15 Jahre ETFs - Eine Erfolgsstory

Deputy Head iShares Switzerland
BlackRock Asset Management Schweiz AG, Zürich
blackrock.com
06.08.2015
Herr Württemberger, was fällt Ihnen ganz spontan ein, wenn Sie «Schweizer ETF-Markt» hören?
Die Schweiz ist einer der wichtigsten Märkte, und insbesondere die Schweizer Plattform ist von grosser Bedeutung für iShares. Immerhin handelt es sich bei der Schweiz um den grössten ETF-Markt in Kontinentaleuropa. Als grösster und führender Anbieter tragen wir hierzulande zur Erfolgsgeschichte der ETF-Branche bei, die sich innert 15 Jahren von Grund auf zu einer florierenden Branche entwickelte. Wir sehen noch einige Bereiche mit grossem Wachstumspotenzial - auch hat die Akzeptanz von ETFs unter Schweizer Investoren und das Wissensniveau bezüglich Indexfonds spürbar zugenommen. Aktuell können Anleger in der Schweiz in über 2‘000 ETFs investieren. Der Trend geht hin zu neuen Themen - Smart Beta etwa, also ETFs mit einem speziellen Auszahlungsprofil oder auch ETFs mit risikoadjustiertem Ansatz. Zudem werden Obligationen-ETFs stark nachgefragt, um im aktuellen Niedrigzinsumfeld Rendite zu generieren. Auch die Währungsbesicherung bleibt ein wichtiges Thema.
Das heisst, Sie sind fast rundum zufrieden.
Der Branche geht es gut, der ETF-Markt floriert und verbuchte für das erste Halbjahr 2015 Rekordzuflüsse - das stimmt uns schon sehr positiv. Für ETFs spricht aber auch das aktuelle Marktumfeld. Bei diesen tiefen Zinsen erhalten Anleger kaum noch Ertrag. Die Folge davon ist, dass sie tendenziell mehr Risiken eingehen und gleichzeitig nach günstigen Anlagelösungen suchen, um doch noch Renditen zu erzielen. Wir rechnen daher auch nachhaltig mit einem beträchtlichen Wachstumspotenzial. Aber auch das regulatorische Umfeld spielt uns in die Hände. Ein höherer Grad an Regulierung bedeutet für Banken und Vermögensverwalter auch höhere Kosten. Tiefpreisprodukte stossen hier auf grosses Interesse. Aufwind geben uns neue Vertriebskonzepte, wie z.B. die honorarbasierte Vergütung sowie der stetig hohe Innovationsgrad.
Konnten iShares-ETFs im laufenden Jahr hierzulande Akzente setzen?
Ein einschneidendes Ereignis war anfangs Jahr sicherlich die Aufhebung des Euro-Mindestkurses, die vielen Investoren leider grosse Verluste bescherte. Währungsbesicherte Produkte wurden und sind stark nachgefragt, kommen sie doch dem wachsenden Bedürfnis der Kunden entgegen, sich nicht den Währungsrisiken in lokalen Anlagen aussetzen zu müssen. Mit einem währungsbesicherten ETF konnte im Januar 2015 etwa eine deutlich bessere Entwicklung erzielt werden als mit einem ETF ohne Währungsabsicherung. Auch längerfristig waren währungsbesicherte ETFs sehr erfolgreich. Über einen Zeitraum von 12 Monaten haben sich die währungsgesicherten Produkte gegenüber jenen ohne Hedge besser entwickelt: In Japan waren es 17 versus 4 Prozent, beim MSCI World 12 versus 9 Prozent.
Infolge des Frankenschocks haben wir im ersten Halbjahr weitere währungsbesicherte Produkte lanciert, um Schweizer Anlegern Investitionen in möglichst viele Segmente zu ermöglichen. Speziell für Schweizer Investoren bauen wir zudem das Produktangebot an in der Schweiz domizilierten ETFs stetig aus. Diese ergänzen unsere in Irland und Deutschland domizilierten ETFs und bieten Zugang zur grössten und liquidesten Palette an Aktien, Fixed Income oder Gold. Auf dem Schweizer Markt ist iShares der einzige Anbieter mit einem komplett physisch replizierten Angebot, das auch den SMI, SMIM, SLI und Schweizer Fixed-Income-Produkte umfasst.
Sie sind täglich im Kontakt mit Grossanlegern, was wünschen diese am meisten?
Grossanleger sehen das grosse Potenzial von ETF-Portfoliolösungen, insbesondere als Gegenmittel zu den Folgen der Negativzinsen mit sogenannten Liquiditätsalternativen. Sie sehen sich mit einem äusserst schwierigen Umfeld konfrontiert, welches sich nach der Aufhebung der Kursuntergrenze zum Euro im Januar zusätzlich verschärfte. Anlagevehikel, die über Cash-ähnliche Liquidität und Sicherheit verfügen, aber eben nicht Cash sind - und deshalb auch nicht den Negativzinsen unterliegen - sind stark nachgefragt. Das gegenwärtige Umfeld bietet uns die Chance, iShares nicht nur als Baustein-Lieferant, sondern ebenfalls als Lösungs-Anbieter zu positionieren, indem wir beratend tätig sind und gleichzeitig entsprechende Produkte und gesamte Lösungsmodelle anbieten.
Aber das gibt es doch alles schon…
Unsere Produktpalette wird laufend angepasst, geht auf Marktveränderungen ein und bietet die entsprechenden Lösungen. Um z.B. noch mehr Vermögensverwalter von ETF-Portfoliolösungen und unabhängige Finanzberater zusammenzubringen, lancierte iShares 2014 das kostenlose «Connect Programm». Gerade unabhängige Finanzberater und deren Kunden können profitieren, wenn spezialisierte Vermögensverwalter das Investmentmanagement auf ETF-Basis übernehmen. Sie gewinnen dann Zugang zu den unterschiedlichsten Portfolioansätzen und können aus einer Vielzahl verschiedener Angebote das passende für ihre Kunden auswählen. Gleichzeitig können Finanzberater so den steigenden Anforderungen der zunehmenden Regulierung begegnen. 14 Partner haben sich in der Schweiz schon angeschlossen.
Was nehmen Sie und Ihr Team sich fürs restliche Jahr noch vor?
Wir rechnen nach wie vor mit einem beträchtlichen Wachstumspotenzial, Anleger werden auch weiterhin ETFs als Zugangsinstrument für Märkte und Themen nutzen und sich im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld nach liquiden Alternativen umsehen. Innovationen, wie Obligationen-ETFs aber auch Faktor-ETFs, insbesondere zur Steuerung von Volatilität werden in diesem Kontext zunehmend auf starkes Interesse stossen. Sicherlich wird der Bedarf auch immer mehr von Selbstentscheidern, sprich Privatinvestoren, gleichermassen wie von institutionellen Investoren forciert. Vorgenommen haben wir uns, die unterschiedlichen Bedürfnisse dieser Zielgruppen massgeschneidert zu bedienen - und das am besten mit Produkten aus Schweizer Produktion. Wir sind lokal stark verankert und auch unsere Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern vor Ort möchten wir weiter intensivieren. Daher haben wir uns einiges fürs restliche Jahr vorgenommen.
Sven Württemberger ist Deputy Head iShares Switzerland. Zuvor war er als Leiter Vertrieb iShares Wealth Deutschland für den Vertrieb an Banken, Vermögensverwalter, Family Offices und Plattformen in Deutschland verantwortlich.