«Augenmerk gilt den Unternehmen mit Dividendenwachstum»

20.04.2016
Herr Cliff, auf welche konjunkturellen Filter achten Sie am meisten?
Wir sind Bottom-Up-Stockpicker und lassen uns deshalb weder durch volkswirtschaftliche Wetten noch durch Zielallokationen in bestimmten Branchen und Regionen einschränken. Beim Management des M&G Pan European Dividend Fund konzentrieren wir uns auf Unternehmen mit Aussichten auf ein attraktives und nachhaltiges Dividendenwachstum, das unseren Kunden steigende laufende Einnahmen bescheren sollte. Im Gegensatz zu vielen traditionellen Income-Fonds sind wir dabei aber nicht bestrebt, Firmen herauszufiltern, die bereits aktuell hohe Dividendenrenditen bieten. Wir richten unser Augenmerk vielmehr auf Unternehmen, die für den Moment zwar möglicherweise noch etwas niedrigere Renditen aufweisen, dafür aber auf lange Sicht ein Dividendenwachstum erwarten lassen. Firmen, die ihre Dividenden steigern, können nämlich auch hohe Gesamterträge generieren, da eine steigende Dividendenrendite den Aktienkurs tendenziell ebenfalls nach oben treibt.
Was bedeutet das bezüglich Fundamentaldaten?
Da fokussieren wir uns auf Unternehmen mit hohen Eintrittsbarrieren - sei es nun in Form einer starken Marke, eines differenzierten Serviceangebots oder eines Produkts, das nur schwer zu kopieren ist. Besonders schätzen wir Firmen, die ihre Zukunft selbst bestimmen können und in der Lage sind, nachhaltige Kosteneinsparungen umzusetzen. Darüber hinaus gefallen uns Unternehmen, die mittels preisgünstiger Übernahme- und Fusionsaktivitäten - M&A - expandieren sowie hohe Renditen auf Wachstumsinvestitionen bieten - und zwar auch unabhängig vom gerade vorherrschenden Konjunkturumfeld.
Auf unserer Suche nach Anlagechancen in dividendenstarken Titeln stellen wir uns ausserdem folgende Fragen: Hat diese Firma den Aktionärsnutzen im Blick? Setzt sie ihr Kapital effektiv ein, indem sie ausschliesslich in die wirklich profitabelsten Wachstumschancen investiert? Kann sie ihre Dividenden auch auf Dauer nachhaltig steigern?
Können Sie uns einige Beispiele für Ihren Investmentansatz nennen? Vielleicht ein Beispiel dafür, warum Sie sich für eine Ihrer Top-10-Positionen entschieden haben?
Eine unserer grössten Positionen halten wir im Schweizer Pharmakonzern Novartis, den wir 2010 in das Portfolio aufgenommen haben und der seitdem immer hoch gewichtet ist. Dieses Unternehmen verzeichnet nach wie vor ein stetiges Wachstum und hat seine Dividenden in der Vergangenheit nachweislich deutlich steigern können. Ausserdem gehen wir davon aus, dass sich das Gewinnwachstum ab 2017 sogar noch beschleunigen wird, weil Novartis dann neue Medikamente an den Markt bringen wird.
Ein weiterer Titel, den wir kürzlich erworben haben und der uns sehr schnell sehr überzeugt hat, ist BAE Systems. Unserer Einschätzung nach werden sich die Wachstumsaussichten diese Firma 2016 verbessern, da die Rüstungsetats weltweit allmählich aufgestockt werden. Allerdings beurteilt der Markt diese Aktie nach wie vor skeptisch, so dass wir die Chance hatten, bei einer Rendite von 5 Prozent in diesen Titel zu investieren. Wir halten dieses Renditeniveau nicht nur für nachhaltig, sondern rechnen für die kommenden Jahre sogar mit einem moderaten Wachstum.
Sprechen Sie häufig mit dem Management der in Ihrem Portfolio vertretenen Unternehmen?
Um die Haltung einer Firma im Hinblick auf Dividenden zu verstehen, treffen wir uns immer mit den entsprechenden Unternehmensleitungen und tauschen uns mit ihnen aus - etwa bei persönlichen Meetings, bei Telefonkonferenzen oder bei Firmenbesuchen vor Ort. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass sich unsere Interessen mit denen des Firmenmanagements im Einklang befinden. Zudem sind Meetings mit Unternehmensvertretern auch deshalb unerlässlich, um festzustellen, ob eine Firma immer auch die Interessen ihrer Aktionäre im Blick hat.
In welchen Sektoren sind Sie hauptsächlich investiert?
Unsere auf das Dividendenwachstum ausgerichtete Anlagephilosophie zur Folge, dass wir uns auf Firmen mit hohem Cashflow konzentrieren, die bei ihrem Wachstum auf die Reinvestition dieses Cashflows oftmals nicht angewiesen sind. Aus diesem Grund sind wir in kapitalintensiven Segmenten wie den Sparten Versorger und Telekommunikation tendenziell untergewichtet.
Wie lange behalten Sie eine Aktie im Durchschnitt in Ihrem Portfolio?
Wir investieren üblicherweise langfristig. Aber es gibt drei Szenarios, bei denen wir uns aus Titeln zurückziehen. Dies ist zunächst einmal dann der Fall, wenn sich eine Aktie besonders gut entwickelt hat, so dass wir deren Bewertungsniveau nicht mehr rechtfertigen können. Verkauft wird ein Titel auch dann, wenn wir von einer neuen Anlageidee stärker überzeugt sind. Dann muss eine bestehende Position in der Regel Platz machen. Auch wenn wir uns um eine einzelne Position Sorgen machen, veräussern wir diesen Titel zugunsten einer vielversprechenderen Anlageidee.
Zu einem Verkauf kommt es schliesslich auch dann, wenn die Investmentargumente, die ursprünglich für ein Unternehmen gesprochen haben, schlicht nicht mehr gelten. Dann haben wir das Vertrauen in die Fähigkeit einer Firma verloren, ein langfristiges Dividendenwachstum zu generieren. In diesem Fall werden Investments häufig in unsere «zum richtigen Kurs verkaufen»-Kategorie eingestuft, bei der wir bestrebt sind, diese Position zu einem für uns möglichst attraktiven Kurs zu veräussern.
Phil Cliff kam im Januar 2012 zu M&G und wurde im April 2012 zum Fondsmanager des M&G Pan European Dividend Fund ernannt. Vor seinem Einstieg war Cliff Leiter des Bereichs «Europäische Aktien» bei Occam Asset Management bzw. davor europäischer Aktienfondsmanager bei Columbia Threadneedle. Er besitzt einen BSc-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften der Universität von Loughborough.