit. So können wir losgelöst von Strategiemeetings unsere Meinung zeitnah umsetzen.
Der Fonds deckt ein sehr breites Anlageuniversum ab und nutzt die Bandbreiten auf der Aktien- und Anleiheseite voll aus. Das heisst, es gibt keine Restriktionen und wir können sogar auch eine negative Allokation im Aktienexposure bzw. in der Duration eingehen. Im laufenden Jahr war beispielsweise die Aktienquote im Tiefpunkt bei 6 Prozent und im Hochpunkt bei knapp 70 Prozent. Hierbei hilft uns der sehr breite Einsatz von Derivaten in der Anlagestrategie. Ansonsten investieren wir direkt in Aktien und Anleihen.
Dr. Oehm: Unser Favorit ist ein Aktienfonds, der sich auf Europa konzentriert, und in der europäischen Schublade sind wir ein Produktanbieter, der ein unternehmerisch geführtes Produkt anbietet, das zum Ziel hat, konzentriert in Unternehmen zu investieren, die wir nach unserem Private-Equity-Ansatz auswählen. Das erfolgt über den Konjunkturzyklus und ermöglicht dadurch langfristig eine höhere Rendite zu erreichen mit einer geringeren Schwankung. Als Nebeneffekt wollen wir immer in hochqualitativen Unternehmen investiert sein, und Qualität wird eben nicht nur an Zahlen festgemacht. Wir schauen auch immer auch, was sind das für Menschen, die dahinterstehen. Am Ende ist es ebenso wie im Leben auch bei den Finanzen: es kommt immer darauf an, wer es macht. Zusammengefasst können wir sagen: für uns bedeutet Auswahl nach dem Private-Equity-Ansatz immer die Beschäftigung mit der Frage, ob wir auch die ganze Firma kaufen würden.
Caduff: Wie lauten Ihre Ziele für die nähere Zukunft?
Dr. Oehm: Unsere Ziele sind zwei, nämlich: Das Kapital unserer Anleger und unser eigenes, das nicht zu knapp im Fonds steckt, weiter sinnvoll zu investieren und das so, dass es auch in Krisenphasen nicht nur überlebt, sondern auch gut durchkommt. Das ist das eine, und das andere ist natürlich, die weitere Entwicklung des Fonds so zu gestalten, dass wir damit noch mehr Investoren überzeugen können, in unseren Fonds zu investieren. Das macht so viel Arbeit, dass ich gar keine weiteren Ziele formulieren muss.
Gridl: Unser oberstes Ziel sind natürlich zufriedene Kunden. Das bedeutet, wir wollen die Erwartungen, die an uns geknüpft werden, erfüllen. Insbesondere, was die Wertentwicklung und das Risk-Return-Profil anbelangt. Wir wollen aber auch das Fondsvolumen weiter steigern. Wir sind vor acht Monaten an den Start gegangen und da ist natürlich ganz klar das Ziel, im Lauf der nächsten Quartale das Volumen kontinuierlich zu erhöhen. Hier sind wir - nicht zuletzt auch aufgrund der guten Wertentwicklung - auf einem sehr stabilen und guten Pfad.
Berenger: Wir möchten in Europa mehr Kunden bekommen und noch besser bekannt werden. Wir möchten als Firma innovativ bleiben, neue Ideen haben und gute Produkte entwickeln.
Teilnehmende

David Berenger
Vice President, European Business Development
Tortoise Capital Advisors
23, rue de Bruyeres
1274 Howald
Luxemburg
David Berenger ist Vice President und verantwortlich für das European Business Development von Tortoise Capital Advisors. Er arbeitet aus dem luxemburgischen Howald heraus.

Manfred Gridl CFA
Geschäftsführer
Gridl Asset Management GmbH
Pegnitzstrasse 3
80638 München
Manfred Gridl kann auf 20 Jahre Berufserfahrung in der Vermögensverwaltung und im Fondsmanagement bei renommierten nationalen und internationalen Adressen zurückblicken. Sein Schwerpunkt liegt seit über zwölf Jahren auf der Verwaltung von Multi-Asset-Class-Lösungen mit einem Schwerpunkt auf Absolut-Return-orientierten Anlagestrategien. Weiterhin verfügt er über eine langjährige Erfahrung in der Aktienanalyse. Er ist Diplom-Wirtschaftsingenieur (Technische Universität Dresden) und CFA Charterholder.

Dr. Georg Oehm
Gründer und Verwaltungsrat
Mellinckrodt & Cie AG
Bellevueweg 12
6300 Zug
Schweiz
Der 1965 in Meppen an der Ems geborene Georg Oehm arbeitet seit seiner Banklehre Mitte der 80er Jahre in Frankfurt «rund um die Börse». Nicht nur die Diplomarbeit über den Kurssturz 1987 und seine Promotion über den Rohstoffhandel von Kupfer hatten mit der Börse zu tun. Auch Unternehmenskäufe und -verkäufe sowie die Begleitung von IPOs gehörten zu seinen Tätigkeiten. Seit 2008 bei Mellinckrodt aktiv, ist er heute Verwaltungsratsvorsitzender der Mellinckrodt 2 SICAV in Luxemburg, einem UCITS-Fonds, der in Luxemburg, Deutschland und Österreich zum öffentlichen Vertrieb zugelassen ist.
Moderator

Thomas J. Caduff
CEO
Fundplat GmbH
Badenerstrasse 144
8004 Zürich
Schweiz
Thomas J. Caduff ist CEO der Fundplat GmbH. Er ist seit über 30 Jahren in der Finanzindustrie tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten das Börsenkommissariat des Kantons Zürich, die Bank Vontobel, die Credit Suisse und die UBS. Thomas J. Caduff diente ferner drei Jahrzehnte lang in einer Division und mehreren Brigaden der Schweizer Armee als Kommunikations-/Medienoffizier.