Auch Gelassenheit kann zum Ziel führen

11.08.2017
Herr Meyer zu Drewer, natürlich lassen sich die aktuellen weltpolitischen Geschehnisse nicht ausblenden und werfen die Frage auf, was Ihre Anleger derzeit tun?
Der verbale Schlagabtausch zwischen den USA und Nordkorea und die internationalen Bemühungen um eine Beilegung gehen an den Märkten verständlicherweise nicht vorbei und verdrängen derzeit manch andere tagesaktuelle Themen. Zur Zeit sehen wir aber noch relative Ruhe. Das heisst, dass Investoren abwarten und versuchen, die Lage genau zu analysieren. Was in den Zeiten von Twitter sicherlich schwieriger geworden ist. Wo wir in den letzten Tagen verstärkte Nachfrage gesehen haben, waren Short-ETFs auf Standardindizes wie DAX und EURO STOXX 50. Hinzu kamen Zuflüsse in langlaufenden Renten-ETFs. Hier ist der Hintergrund die «Flucht» in sichere Staatsanleihen. Seit Ende Juli ist die Rendite der deutschen 10-jährigen Bundesanleihe deutlich zurückgekommen. Aber unabhängig von dem Thema Korea sind Investoren natürlich mit der zwischenzeitlichen, eher unerwarteten Stärke des Euros gegenüber zahlreichen Währungen, allen voran dem US-Dollar beschäftigt. Da rückt die Bundestagswahl in knapp sechs Wochen ein wenig in den Hintergrund.
Laut einschlägigen Statistiken geht es der ETF-Industrie blendend. Können Sie das unterschreiben?
Wir erwarten auch für Ende Juli neue Höchststände bei den in Europa in ETFs investierten Geldern. Was zeigt, dass ETFs ihren Platz im bald 19. Jahr seit Ersteinführung in Europa gefunden haben. Erfreulich ist dabei das zunehmende Interesse von Privatinvestoren. Denn börsengehandelte Investmentfonds sind ideale Instrumente für einen breit gestreuten und langfristigen Vermögensaufbau.
«ComStage» hat bekanntlich eine starke Stellung im Geschäft mit Sparplänen. Lohnt sich dieser Aufwand?
Der demographische Wandel und die damit einhergehenden Probleme sind nicht nur ein schon sehr lang aktuelles Thema in der Politik. Wie wir aus Statistiken wissen, hat die Anzahl der abgeschlossenen Sparpläne stark zugenommen und wächst weiterhin deutlich. Privatinvestoren setzen also zunehmend die Empfehlungen der Fachleute um, für das Alter vorzusorgen. «Financial Education» - ein wirklich passender deutscher Begriff fällt mir dazu leider nicht ein und «Finanzbildung» trifft den berühmten Nagel nicht wirklich auf den Kopf - war schon immer unser Anliegen. Und es ist schön zu sehen, dass sich der Aufwand dafür in einem veränderten Anlegerverhalten zeigt.
Welche ComStage ETFs sind in jüngster Zeit besonders gefragt?
Wir sehen vor allem Bewegungen bei den bekannten Standardindizes, sei es auf amerikanische oder europäische Indizes. Ein Sonderthema ist seit längerer Zeit die Boomregion Pazifik. Und was im Übrigen in diesem Jahr besonderes Interesse von Investoren auf sich gezogen hat, sind Schwellenländer. So hat der MSCI Emerging Markets sein Pendant MSCI World seit Jahresanfang deutlich übertroffen. Ein Blick lohnt sich also. Das alles natürlich vor dem Hintergrund der eingangs geschilderten weltpolitischen Entwicklungen. Aus zahlreichen Kundengesprächen und auch aus eigener langjähriger Erfahrung weiss ich aber, dass Gelassenheit durchaus eine Strategie sein kann.
Thomas Meyer zu Drewer verantwortet als Geschäftsführer das ETF-Geschäft der Commerzbank unter der Marke «ComStage». Er verfügt über zwei Jahrzehnte Erfahrung als aktiver Fondsmanager und im Vertrieb.