«Bei nachhaltigen und ethischen Anlageprodukten sind die Qualitätsunterschiede enorm»

15.12.2017
Herr Fischer, wie nehmen Sie die Diskussion «aktive versus passive» Fonds wahr?
Meiner Meinung nach wird die Diskussion etwas einseitig geführt. Richtig ist, passive Fonds sind hinsichtlich der Verwaltungsgebühr kostengünstiger als aktiv gemanagte Fonds. Da passive Fonds in der Regel immer zu 100 Prozent investiert sind, stellen sie in einer Hausse- Phase eine geeignete Alternative dar, um in bestimmten Marktsegmenten optimal zu partizipieren. Viel entscheidender ist aber die Betrachtung der Nachkostenperformance, also im Klartext das, was unter dem Strich herauskommt. Da wir seit längerem eine Phase hatten und bisher immer noch haben, in denen die Aktienmärkte nahezu nur eine Richtung kannten, haben viele passive Fonds hinsichtlich der erzielten Performance in bestimmten Marktsegmenten die Nase vorn. Ob dies, wenn die Märkte eines Tages umschwenken, dann immer so sein wird, wage ich zu bezweifeln. Dann wird man sehen, ob die blosse Betrachtung von Kostenunterschieden nicht doch vielleicht etwas zu kurz gefasst war.
Ihr Haus ist im Nachhaltigkeitsbereich eine feste Grösse im Markt. Dafür gibt es auch ETFs. Macht Ihnen das Bauchweh?
Nein. Unsere Kunden, Anleger und Investoren legen sehr viel Wert darauf, dass die Themen Nachhaltigkeit und Ethik glaubwürdig, objektiv und transparent umgesetzt werden. Zwar kann niemand für sich in Anspruch nehmen, hinsichtlich der eigenen Ethikphilosophie frei von allen Kontroversen zu sein. Wir geben uns aber grösste Mühe, uns allen kritischen Fragen und Anregungen zu stellen und scheuen dabei auch nicht den öffentlichen Dialog, was von unseren Kunden sehr geschätzt wird! Meines Erachtens ist die Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit über ETFs oftmals etwas fragwürdig. Übrigens auch die Meinung unserer meisten Kunden.
Aber die Kosten für Ihren Fonds sind höher. Rechnet sich es trotzdem für den Anleger?
Zunächst möchte ich erneut die Frage in den Raum werfen, ob die ausschliessliche Betrachtung des «Totschlagsarguments» Kosten tatsächlich die richtige Herangehensweise darstellt. Insbesondere beim Thema Ethik! Warum ziehen viele Menschen oft teurere Produkte den billigeren oder minderwertigeren vor? Sicherlich auch deswegen, weil sie bereit sind für eine höhere Qualität auch einen höheren Preis zu bezahlen. Bei nachhaltigen und ethischen Anlageprodukten sind die Qualitätsunterschiede enorm. Aber auch wenn wir das Qualitätsmerkmal hinsichtlich ethischer Grundsätze einmal nicht berücksichtigen! Ob sich aktive, vermögensverwaltende Ansätze, wie die H&A PRIME VALUES Fonds, auch hinsichtlich der Nachkostenperformance für den Anleger rechnen, sollte langfristig und über mehrere Marktphasen hinweg beurteilt werden.
Gut sind Sie auch bei «Small Caps» unterwegs. Wie sieht hier das Angebot aus?
Anfang 2014 hat sich Hauck & Aufhäuser entschieden, die bisherige Europa «All Cap Strategie» auf eine reine Nebenwerte-Strategie umzustellen. Hintergrund war auch, dass die Performanceattribution bei den Nebenwerten die höchsten Performancebeiträge offengelegt hat. Was seitdem im H&A Aktien Small Cap EMU unter Leitung von Nils Bartram und Gerold Granzeuer an Performance generiert wurde, spricht nicht nur hinsichtlich der absoluten, sondern auch hinsichtlich der relativen Ergebnisse, eine eindeutige Sprache.
Was sind Ihre unternehmerischen Ziele fürs erste Halbjahr 2018?
Entsprechend meiner Aufgabe für das Bankhaus und für unsere Ethikboutique, Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG, möchte ich selbstverständlich die Geschäftsführung unter Leitung von Roman Limacher weiter beim Ausbau der Marke unterstützen. Ausserdem sehe ich die Herangehensweise unseres jetzigen CIO’s Burkhard Allgeier, sich im konventionellen Bereich auf die Nische zu fokussieren, als sehr zielführend an. Hier sehe ich für unser Haus ausgezeichnete Wachstumschancen, die ich gerne mittragen werde.
Oliver Fischer, Direktor und bereits seit über 13 Jahren im Bankhaus Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG tätig und zudem Mitglied des Verwaltungsrats der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG, beschäftigt sich bereits seit seinem Karrierestart vor über 17 Jahren in der Finanz- und Investmentbranche mit dem Thema der nachhaltigen Geldanlagen. Nach seinem Studium an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München, mit Schwerpunkt Versicherungs- und Finanzwirtschaft, war er ab dem Jahre 1999 bei verschiedenen Instituten als Senioranalyst und Fondsmanager tätig. Mitte 2004 trat er in das Unternehmen Hauck & Aufhäuser in München ein.