«Aktiv mit passiven Produkten ist die Zukunft»

19.04.2018
Herr Meyer zu Drewer, in Analogie zum gegenwärtig vorherrschenden und überraschend sonnigen Wetter: auch Sonnenschein am ETF-Himmel?
Der ETF-Himmel ist natürlich immer geprägt von den vielen Einflüssen des globalen Windsystems. Von daher stimmt Ihr Vergleich. Allerdings werden die Kapitalmärkte weiterhin eher schwierig bleiben. Eine Beobachtung oder Aussage, die Sie übrigens auch auf vielen in den letzten Wochen und Monaten stattgefundenen Konferenzen hören konnten. Nach der endgültigen Regierungsbildung in Deutschland kam die Auseinandersetzung der USA mit zahlreichen Partnern um Handelszölle und zuletzt die Spannungen um Syrien. Von innenpolitischen Verwerfungen in den USA ganz zu schweigen, die uns in Europa als Dauerthema zwar oft weniger berühren, dort aber eine bedeutende Rolle spielen. Dazwischen Meldungen, dass die Weltkonjunktur weiter robust wächst. Insgesamt lässt sich vermutlich eine gewisse Richtungslosigkeit konstatieren. Von der ETFs durchaus profitieren.
Inwiefern?
In den letzten Jahren haben sich börsengehandelte Indexfonds neben dem angestammten Einsatz in der langfristigen Asset Allocation zunehmend als ein probates Instrument etabliert, um an schnellen Bewegungen in den Kapitalmärkten teilzuhaben. Ein sich ständig veränderndes Umfeld erfordert oft schnelle Positionierungen. Da kommen ETFs natürlich gelegen. Und in der Tat sehen wir Bewegungen überwiegend bei ETFs auf Standardthemen, was dies untermauert. Wir gehen weiterhin davon aus, dass 2018 ein unruhigeres, ein volatileres Jahr bleiben und werden wird.
Lassen Sie uns über eine andere Beobachtung sprechen: Die Grenzen zwischen aktiven und passiven Fonds verwischen immer mehr. Ist das erst der Anfang eines grossen Trends?
In den neunziger Jahren und auch zu Beginn dieses Jahrhunderts war das Paradigma, entweder aktiv oder passiv zu investieren. Das hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Nicht nur bei den Anlegern, sondern auch bei den Produkten selbst. Das Stichwort ist hier «Smart Beta» in einem weiteren Sinne und der Exchange Traded Fund als Vertriebsweg im engeren Sinne. Am Ende des Tages ist es der Kunde, der entscheidet, welche Investmentstrategie, also passiv oder aktiv oder aktiv mit passiv für ihn persönlich der richtige Weg ist. Gleiches trifft auf die ETFs an sich zu: Dort, wo Investoren einen Mehrwert sehen, werden sie zugreifen. Auch wenn alle diese Diskussionen manchmal einen religiösen Charakter anzunehmen scheinen.
ComStage hat die Palette an Portfolio-ETFs erweitert. Treffen Ihre gerade getroffenen Aussagen auch auf diese Produkte zu?
Der Wunsch, der hinter den drei ComStage Vermögenstrategie ETFs stand, lautete einerseits die generellen Vorzüge von ETFs zu nutzen und andererseits ETFs anzubieten, die die Herausforderung der Vermögensaufteilung annehmen. Heraus kamen preisgünstige und an der Börse handelbare, ausser einem jährlichen Rebalancing ausschliesslich passiv gesteuerte Dachfonds-ETFs. Durch die unterschiedliche Bestückung mit Aktien-ETFs, Renten-ETFs und Rohstoffanlagen werden wir der Nachfrage nach einer defensiven, ausgewogenen und offensiven Anlagestrategie gerecht. Vermögensverwalter nutzen diese ETFs oft als Einstiegs- und Kundenbindungsinstrumente oder um sich auf die eigenen, aktiven Stärken fokussieren zu können. Für den Privatanleger sind es natürlich die idealen Sparplaninstrumente. Ab 25 Euro kann es los gehen. Was uns, wie Sie aus zahlreichen Gesprächen in der Vergangenheit wissen, sehr am Herzen liegt.
Thomas Meyer zu Drewer verantwortet als Geschäftsführer das ETF-Geschäft der Commerzbank unter der Marke «ComStage». Er begleitet den ETF-Markt in Europa seit seiner Entstehung vor bald 20 Jahren.