«Biotechtitel sind auf ihren derzeitigen Niveaus attraktiv bewertet»

21.01.2018
Herr Dr. Koller, wie ist das letzte Quartal 2017 für BB Biotech gelaufen?
Während breiter gefasste Benchmarks ihre Jahresgewinne 2017 im vierten Quartal ausbauten, gab der Nasdaq Biotech Index (NBI) während dieses Zeitraums rund 4 Prozent in US-Dollar nach. Die Volatilität bei grösseren Biotechnologie-Unternehmen zog im vierten Quartal eine beachtliche, kurzfristige Abwertung nach sich. Im Gegensatz dazu setzten kleinere und mittlere Biotech-Firmen ihre Kursgewinne dank positiver klinischer Versuchsergebnisse und zahlreicher Produktlancierungen fort.
Im vierten Quartal schloss die Aktie von BB Biotech etwas schwächer. Der innere Wert des Portfolios sank um 4.2 Prozent in Schweizer Franken.
Und was bedeutet das für das Gesamtjahr 2017?
Für 2017 verzeichnete BB Biotech eine Gesamtrendite von 23.1 Prozent in Schweizer Franken. Der innere Wert des Portfolios stieg um 23.4 Prozent in Schweizer Franken. Damit konnte BB Biotech den Leitindex der Branche - den Nasdaq Biotech Index (NBI) - um 7.5 Prozent schlagen.
Der Biotech-Sektor verzeichnete im letzten Quartal Mittelabflüsse, welche die vorsichtige Haltung generalistischer Anleger widerspiegelten. Das schafft in unseren Augen Potenzial für Mittelzuflüsse, da sich die Fundamentaldaten des Sektors 2018 weiter verbessern dürften.
Wirkt sich das erfolgreiche Jahr auch auf die Dividende aus?
Der Verwaltungsrat wird auf der Generalversammlung am 13. März 2018 eine reguläre Dividende in Rekordhöhe von 3.30 Schweizer Franken pro Aktie vorschlagen. Das entspricht einer Dividendenrendite von 5 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der Aktie von BB Biotech im Dezember 2017 - in Einklang mit der 2013 eingeführten Ausschüttungspolitik.
Haben Sie im 4. Quartal neue Beteiligungen ins Portfolio aufgenommen?
In Übereinstimmung mit der letztjährigen Strategieüberprüfung eröffneten wir im 4. Quartal neue Positionen in Wave Life Sciences, Voyager Therapeutics und Akcea Therapeutics. Wave Life Sciences entwickelt stereoselektive Nukleinsäurepräparate mit einem Fokus auf schwere neurologische Krankheiten. Voyager entwickelt eine Gentherapie bei fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung und Akcea beschäftigt sich mit Antisense-Produkten zur Behandlung ernsthafter und seltener Fettstoffwechselstörungen.
Was erwarten Sie 2018 für den Biotech-Sektor?
Die US-Zulassungsbehörde FDA erteilte im vierten Quartal 2017 insgesamt 12 neuen Medikamenten die Zulassung, mit einer Anzahl von 46 für das Gesamtjahr bedeutet dies einen neuen Höchststand über die letzten 20 Jahre. Die Mehrheit der Zulassungen ging an Präparate von Biotech-Unternehmen. Wir erwarten, dass der Sektor und unser Portfolio auch 2018 von bedeutenden Produktzulassungen und Meilensteinen profitieren werden.
Mit Blick auf die USA als grösstem Medikamentenmarkt: Ist auf politischer Ebene mit wichtigen Entscheidungen zu rechnen, die die Entwicklung des Biotech-Sektors beeinflussen könnten?
Wir rechnen mit anhaltenden Diskussionen über den Affordable Care Act (ACA). Eine wesentliche Veränderung des ACA ging mit der neuen Steuergesetzgebung einher, die Ende 2017 verabschiedet wurde - nämlich die Aufhebung des Einzelmandats - die voraussichtlich eine Verringerung der Versichertenzahl zur Folge haben wird. Wie wir voraussagten, sind die Bedenken hinsichtlich einer Einschränkung der Preisgestaltung von Arzneimitteln durch die US-Regierung eher sporadisch als systematisch. Aber wir behalten mögliche diesbezügliche Veränderungen im Auge, insbesondere mit Blick auf die erwartete Ernennung von Alex Azar zum neuen Gesundheitsminister des Landes.
Lohnt sich ein Einstieg für Investoren noch?
Biotechnologietitel sind auf ihren derzeitigen Niveaus attraktiv bewertet. Die finanziellen Aspekte der US-Steuerreform - einschliesslich der Senkung der Körperschaftssteuer und der günstigen Bestimmungen für Gewinnrückführungen aus dem Ausland - entlasten möglicherweise die Bilanzen von US-Pharmariesen und könnten stärkere M&A-Aktivitäten im Biotech-Sektor nach sich ziehen. Aus fundamentaler Sicht, und daher bedeutsam, wird der Biotechnologiesektor unserer Meinung nach dank seiner unerschütterlichen Innovationskraft und eines steigenden Anteils neuartiger Präparate im Jahr 2018 und darüber hinaus wachsen. Wir blicken einem weiteren produktiven und spannenden Jahr 2018 entgegen.
Dr. Daniel Koller trat 2004 bei Bellevue Asset Management ein und ist als Senior Portfolio Manager im Bereich Biotechnologie mit Spezialgebiet Herz-Kreislauf-Krankheiten tätig. Seit 2010 ist er Head Management Team der börsenkotierten Beteiligungsgesellschaft BB Biotech AG. Vor seinem Eintritt bei Bellevue Asset Management war er während vier Jahren in der Finanzindustrie tätig, zuerst in der Funktion als Aktienanalyst bei UBS Warburg, danach als Private-Equity-Investor bei equity4life. Daniel Koller studierte Biochemie an der ETH Zürich und doktorierte im Bereich Biotechnologie während seiner Tätigkeit bei Cytos Biotechnology.