«Blockchain hält zukunftsweisende globale Lösungen bereit»

23.09.2022
Herr Daffner, Blockchain? Helfen Sie uns mit einer kurzen Definition.
Einfach ausgedrückt, handelt es sich bei der Blockchain um ein Netzwerk, auf dem sich Transaktionen und unterschiedliche Assets - sowohl materielle Dinge wie Häuser, Autos oder Geld als auch geistiges Eigentum, beispielsweise ein Urheberrecht - eintragen lassen. In einer Art Hauptbuch (Ledger) sind sämtliche Informationen und Abläufe transparent und unveränderlich aufgezeichnet. Einsicht haben nur die Teilnehmenden der jeweiligen Blockchain. Oder in aller Kürze: Die Blockchain ist digitales Vertrauen.
Sie sprechen über Vertrauen - wie sicher ist die Blockchain?
Den einen Beweis für ihre Sicherheit hat diese Technologie erst kürzlich geliefert: Ein Hacker hatte zunächst erfolgreich 600 Mio. US-Dollar aus einem Decentralised Finance-Netzwerk gestohlen. Der Dieb musste anschliessend allerdings feststellen, dass er mit den gestohlenen Kryptowährungen nichts anfangen kann. Grund: Sämtliche von ihm getätigten Transaktionen waren nachvollziehbar. Nach kurzer Zeit hatte der Hacker die Beute wieder an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben, da sie für ihn nicht 600 Millionen, sondern genau Null Dollar wert war.
Wie sehen Sie die Zukunft der Blockchain-Technologie?
Auch wenn die Blockchain-Technologie selbst noch am Anfang ihres Technologielebenszyklus steht und in vielen Teilen der Weltbevölkerung noch nicht adaptiert ist, hält sie bereits jetzt zukunftsweisende globale Lösungen bereit. Sie ist die Technologie, die das Existieren von Kryptowährungen wie Bitcoin überhaupt erst ermöglicht und wird zukünftig in seinen Anwendungsbereichen weit über Kryptowährungen hinausgehen.
Stichwort Anwendungsfälle, haben Sie da ein aktuelles Beispiel, welches das vorhandene Potenzial aufzeigt?
Mobile Payments haben mit Beginn der Pandemie die deutsche Vorliebe für Bargeld mehr und mehr abgelöst und sind inzwischen ein bequemer Standard. Kleine Händler tun sich aber teilweise noch schwer mit digitalen Zahlungen. Sie müssen einerseits das Risiko bei Chargebacks von Kreditkarten tragen. Darüber hinaus lechzen die Geschäfte unter der Kaskade an Gebühren, welche Services wie Apple Pay, Visa, andere Zahlungsdienstleister oder Banken für den bargeldlosen Geldtransfer aufrufen. Als Kunde wiederum spürt man bei dem derzeitigen Allzeithoch an Kreditkartenbetrug immer noch etwas Unwohlsein beim Zahlen an unbekannten Terminals. Aber wie schon erwähnt, Blockchain steht auch für Sicherheit und in Anbetracht der immer besseren Skalierbarkeit werden Blockchain-basierte Zahlungssysteme die neue Norm zum Wohle von Käufer und Verkäufer werden.
Was kann die Entwicklung der Technologie zukünftig gefährden und was kann sie fördern?
Da die Blockchain das Potenzial hat, grundlegendes soziales Gefüge zu verändern, ist die eine oder andere Machtposition gefährdet. Fast jedes autoritäre Regime der Welt hat wie beim Internet auch bei Kryptowährungen auf Verbote gesetzt. In der Vergangenheit ist man recht gut damit gefahren, in Technologien zu investieren, die von solchen Regimen verboten wurden. Die «Great Firewall of China» war stets ein hervorragender Anlageberater.
Welche Möglichkeiten haben interessierte Investoren zu investieren?
Investoren, die das Thema Blockchain auf der Agenda haben, sollten grundsätzlich bereits jetzt einsteigen. Und getreu dem Grundsatz von André Kostolany - «Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln» -, kommt es auf die richtige Auswahl an, um die Investment-Chancen bestmöglich zu nutzen. Investierbare Unternehmen sollten die Technologie in Vorbereitung haben, an Anwendungsfällen arbeiten und Blockchain ein Teil der Wertschöpfungskette sein. Viele aufstrebende Unternehmen sind zwar wenig bekannt, aber börsennotiert. Gerade im Bereich Blockchain sind Einzelinvestments aber immer mit Risiken verbunden.
