«Auslagerung von Fondsresearch liegt im Trend»

01.05.2014
Herr Weber, Ihr Unternehmen ist ein ausgewiesener Spezialist im Bereich Fondsresearch. Wie sehen Ihre Dienstleistungen im Einzelnen aus?
Wir agieren als ausgelagerte Fondsresearch-Abteilung: Viele institutionelle Anleger wie etwa Banken kommen zum Schluss, dass sich der Aufwand für ein internes professionelles Fondsresearch nicht rechnet, denn die Anforderungen werden immer höher, vor allem was die Compliance betrifft. So müssen alle Entscheide sauber dokumentiert und nachvollziehbar sein, was entsprechende Datenbanken und Prozesse voraussetzt. Wir garantieren den Kunden ein professionelles Fondsresearch, das laufend aktualisierte Empfehlungslisten und Analystenreports zu jeder Empfehlung umfasst sowie den direkten Zugang ermöglicht zu den sechs Fondsanalysten für alle Fragen rund um fondsbasiertes Anlegen. Ausserdem beziehen wir in die qualitative Analyse Nachhaltigkeitskriterien ein, was zurzeit im Markt auf grosse Nachfrage stösst.
Und wer sind Ihre Kunden in der Schweiz und in Deutschland?
Wir haben ausschliesslich institutionelle Kunden: Banken, Vermögensverwalter, Family Offices und Pensionskassen. Während die Mehrzahl der Kunden ihr Domizil in der Schweiz hat, verfügen wir mit Hauck & Aufhäuser in Deutschland und ING Private Bank in Belgien, Niederlande und Luxemburg über sehr bedeutende Referenzkunden im Ausland.
Es gibt doch im Internet schon unzählige Fonds-Ranglisten für alles und jedes, viele davon kostenlos. Reicht dies nicht aus?
Ranglisten zeigen auf, wer in der Vergangenheit die beste Performance erzielt hat. Wie die Performance erreicht wurde, bleibt dem Benutzer meist verborgen. Nicht selten sind die Ersten auf der Rangliste diejenigen, die kaum in die Kategorie passen oder grosse Einzelwetten eingingen und damit Glück hatten. Wir suchen aber nicht die Besten von gestern sondern die Besten von Morgen. Die vergangene Performance ist dafür oft ein schlechter Ratgeber, kauft man doch oft die Fonds mit den teuersten Titeln im Portfolio.
Hinzu kommen all die Banken, die liebend gern den Kunden ihre internen Kauflisten präsentieren.
Ja, die Kunden verlangen eine offene Architektur und möchten nicht nur den hauseigenen Produkten vertrauen. Sie wollen entsprechend unabhängige Empfehlungen; dies können wir besser erfüllen als ein internes Team. Es besteht aber auch die Möglichkeit, unser Research massgeschneidert und im Corporate Design der Bank zu beziehen. Ein Outsourcing lohnt sich für jede Bank, die nicht mindestens drei eigene Fondsanalysten finanzieren kann, aber auch für international tätige Banken, die für jedes Kundendomizil und -segment massgeschneiderte Empfehlungen benötigen.
Sprechen Sie direkt mit den Fondsmanagern? Reisen die dafür extra nach Zürich oder gehen Sie respektive Ihre Leute zu ihnen, um vor Ort zu schauen, wie es so läuft?
Die persönlichen Gespräche mit den Fondsmanagern sind für uns zentral: Die Einschätzung des Managers ist ein wichtiges Kriterium unserer Fondsselektion: Kann man ihm vertrauen, ist er kompetent und intelligent, ist er sich der Risiken bewusst und hat diese im Griff, ist er selbstbewusst genug, um eine Idee durchzuhalten aber doch nicht arrogant, sieht er das Fondsmanagement nicht nur als Beruf sondern als Berufung? Wir besuchen Fondsmanager vor Ort, waren beispielsweise die letzten Tage in Belgien und den Niederlanden unterwegs. Die meisten Fondsmanager kommen auch regelmässig nach Zürich. Insgesamt treffen wir pro Jahr rund 500 Manager persönlich.
Was sehen Sie für Chancen für die Tausenden von Fonds, die nahe am Index investieren und somit mehr oder weniger direkt in Konkurrenz zu den günstigeren ETFs stehen?
Solche Fonds haben nur eine Chance, wenn sie annähernd so tiefe Gebühren wie ETFs aufweisen, um auch mit wenig aktivem Risiko netto dem Anleger einen Mehrwert bieten zu können. Retailfonds mit 2 Prozent Gebühren, die am Index kleben, haben aber auf dem Markt mittelfristig keine Chance, sie werden von den ETFs einerseits und den wirklich aktiven Fonds andererseits in die Zange genommen.
A propos ETFs, schauen Sie diese Produkte auch an?
Ja, mit etfinfo.com verfügen wir auch über eine eigene Plattform mit sämtlichen europäischen ETFs, mit allen Dokumenten und der Möglichkeit, Fonds zu vergleichen. Wir offerieren unseren Kunden auch ETF-Empfehlungslisten. In der Analyse stehen im Vordergrund die Indexqualität, die Replikation und die Wertschriftenleihe sowie das Tracking des Index‘ unter Berücksichtigung aller Kosten und allfälliger Erträge.
Mal ganz offen, kennen Sie persönlich viele Fondsmanager, die über Jahre hinweg den Referenzindex schlagen können?
Ja, die kennen wir. Es gibt gar nicht so wenige Fondsmanager, denen das ganz gut gelingt. Es kommt aber immer stark auf die Kosten an, die der Fonds dem Anleger belastet. Oft sind diese für Privatanleger so hoch, dass die beste Leistung des Fondsmanagers nicht reicht, um die Nettoperformance über den Index zu hieven.
Was sagen Sie all jenen, die keine Outperformance erzielen?
Den wirklich schlechten Fondsmanagern haben wir nichts zu sagen, denn die treffen wir ja gar nicht.
Es gibt unzählige Studien, die aufzeigen, wie viele Prozent der Fonds in der jeweiligen Anlageklasse die Benchmark übertreffen. Wenn Sie diese Zahlen sich vor Augen führen, sehen Sie ein Fondssterben am Horizont?
Wie gesagt, ist die Leistung der Fondsmanager selbst gut, aber die Kostenbelastung muss fair sein. Auf ifundservices.com finden Sie monatlich unsere «ifund Outperformance Indizes»: Diese rapportieren über ein gleitendes 12-Monats-Fenster, wie viele Prozent von rund 370 aktiv verwalteten Fonds ihren offiziellen Vergleichsindex (MSCI Europa, S&P 500, MSCI Emerging Markets; inklusive Nettodividenden) vor oder nach Kosten übertroffen haben. Die Indizes zeigen, dass langfristig beispielsweise Aktienfonds für Europa sehr gut abschneiden und dem Anleger einen echten Mehrwert liefern.
Matthias Weber schloss 1989 an der Universität St. Gallen in Betriebswirtschaft ab und absolvierte später ein MBA in International Wealth Management der Universität Genf und der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Nach einigen Jahren in der Konsumgütermarktforschung trat er 1995 der Bank Leu (heute Credit Suisse) als Analyst bei, entwickelte im Jahr 2000 mit seinem Team den Leu Prima Cat Bond Fund und war schliesslich Managing Director Investment Research & Consulting sowie stellvertretender CIO. Seit 2006 ist er bei ifund services als Partner verantwortlich für Fondsresearch und Asset Management.