Benchmark jedes Jahr um 6 Prozent abgehängt

26.08.2016
Herr Ripatti, seit die Dot.com-Blase geplatzt ist, werden Technologie-Investments mit hohen Risiken verbunden. Ist diese Einschätzung noch angebracht?
Seit der Dotcom-Blase haben sich die Fundamentaldaten im Technologie-Sektor deutlich verändert. Die etablierten Spieler im Technologiesektor sind heute Unternehmen mit starken positiven Cashflows, vernünftigen Bewertungen und nachhaltigen Geschäftsmodellen. Natürlich sind Investments in junge und kleine Technologie-Unternehmen riskanter als Anlagen in etablierte Spieler. Aber in jedem Sektor bestehen die wirklich grossen Risiken darin, nicht auf die entscheidenden technologischen Entwicklungen einzugehen.
Aber ist nicht gerade in diesem innovativen Sektor die Gefahr technologisch überholt zu werden, besonders gross?
Technologische Fortschritte führen in allen Sektoren zu Umbrüchen, das ist nicht nur im Technologie-Sektor so. Da gibt es viele Beispiele: Reisebüros, Übersetzungen, Buch-Shops, Headhunter, Taxiunternehmen, Hotels, das traditionelle Fernsehen, Zeitungen, Bibliotheken, Bildung, Zahlungen, Musik, Werbung, Automobilindustrie, Logistik und viele mehr.
Was sind für Investoren die heissesten Trends im Technologie-Sektor?
Selbstfahrende Autos sind derzeit sicher eines der angesagtesten Themen. Die Unterhaltung im Auto wird in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Sehr heiss ist zudem der Wandel im traditionellen TV-Geschäft. Neue Online-Medien von Amazon Prime über Netflix bis YouTube setzen die Fernsehsender schwer unter Druck. Die neuen Medienkanäle nehmen den traditionellen Anbietern nicht nur Zuseher weg, sondern holen sich auch noch die Werbegelder.
Viele Technologie-Aktien notieren in den USA. Der US-Markt ist bereits hoch bewertet. Macht es da überhaupt noch Sinn in dem Sektor zu investieren?
Technologie-Aktien sind nicht teuer. Sie werden derzeit, bereinigt um die Barbestände, im Schnitt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 bis 17 gehandelt. Innerhalb des Sektors gibt es jedoch riesige Unterschiede. Wir halten nichts davon, für Zukunftsfantasien hohe Bewertungs-Aufschläge zu zahlen. Wir sind in der Auswahl unserer Investments sehr frei, da wir als Bottom-up-Stock-Picker nicht an einem Index oder einer Benchmark kleben müssen.
Können Sie das Potenzial, das offenbar in Technologiewerten steckt, heben? Welche Performance liefert Ihr Fonds?
Der in Luxemburg registrierte DNB Technology Fonds hat seit seiner Einführung im Jahr 2007 jedes Jahr im Schnitt eine Rendite von über 14 Prozent gebracht. Damit haben wir die Benchmark jedes Jahr im Schnitt um 6,3 Prozent hinter uns gelassen. Der in Norwegen registrierte DNB Nordic Technology Fonds kommt seit 2001 abzüglich der Gebühren im Schnitt auf eine jährliche Rendite von 16,5 Prozent. Die Benchmark liegt bei diesem Produkt jährlich im Schnitt sogar um 13,5 Prozent zurück.
Hat sich diese Performance in den verwalteten Geldern widergespiegelt?
Absolut. Die gute und konsistente Entwicklung des Fonds hat das Interesse der Investoren geweckt und zu neuen Zuflüssen geführt. Derzeit stecken in dem Long-only- Produkt DNB Technology und dem auf steigende und fallende Kurse setzenden DNB TMT Absolute Return 500 Mio. Euro an Kundengeldern. Insgesamt werden vom Tech-Team Assets im Umfang von 2,5 Mrd. Euro verwaltet. Das eingeschworene Team ist äusserst stabil. Seit 2001 hat es nur Zugänge gegeben. Aktives Asset Management, das über längere Perioden eine gute Rendite bringt, ist immer angesagt - da können die passiven Investments noch so starke Zuwächse verzeichnen.
Der 1972 geborene Finne Mikko Ripatti ist seit 2015 Senior Portfolio Manager bei der grössten norwegischen Bank DNB. Am Standort Luxemburg ist er für das Management der in Luxemburg domizilierten Fonds sowie die Bereiche Investment Research und Portfolio Analyse verantwortlich. Zwischen 2007 und 2015 arbeitete er in Helsinki als Fondsmanager bei FIM Asset Management. Dort war der Finanzexperte als Teil des Emerging Market Teams für Investments in den lateinamerikanischen Märkten verantwortlich. Zwischen 2000 und 2007 arbeitete Ripatti beim bekanntesten finnischen Konzern Nokia in verschiedenen Positionen in Finnland und Lateinamerika.