26 Jahre Lipper Fund Awards in der Schweiz!

11.02.2015
Herr Glow, am 3. Februar fanden im Zürcher Marriott Hotel die alljährlichen Lipper Fund Awards statt. Wie lief es?
Die Verleihung der Lipper Fund Awards am 3. Februar war die 26. Awards-Verleihung in der Schweiz und bildete, wie in jedem Jahr, den Auftakt zu unserer globalen Veranstaltungsreihe. Auch in diesem Jahr nahmen wiederum rund 200 Teilnehmende aus der Schweiz, wie aber auch der internationalen Fondsindustrie, an der Verleihung der Lipper Fund Awards teil. Aus unserer Sicht war die Veranstaltung ein voller Erfolg, und wir freuen uns schon heute auf die Lipper Fund Awards 2016 in Zürich. Aber erstmal müssen wir die diesjährige Awards-Saison mit den Veranstaltungen in London und Frankfurt, wo am 24. März nicht nur die deutschen, sondern auch die europäischen Lipper Awards verliehen werden, hinter uns bringen.
Waren die Sieger in etwa die gleichen Adressen wie im vorigen Jahr?
Natürlich haben wir bei den Lipper Fund Awards in jedem Jahr unterschiedliche Gewinner, allerdings haben sich auch einige Fonds, wie der Credit Suisse Select (CH) Swiss Equities 130/30 B, mittlerweile als Seriensieger etabliert. Auch bei den besten Fondsanbietern gibt es mit der Jyske Invest mittlerweile einen Dauergewinner, während die Gewinner der anderen Kategorien doch relativ häufig wechseln. Aber auch 2015 konnten einige andere Anbieter ihre Spitzenposition behaupten und erhielten die begehrten Lipper Awards als bester Anbieter in ihrer Kategorie zum zweiten Mal in Folge.
Das heisst, es wurde nicht langweilig…
Bei einer Awards Verleihung wird es nie langweilig, denn selbst wenn die gleichen Anbieter oder Fonds mehrere Jahre in Folge gewinnen, ist es für die Anwesenden doch immer spannend. Schliesslich werden die Ergebnisse ja erst an diesem Abend veröffentlicht und somit weiss vorher, ausser den Gewinnern, niemand, wer auf der Bühne geehrt wird. Und sind wir doch mal ehrlich, bei allem Wettbewerbsdruck ist es doch schön, die erfolgreichsten Vertreter der Branche zu sehen und sich im Anschluss an die Awards-Verleihung mit ihnen austauschen zu können, auch wenn man selbst nicht gewonnen hat.
Hand aufs Herz: Gab es für Sie handfeste Überraschungen?
Selbst wenn man einen Markt gut zu kennen glaubt, gibt es doch in jedem Jahr wieder Überraschungen bei den Gewinnern. Allerdings waren die Awards 2015 in dieser Hinsicht nicht so aufreibend wie in anderen Jahren, wo es tatsächlich gleich mehrere Fondsanbieter geschafft hatten im ersten Jahr, in dem sie qualifiziert waren, auch einen Award zu gewinnen.
Ist es eigentlich aufwendig, die Sieger in den jeweiligen Kategorien herauszufinden?
Ich könnte jetzt «Nein» sagen, da die Ergebnisse automatisiert berechnet werden und wir entsprechend ja nur noch die Gewinner benachrichtigen müssen. Das greift aber viel zu kurz, denn während der Überprüfung der Ergebnisse müssen die Wertentwicklungshistorien von Tausenden von Fonds geprüft werden, was einen erheblichen Aufwand für die Datenanalysten darstellt, denn die Ergebnisse werden mit den offiziell vom Anbieter veröffentlichten Wertentwicklungen verglichen.
Zusätzlich werden auch die jeweiligen Vertriebszulassungen der Fonds und deren Zugehörigkeit zur entsprechenden Vergleichsgruppe verifiziert. Das heisst, neben den reinen Berechnungen müssen unsere Daten- und Researchanalysten einen hohen manuellen Analyse-Aufwand betreiben, bevor wir die Lipper Fund Awards in einem Land vergeben können. Dies bedeutet für die einzelnen Teams, dass sie über mehrere Wochen unter Dauerstress stehen, da diese Prüfungen parallel zur täglichen Arbeit der Analysten stattfinden.
Es gab bestimmt auch bekannte Adressen, die leer ausgingen. Müssen Sie hier Rechenschaft ablegen, weshalb es nicht zu einer Trophäe gereicht hat?
Wir erhalten in jedem Jahr Rückfragen von Gesellschaften, die keinen Award gewonnen haben, ihrer Ansicht nach aber einen Preis verdient hätten. Diese Rückfragen können aber in der Regel mit einem Verweis auf unsere Berechnungsmethodik schnell geklärt werden. Denn viele Gesellschaften schauen nur auf die Gesamtwertentwicklung eines Fonds über eine gewisse Periode, während bei den Lipper Fund Awards die risikoadjustierte Wertentwicklung mit Hilfe eines sogenannten «Non-overlapping Multi Period Models» bewertet wird, bei dem zusätzlich noch eine Komponente aus dem Bereich Behavioral Finance eingebaut ist, die eine unterdurschnittliche Wertentwicklung «bestraft», während es für Mehrerträge keine Belohnung gibt.
Gibt es Überlegungen, in Zukunft auch ETF-Emittenten zu bewerten?
ETFs sind ein integraler Bestandteil der Finanzindustrie, und wir würden auch diese Produkte gern mit einer angemessenen Methodologie bewerten. Allerdings fällt es uns schwer, Kriterien zu finden, mit denen ETFs wirklich marktgerecht bewertet werden können, da es es gerade bei diesen doch sehr ähnlichen Produkten eine grosse Anzahl von Stellschrauben gibt, die es fast unmöglich machen, geeignete Kriterien zu finden. Eine Frage ist zum Beispiel: Wie beurteilt man einen Mehrertrag aus der Wertpapierleihe versus einem ETF, der Swaps einsetzt und einem Fonds mit einer leichten Underperformance, der aber keine Optimierungstechniken einsetzt? Die Bewertung von ETFs mit einem eigenen Bewertungsschema ist bei Lipper ein Thema, das permanent bearbeitet wird. Allerdings sind wir bisher, obwohl es schon diverse gute Ansätze gab, noch zu keiner marktfähigen Lösung gekommen.
Detlef Glow, MBA (UoW), begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Anfang 2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Detlef Glow Leiter der Fondsanalyse von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika (EMEA). Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.