«Aktives Management kann sich auf schwierige Phasen einstellen»

Director, Head of Retail-/Wholesale Business, Central Europe
AB Europe GmbH, München alliancebernstein.com
01.12.2017
Herr Dr. Dilg, die Aktienmärkte haben in diesem Jahr mit wenigen Ausnahmen ausgezeichnet performt. Wie ist die Stimmungslage bei Ihren Kunden?
Die Stimmung ist im Allgemeinen verhalten optimistisch. Vieles ist in diesem Jahr relativ gut gelaufen und auch die Wirtschaft steht wieder auf etwas festeren Beinen. Die Sorge um eine mögliche Korrektur gibt es natürlich schon, aber wir sehen trotzdem gesteigertes Interesse an europäischen und Schwellenländer-Aktien.
Was raten Sie jenen konkret, die sich nun defensiver positionieren wollen?
Nach vielen Jahren der Aktienhausse wird es sicherlich irgendwann zu einer Konsolidierung kommen. Die Frage ist jetzt ob man vom Rand abwartet und zuschaut oder investiert bleibt bzw. freiwerdendes Geld weiter sinnvoll einsetzt. Hier kann ein konzentriertes Aktienportfolio eine interessante Option darstellen. Unsere Manager setzen auf Detailanalyse und nehmen nur Unternehmen, von denen sie wirklich vom Umfeld überzeugt sind, ins Portfolio. Dies führt dazu, dass die Fonds oft einen hohen «Active Share» aufweisen und damit deutlich von der Benchmark abweichen. Und genau dies wird sich im Vergleich zu Indexfonds als Vorteil herausstellen, wenn es zu einer Konsolidierung kommen sollte, denn aktives Management kann sich auf schwierigere Phasen einstellen. Genau diese aktiven Ansätze wurden kürzlich bei den Scope Awards hervorgehoben, bei denen wir als bester Universalanbieter ausgezeichnet wurden.
Welche Fonds stehen Ihnen da zur Verfügung - was zeichnet diese besonders aus?
Aktuell würde ich dazu unseren globalen Aktienfonds mit ca. 35 bis 40 Unternehmen bevorzugen, der kann weltweit die besten Chancen nutzen und setzt dabei auf wenige Werte mit solidem Wachstumspotenzial. Wer lieber in Europa investiert, sollte sich das European-Equity-Portfolio mal genauer ansehen. Aber auch die Emerging Markets sollte man nicht vergessen, hier findet man vergleichsweise attraktive Bewertungen und erhebliches Potenzial. Mit einem Multi-Asset-Ansatz kann man aus dem Ganzen schöpfen, der Manager entscheidet individuell, welche Aktien- oder Renteninvestitionen am besten zusammenpassen.
Und welche Produkte empfehlen Sie den Optimisten?
Ich persönlich finde die Emerging Markets sehr spannend und vielversprechend, wobei man hier eben einen langen Anlagehorizont benötigt. Viele Investoren sind in diesem spannenden Segment immer noch untergewichtet. Man sollte auch nicht sofort die komplette Anlagesumme investieren, sondern phasenweise über 12 bis 18 Monate. Wichtig ist, auch nach Fonds Ausschau zu halten, die ein aktives «downside management» betreiben.
MiFID II steht vor der Einführung. Wie hat sich Ihr Haus darauf eingestellt?
Der Einfluss von MiFID II darf nicht unterschätzt werden. Der regulatorische Aufwand nimmt deutlich zu. Wir haben schon vor einiger Zeit verschiedene Arbeitsgruppen eingesetzt, die verschiedene Bereiche analysiert haben. Dabei stehen wir unseren Kunden immer beiseite, wenn es zum Beispiel um Produktkategorisierung für Endkunden oder Reporting geht. Die vollen Auswirkungen auf den Fondsvertrieb werden wir erst in den kommenden Monaten sehen. Es ist gut möglich, dass die grossen Vertriebshäuser aufgrund des regulatorischen Mehraufwands die Anzahl der Anbieter zurückschrauben.
Martin Dilg ist seit Oktober 2014 bei AB. Sein Team betreut Publikumsfonds und semi-institutionelle Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz - von Vermögensverwaltern über Dachfondsmanagern bis hin zu Privatbanken und Family Offices. Von 2011 bis 2014 war Dilg bei Baring Asset Management in Frankfurt als Senior Relationship Manager für institutionelle bzw. semi- institutionelle Kunden in Deutschland und Österreich zuständig. Zuvor war er Portfoliomanager sowie Leiter der Managerselektion bei der Fürst Fugger Privatbank KG in Augsburg, wo er über 12 Jahre hinweg preisgekrönte Dachfonds (5 Sterne von Morningstar sowie Citywire A-Rating) und institutionelle Mandate verwaltete. Martin Dilg verfügt über einen MBA der VWA München sowie einen DBA (Doctor of Business Administration) der Cyprus International University in Nikosia, Zypern.