BB Biotech profitiert von M&A-Transaktionen

13.02.2020
Herr Dr. Koller, der Biotechnologiesektor hat das Jahr 2019 fulminant beendet. Woran lag das, und wird es jetzt so weitergehen?
Das Aktienmarktumfeld war 2019 generell günstig. Der Biotechsektor konnte mit Fortschritten überzeugen, und gute Fundamentaldaten haben M&A-Aktivitäten begünstigt, was zu einem positiven 4. Quartal geführt hat. Der Nasdaq Biotech Index (NBI) beendete das Gesamtjahr nach einer starken Jahresendrally mit einem Plus von insgesamt 25 Prozent in US-Dollar und konnte damit der starken Entwicklung der breiten Aktienmärkte folgen. Ähnlich verhielt es sich bei den FDA-Zulassungen. Während die amerikanische Arzneimittelbehördein den ersten drei Quartalen insgesamt 27 neuen Medikamenten die Zulassung erteilte, liess sie alleine im 4. Quartal 2019 mit 21 Präparaten fast die gleiche Anzahl an Arzneimitteln zu. Alles in allem dürfte der Biotechnologiesektor auch im Jahr 2020 weitere lukrative Anlagechancen bieten.
Wie hat sich BB Biotech geschlagen?
Im 4. Quartal legte der Aktienkurs von BB Biotech um 7.7 Prozent in Schweizer Franken zu und die Gesamtrendite für 2019 lag bei 18.6 Prozent. Im 4. Quartal haben wir uns von vier Beteiligungen getrennt: Audentes Therapeutics wurde von Astellas für 60 US-Dollar pro Aktie übernommen, ein Aufpreis von 110 Prozent gegenüber dem Schlusskurs des Vortages. Bristol-Myers Squibb schloss im November 2019 die Übernahme von Celgene ab. Im Zuge des 2018 begonnen Strategiewechsels haben wir uns auch von der restlichen Beteiligung am Large Cap Gilead getrennt. Damit endet eine langjährige Erfolgsgeschichte und eines der Portfolio-Highlights der vergangenen 15 Jahre. Neu im Portfolio vertreten ist Molecular Templates. Das amerikanische Unternehmen fokussiert sich auf so genannte Engineered Toxin Bodies (ETBs), eine möglicherweise neue Klasse von Immunotoxinen in der Krebsbehandlung.
Sie kommen gerade aus San Francisco zurück, wo Sie an der weltgrössten Konferenz für Healthcare-Investoren teilgenommen haben. Die JP Morgan-Konferenz gilt als Stimmungsbarometer für die gesamte Branche. Welchen Eindruck haben Sie mitgenommen?
Das Sentiment würde ich als neutral einstufen. Die breite Anlegerschaft erlebte montags eine Enttäuschung, denn zu Beginn der Konferenz wurde kein grösserer Deal annonciert, wie das vor einem Jahr mit der überraschenden Übernahme des Large Caps Celgene durch Bristol-Myers Squibb der Fall war. Auf der anderen Seite gab es dann dreieinhalb Tage, die gut gefüllt waren mit spannenden Nachrichten und vielversprechenden Updates. Wir schätzen den Zustand der Branche als sehr solide ein.
Was gab es in Ihrem Portfolio für einen Newsflow an der Konferenz?
Wir haben verschiedene Updates zum 4. Quartal und sowie Ausblicke für 2020 gehört. Ein Highlight war da sicherlich Agios, die einerseits eine Umsatz-Guidance für 2020 gegeben haben, aber noch viel wichtiger ihre 5-Jahres-Ziele bekannt gegeben hat. Sie wollen im Jahre 2025 die Milliardengrenze im Umsatz übertreffen, die Profitabilität erreichen und bis zu diesem Zeitpunkt die Zulassung für vier Produkte erhalten. Auch Alexion, Radius Health, Exelixis und Neurocrine haben kommuniziert. Incyte, eine unserer Kernbeteiligungen, hat an der diesjährigen Konferenz den grössten Biotech-Deal bekannt gegeben. Sie haben den Antikörper Tafasitamab von Morphosys zur Behandlung einer Form von Blutkrebs lizenziert, wobei Incyte die exklusiven Vermarktungsrechte ausserhalb der USA erhalten wird und ein gemeinsamer Vertrieb in den USA geplant ist. Das bedeutet, dass Incyte in den nächsten Quartalen ein neues Onkologiemedikament auf den Markt bringen kann. Auf der klinischen Seite gab es weniger Nachrichten, was für diese Konferenz aber typisch ist. Moderna hat aber vielversprechende Daten zu seinem neuartigen Vakzin zur Prävention von CMV-Infektionen bekannt gegeben. Insgesamt war es für uns eine Konferenz mit vielen positiven Nachrichten. Wir haben die Zeit in San Francisco auch genutzt, um uns mit über 50 bestehenden Beteiligungen und potenziellen Investitionskandidaten zu einem Update zu treffen.
Was erwarten Sie jetzt für 2020?
Wir gehen davon aus, dass die Produkte, die jetzt Ende 2019 noch zugelassen wurden, wie zum Beispiel Trikafta von Vertex, eine starke Markteinführung haben werden. Wichtig sind auch die neuen Zulassungen, zum Beispiel bempeodic acid von Esperion zur Behandlung eines erhöhten Cholesterinspiegels oder OCA von Intercept für die Behandlung der nicht-alkoholischen Fettleber (NASH). Von Macrogenics erwarten wir für Margetuximab die erste Produktzulassung überhaupt. Wir erwarten für 2020 ein sehr starkes Momentum in den Produktezulassungen.
Wie muss die Diskussion in den USA eingeordnet werden?
Wie üblich im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen spielt der Gesundheitssektor eine wichtige Rolle. Die Kandidaten positionieren sich, wozu auch eine Debatte um das Gesundheitssystem und die Nachhaltigkeit von Medikamentenpreisen gehört. Ähnlich war es in der letzten Legislaturperiode vor Trumps Wahl; viele Debatten um Gesundheitskosten und Medikamentenpreise wirkten damals eher als rhetorisch überzogen und emotionalisiert.
Link zum Disclaimer
Dr. Daniel Koller trat 2004 bei Bellevue Asset Management ein und ist als Senior Portfolio Manager im Bereich Biotechnologie mit Spezialgebiet Herz-Kreislauf-Krankheiten tätig. Seit 2010 ist er Head Management Team der börsenkotierten Beteiligungsgesellschaft BB Biotech AG. Vor seinem Eintritt bei Bellevue Asset Management war er während vier Jahren in der Finanzindustrie tätig, zuerst in der Funktion als Aktienanalyst bei UBS Warburg, danach als Private-Equity-Investor bei equity4life. Daniel Koller studierte Biochemie an der ETH Zürich und doktorierte im Bereich Biotechnologie während seiner Tätigkeit bei Cytos Biotechnology.