25 Jahre später: ETFs sind und bleiben sinnvolle Instrumente für alle Anleger

05.01.2018
Herr Meyer zu Drewer, das alte Jahr ist vergangen, 2018 ist noch jung. Drei Ereignisse, die Ihnen spontan zum abgelaufenen 2017 einfallen?
Logischerweise fällt mir als erstes das neuerliche starke Wachstum des ETF-Marktes ein. Auch wenn wir die endgültigen Statistiken noch nicht kennen, so erwarten wir eine Steigerung um rund 25 Prozent für das abgelaufene Jahr. Die Nachfrage lag einmal mehr bei Aktien-ETFs mit einer Überraschung bei den Schwellenländern, die viele Beobachter so nicht im Fokus hatten. Was die zweite Erinnerung ist, die ich sofort habe: Der DAX legte rund 14 Prozent zu, der MSCI Emerging Markets in Euro um rund 21 Prozent. An dritter Stelle fällt mir das nach wie vor grösser werdende Interesse von Privatanlegern ein. Hier dürfte es einen Anstieg um rund 40 Prozent gegeben haben. Natürlich muss eine solche Zahl eingeordnet werden, auch wenn es für den deutschen Markt zu ETFs nur Schätzungen gibt: Demnach dürfte das unmittelbar von Privatanlegern gehaltene Anlagevolumen in ETFs bei rund 10 Prozent liegen. Das schliesst Sparpläne ein.
Wird dieser Schwung in 2018 so weiter gehen?
Davon sind wir überzeugt! Vielen Privatanlegern ist inzwischen klar geworden, dass Kosten eine wichtige, oft sogar die entscheidende Rolle beim langfristigen Vermögensaufbau spielen. Vor allem in einem Niedrigzinsumfeld, dass uns sicherlich noch längere Zeit begleiten dürfte. Trotz der Zinssteigerungen jenseits des Atlantiks, wo die amerikanische Zentralbank im vergangenen Jahr dreimal tätig geworden ist. Und in 2018 drei weitere Schritte erwartet werden. In den letzten Tagen war zu lesen, dass einzelne Analysten inzwischen in den nächsten zehn Jahren keine Rückkehr zu «normalen» Zinsen erwarten.
Kosten als das einzige Argument…
Natürlich nicht! Es ist und bleibt schwer, langfristig besser zu sein als der Markt. Das ist eine Erkenntnis, die Investoren immer wieder selbst erfahren. Und die durch Statistiken untermauert wird.
Statistiken, die nicht hinterfragt werden müssen?
Was ich jedem Interessierten nur empfehlen kann. Der Punkt ist auch ein ganz anderer: Es geht meiner Meinung schon lange nicht mehr darum, schwarz-weiss zu malen, also banal aktiv versus passiv zu spielen. Beides hat Vorteile. Und ETFs können dort Unterstützung leisten, wo es um das Einbringen eigener Stärken geht. Wer immer wieder in allen Märkten und Themen besser als ein sorgfältig gewählter Vergleichsmassstab ist oder über die nötigen Mittel verfügt, breit zu diversifizieren, kann, nein sollte beruhigt an börsengehandelten Investmentfonds vorbei gehen. Allen anderen sind ETFs unterstützende Instrumente in unterschiedlichsten Markt- und Bedürfnislagen.
Ist das der Grund, warum Robo-Advisor ETFs bevorzugen?
Robo-Advisor ist nicht gleich Robo-Advisor, auch wenn das von aussen so erscheint. In Deutschland alleine gibt es über 40 Robo-Angebote, in Europa knapp 100. Inzwischen ist darunter auch mindestens eine «Maschine», die direkt in Aktien oder Anleihen, aber auch Fonds investiert. Die Vielfalt nimmt also zu. Insgesamt dürften bei Robos in Deutschland derzeit rund 1,5 Mrd. Euro liegen. Für Europa ist die Zahl etwa doppelt so hoch. Die Zeit ist aber noch zu kurz, um den nachhaltigen Erfolg dieser Anlagenverwaltung im digitalisierten Zeitalter zu beurteilen. Außerdem stellt sich die Frage, ob in ruppigeren Zeiten an den Kapitalmärkten Anleger nicht doch lieber Beratern aus Fleisch und Blut gegenüber sitzen wollen. Ansonsten trifft zuvor Genanntes aber auf viele Robos zu: ETFs sind ideale Bausteine, um Strategien kostengünstig, einfach und schnell umzusetzen. Eigenschaften, die ETFs in den letzten 25 Jahren seit dem weltweit ersten ETF auszeichnen. Bevor es jetzt aber einen Aufschrei gibt: 25 Jahre seit dem offiziellen Beginn der Zeitrechnung bei ETFs, der in das Jahr 1993 zurück reicht. Insgesamt haben ETFs noch vier Jahre mehr auf dem «Buckel».
Thomas Meyer zu Drewer verantwortet als Geschäftsführer das ETF-Geschäft der Commerzbank unter der Marke «ComStage». Er begleitet den ETF-Markt in Europa seit seiner Entstehung vor bald 20 Jahren, zunächst als Fondsmanager, dann im Vertrieb.