Lassen Sie uns noch über das Konzept des «ART Transformer Equities» sprechen. Welche Anlageidee steckt hinter dem Fonds?
Der «ART Transformer Equities Fonds» investiert in die Aktien von Unternehmen, die sich mit der Blockchain-Technologie beschäftigen. Es wird ausschliesslich in Aktien investiert, nicht aber in Krypto-Währungen. Das Portfolio besteht aus börsennotierte Jungunternehmen, die neue Produkte und Services im Rahmen der Blockchain-Technologie anbieten und somit basieren ihre USPs direkt auf dieser Technologie. Im Fokus stehen zudem Growth-Unternehmen, die bereits einen Track Record und weiteres Wachstumspotenzial haben, sich aber in Wachstumsmärkten gegenüber Wettbewerbern um Marktanteile beweisen müssen. Dritter Baustein sind etablierte Unternehmen, die Marktführer in bestehenden Märkten sind und die Blockchain-Technologie einsetzen, um sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Mitbewerbern zu verschaffen.
Können Sie noch anhand von Unternehmen des Portfolios kurz aufzeigen, wie diese die Technologie in der Praxis einsetzen?
Grundsätzliche sind potenzielle Investments insbesondere in den Branchen Automobil, Energie, Finanzen, Versicherung, Life Science, Logistik, Technologie und Reisen zu finden. Silvergate Capital Corporation zum Beispiel ist als Bankholdinggesellschaft tätig und bietet über seine Tochtergesellschaft Silvergate Bank neben klassischen Commercial-Banking- Dienstleistungen insbesondere innovative Finanzinfrastrukturlösungen und -dienstleistungen für die wachsende Digitalwährungsbranche an. Die Bank nutzt die Blockchain-Technologie für ihr Silvergate Exchange Network (SEN), ein Echtzeit-Zahlungsnetzwerk für Teilnehmer der digitalen Währungsbranche, das ein US-Dollar-Settlement in Echtzeit an sieben Tagen die Woche und 365 Tage im Jahr ermöglicht.
Keine Kryptowährungen und eine klare Abgrenzung zu den Flaggschiffen aus der Tech-Fonds-Szene - warum?
Nur direkt in Kryptowährungen zu investieren, wäre ja wie einen Internetfonds aufzulegen, der nur in E-Mail-Provider investiert. Die Blockchain kann so viel mehr! Das Konzept ist, neben Anwendern der Technologie, in die Unternehmen zu investieren, die transformative Blockchain-Anwendungen schaffen. Unternehmen, die sich überhaupt mit einer revolutionären Technologie wie Blockchain beschäftigen, beweisen schon, dass sie über geeignetes Personal, Innovationsprozesse und Know-how verfügen, was alleine schon ein Qualitätsmerkmal und Wettbewerbsvorteil darstellt.
Das Portfolio besteht aus 60 bis 90 Titeln und ist verteilt zwischen konservativen Unternehmen wie Maersk, Wachstumsunternehmen wie GFT Technologies und jungen Unternehmen wie Riot Blockchain. Die Diversifikation des Portfolios in Bezug auf Länder, Sektoren und Unternehmensgrösse lässt im Unterschied zu konzentrierteren Tech-Fonds kein Klumpenrisiko zu. Detailliertes fundamentales Research zusammengeschnürt mit erstklassigem Risikomanagement ist hier das Konzept. In Zeiten, wo selbst Internetgiganten wie Meta oder Netflix über 30 Prozent ihres Börsenwertes an einem Tag verlieren, ein gesunder Ansatz.
Link zum Disclaimer
Axel Daffner ist Vermögensverwalter und geschäftsführender Gesellschafter der Pegasos Capital GmbH mit Sitz in München, die in der Schweiz von Agathon Capital vertreten wird. Bevor er im Jahre 2012 zu Pegasos Capital stiess, war der diplomierte Betriebswirt nach seinem Abschluss zunächst als Unternehmensberater und anschliessend als Portfoliomanager für eine ebenfalls in München ansässige Vermögensverwaltung tätig.