«Bei DWS muss das Runde nicht mehr ins Eckige passen»

29.03.2021
Herr Württemberger, man hört, das neue «Functional Role Framework» der DWS sei ein echter Game Changer, auch um eine klare Leistungskultur zu verankern, in der Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrungen mehr zählen als Hierarchien. Tönt nach einem grossen Wurf…
Das ist es in der Tat, und wir sind von den Vorteilen und Möglichkeiten, die der neue Ansatz uns bietet, überzeugt. Wir schaffen dadurch die Grundlage für die zukünftige Zusammenarbeit, die nicht mehr auf hierarchisch geprägten Unternehmenstiteln basiert. Ein Schritt zu einer neuen Unternehmenskultur, die uns als eigenständigen, börsennotierten Vermögensverwalter prägen wird.
Ziel des neuen Ansatzes ist es, durch einen innovativen Personalmanagementprozess einen langfristigen und nachhaltigen Geschäftserfolg zu erzielen, indem Rollen optimal auf die Stärken der Mitarbeitenden, die Bedürfnisse des Unternehmens und nicht zuletzt die unserer Kunden abgestimmt werden. Jede Rolle hat eine klar definierte Beschreibung, die Verantwortlichkeiten, Erwartungen und Prioritäten abdeckt und das nötigte Fachwissen, Teammanagement und die Beziehungen zu anderen Teilen des Unternehmens berücksichtigt.
Der neue Führungsansatz unterscheidet somit gezielter zwischen Experten und Teamführung. Er reduziert Komplexität, unterstützt eine schnellere Entscheidungsfindung und hilft hierarchische Barrieren zu brechen - Impulse, die für ein modernes und leistungsfähiges Arbeitsumfeld zunehmend unverzichtbar werden.
Insbesondere Asset Manager mit einem global ausgerichteten Geschäftsmodell können von einem funktionalen Ansatz profitieren. Vor allem im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit und eine nachhaltige Bindung sowie Weiterentwicklung von Talenten. Stete Transparenz hinsichtlich des Karrierewegs sowie unterjährige Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der gesamten Unternehmung können so zu einem agileren Arbeitsumfeld beitragen.
Sie führen ein siebzehnköpfiges Team. Was bedeutet dies ganz konkret für Ihre Personalführung?
Wir leben schon heute sehr flache Hierarchien, in denen Entscheidungen im Konsens und auf Basis des konzeptionellen Know-hows jedes Einzelnen getroffen werden. Wir tragen Entscheidungen im Team und ergänzen einander. Dieses Umfeld schafft eine natürliche Leistungskultur, in dem die Bedürfnisse des Kunden immer im Vordergrund stehen. Hier zählen Fähigkeiten und Erfahrungen, was sich letztlich für Kunden und Mitarbeitende auszahlt.
Kann dies alles auch für die Talentgewinnung, die Entwicklung sowie Motivation im Vertrieb dienlich sein?
Definitiv, gerade in der Talentgewinnung zeigen sich die Vorteile eines funktionalen Ansatzes. Der Mehrwert liegt im gezielten Einsatz von Fähigkeiten und deren Förderung und das in einem flexiblen und offenen Entwicklungsumfeld. Es geht nicht mehr um eine statische Weiterentwicklung auf Basis eines eindimensionalen Models. Man könnte auch sagen, «das Runde muss nicht mehr ins Eckige passen» - das Model ist agiler und passt sich den Kompetenzen der Mitarbeitenden an. Somit werden Mitarbeitende noch effektiver einsetzbar, was natürlich auch für die Erreichung von gesamtunternehmerischen Zielen von enormer Bedeutung ist. Gerade im Vertrieb bauen wir auf Talente, die vielseitige Leistungsmerkmale mitbringen - von spezifischem Fachwissen, über soziale Kompetenz bis hin zu dezidierten Marktkenntnissen. Hier müssen wir sicherstellen, dass wir Leistung nicht nur einfordern, sondern auch honorieren und das unabhängig von der Seniorität.
… und könnte Finanzdienstleister für junge Bewerberinnen und Bewerber noch attraktiver machen. Um bei DWS zu bleiben und Hand aufs Herz: wie attraktiv ist Ihr Unternehmen?
Ich denke, wir senden hiermit ein klares Zeichen und das nicht nur an junge Bewerberinnen und Bewerber. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die sich vom stetigen Wandel nährt - hier müssen wir adaptiv handeln, auch um am Arbeitsmarkt dauerhaft attraktiv zu bleiben. Dies gilt übrigens nicht nur für die DWS, sondern für die gesamte Industrie und darüber hinaus. Schaut man z.B. in die Technologiebranche, sieht man, dass sich dort vergleichbare Modelle längst etabliert haben.
Gerade in Zeiten, in denen sich das miteinander Arbeiten neu definiert und auch Wertevorstellung sich neu ausrichten, ist ein Umdenken unverzichtbar. Diesem kulturellen Wandel wollen wir als DWS und in der Industrie Rechnung tragen.
Nebst diesem Schritt, was macht Ihnen aktuell noch viel Freude?
Freude würde mir schon machen, mit Kunden, Kolleginnen und Kollegen bei einem guten Glas Wein auf das in diesem Jahr bereits Erreichte anzustossen - auch hier bleibe ich aber optimistisch, dass dies im Sommer möglich sein wird.
Link zum Disclaimer
Sven Württemberger ist Head Client Coverage bei der DWS CH AG und verantwortet gemeinsam mit seinem siebzehnköpfigen Team den Vertrieb von aktiven Fonds, Xtrackers ETFs sowie Mandaten an institutionelle und Wholesale-Investoren. Zwischen 2009 und 2017 war er bei BlackRock Asset Management in verschiedenen Positionen für den Vertrieb von iShares ETFs in Deutschland und der Schweiz verantwortlich. 2009 arbeitete er bei der Deutschen Bank in der Entwicklung von strukturierten Produktlösungen für den institutionellen Vertrieb sowie bis 2006 für eine internationale Unternehmensberatung. Sven Württemberger verfügt über einen MBA in International Finance der Helsinki School of Economics und der Universität St. Gallen sowie einem Bachelor in Finance der Bristol Business School, UK.