«5-Jahres-Ziel für die Schweiz schon nach drei Jahren erreicht»

Regionenleiter Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein
Old Mutual Global Investors (Schweiz) GmbH, Zürich
omglobalinvestors.com
03.11.2017
Herr Issler, Sie haben im Mai 2015 die Schweizer Niederlassung von Old Mutual Global Investors eröffnet. Wie hat sich das Geschäft seit Ihrem Schweizer Markteintritt entwickelt?
Hervorragend. Wahrscheinlich werden wir unser 5-Jahres-Ziel für die Schweiz schon nach drei Jahren erreichen. Dies ist insbesondere auf zwei Gründe zurückzuführen: Einerseits läuft es bei Old Mutual gesamthaft sehr gut: Im allgemein schwierigen Jahr 2016 beispielsweise waren wir einer der wenigen Asset Manager weltweit, der einen Netto-Neugeldzufluss erzielte. Insgesamt haben sich in den letzten drei Jahren unsere verwalteten Vermögen verdoppelt. Andererseits stossen unsere Fonds insbesondere in der Schweiz und in Deutschland auf sehr hohes Interesse.
Welche Fonds sind das hauptsächlich?
Wir haben uns besonders mit nicht-direktionalen Anlagefonds, so genannten Liquid Alternatives, einen Namen gemacht. Rund ein Drittel unserer Vermögen sind mittlerweilen in solchen Fonds, sei es in diversen Long-Short-Aktien-Strategien oder in verschiedenen nicht indexgebundenen Anleihen-Fonds. Aber auch Themen wie Gold & Silber, Style Premia und Cocos stossen auf Interesse. Ich denke, Anleger realisieren zunehmend den Bedarf, mehr Diversifikation in ihre Portfolios zu bringen. Die Bond Rally neigt sich dem Ende zu, und Aktien scheinen angesichts der makroökonomischen und politischen Risiken eher hoch bewertet.
Gibt es hier länderspezifische Unterschiede, die Sie feststellen? Sie sind ja nicht nur für die Schweiz, sondern für die ganze DACH-Region zuständig.
Die Schweiz ist eine Hochburg für globale Finanzhäuser. Mit UBS, Credit Suisse und Julius Bär sind drei der weltweit grössten Vermögensverwalter hier angesiedelt. Aber auch zahlreiche ausländische Institute verwalten in der Schweiz einen grossen Teil ihrer Vermögen, wie beispielsweise Deutsche Bank, BNP Paribas, Citibank, BBVA oder HSBC, um nur einige zu nennen. In Deutschland ist der Markt breiter verteilt: Zum einen gibt es die hochgradig spezialisierten grossen Institute und Multimanager, auf der anderen Seite das breite Retailgeschäft. Das macht es aufgrund der verschiedenen Voraussetzungen und unterschiedlichem Fachwissen insgesamt anspruchsvoller auf der personellen Seite. Grundsätzlich herrscht in allen drei Ländern aber eine ähnliche von Professionalität, Respekt und Ehrlichkeit geprägte Mentalität. So macht das Arbeiten viel Freude.
Welche anderen Regionen liegen derzeit im Fokus von Old Mutual?
Old Mutual ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Wir haben dabei unsere Investment Teams massgeblich verstärkt und die Kundenbasis sowohl nach Segmenten als auch nach Regionen ausgedehnt. So haben wir diesen Frühling zum Beispiel in Italien eine Niederlassung eröffnet. Dies wurde vom Markt sehr positiv aufgenommen und wir sind zufrieden mit den bereits erzielten Fortschritten. Ansonsten sind wir auch in Spanien und Benelux sehr gut unterwegs.
Old Mutual Global Investors heimst jährlich zahlreiche Branchenpreise ein. Was macht Ihr Haus denn anders als die Mitbewerber?
Wir haben eine ungewöhnliche Firmenstruktur: Bei uns gibt es keinen CIO, sondern wir haben verschiedene autonome Investment Desks. Diese sind jeweils lediglich für einen oder eine Handvoll Fonds zuständig. Dort haben sie aber volle Freiheit, tragen aber auch die volle Verantwortung dafür, ihr spezifisches Renditeziel konsistent zu erreichen. Dies hat zwei Effekte: Zum einen sind die Leute dadurch motiviert, weil sie in einem unternehmerischen Umfeld Eigenverantwortung übernehmen können und nicht einfach als Portfolio Manager lediglich die CIO View in die Kundenkanäle einfliessen lassen muss. Im Weiteren führt dies zu einer Diversität von Marktmeinungen, was wiederum eine Betriebsblindheit verhindert.
Sie haben kürzlich mit Benjamin Hügli in Zürich einen Sales Director eingestellt. Sie scheinen also von einem anhaltenden Geschäftswachstum auszugehen.
Ja, wir sind sehr glücklich, mit Benjamin Hügli eine weitere ausgewiesene Fachperson im Fondsbusiness an Bord zu haben. Er kennt und versteht die Fondsindustrie seit vielen Jahren aus verschiedenen Blickwinkeln: Als Mitarbeiter einer Grossbank hat er sich im Fondsgeschäft sowohl um operationelle als auch um juristische Themen gekümmert. Danach eignete er sich im Verkauf sowohl im Banken- wie auch im Asset-Management-Geschäft einen herausragenden Erfolgsausweis an. Mit der fortwährend wachsenden Komplexität in der Fondsindustrie ist diese Vielfalt und Flexibilität enorm wichtig. Einfach nur Produkte verkaufen zu wollen, geht heute nicht mehr. Man muss schon im ersten Gespräch mit dem Kunden an mögliche Implikationen hinsichtlich Compliance, Steuern oder operationeller Umsetzung denken. Und hier bringt uns Benjamin Hüglis Fachwissen einen enormen Vorteil für die Zukunft. Denn die DACH-Region ist für Old Mutual Global Investors einer der wichtigsten Märkte, aus finanzieller wie auch strategischer Sicht.
Wo orten Sie das grösste Geschäftspotenzial, wo die grössten Herausforderungen?
Die Finanzwissenschaft ist im Vergleich zu anderen Wissenschaftszweigen noch relativ jung. Die moderne Portfoliotherie von Markowitz beispielsweise stammt aus den 1950er Jahren. Und mit der zunehmenden Digitalisierung eröffnen sich laufend neue Möglichkeiten im Portfolio Management. Ein aktiver Fondsmanager muss sich deshalb stetig weiterbilden und weiterentwickeln. Man muss den so genannten Alpha Decay, die Halbwertszeit, verhindern und auch als Firma agil bleiben. Das hat bei uns hohe Priorität. Wir haben auch bereits ein paar grosse Ideen, wie wir die kommenden zehn Jahre vorne mit dabei bleiben und unsere «thought leadership» unter Beweis stellen können. Das wird enorm spannend, aber leider kann ich dazu im Moment noch nicht mehr verraten.
Dominik Issler ist bei Old Mutual Global Investors seit Mai 2015 für die Entwicklung des Geschäfts in der Schweiz, Deutschland und Österreich zuständig. Der 42-jährige blickt auf eine langjährige, fundierte Erfahrung im Verkauf und in der Kundenbetreuung rund um Asset-Management-Lösungen zurück.