BNP Paribas Easy ETF - Nachhaltigkeit in der DNA

Head of Business Development ETF & Index Solutions - Deutschland, Österreich, Deutschschweiz
BNP Paribas Asset Management, München
easy.bnpparibas.ch
13.11.2020
Herr Hecher, ESG ist für Ihr Haus bekanntlich ein ganz grosses Thema. Welcher Stellenwert kommt dem Thema Nachhaltigkeit im ETF-Geschäft zu?
Wir stellen fest, dass Investoren sich immer stärker für die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Kapitalanlagen interessieren und dabei zunehmend Indexlösungen nachfragen. Diese Entwicklung begrüssen wir sehr, denn als ESG-Pionier beschäftigen wir uns mit solchen Themen bereits seit über 15 Jahren und wirken bei verschiedenen Nachhaltigkeitsinitiativen, wie zum Beispiel den Principles for Responsible Investments (PRI) oder der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC) mit. Nachhaltige Investmentstrategien sind Teil der DNA von BNP Paribas Asset Management. Wir haben in 2008 den ersten «Low Carbon»-ETF überhaupt aufgelegt. Mittlerweile bieten wir mehr als 15 ETFs an, die Indizes mit Nachhaltigkeitskriterien abbilden.
Wie können ETF-Anleger zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens beitragen?
Durch den Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums möchte die EU-Kommission das Pariser Klimaabkommen konkret umsetzen. Sie hat hierzu die sogenannte Paris-Aligned Benchmark (PAB) definiert, deren Ziel es ist, den CO2-Fussabdruck im Vergleich zum Anlageuniversum um rund 50 Prozent zu reduzieren. Die zusätzliche jährliche Reduktion des CO2-Fussabdruckes um mindestens 7 Prozent pro Jahr entspricht dem EU-Ziel der CO2-Neutralität. Der «Low Carbon 100 Europe Index» ist eine Benchmark, die bereits 2008 von der Börse Euronext eingeführt wurde und seitdem in einem ETF von BNP Paribas Asset Management nachgebildet wird. Euronext als Indexanbieter ist dafür verantwortlich, den Index an die Anforderungen der PAB anzupassen. Anleger, für die Dekarbonisierung essenziell bleibt, können dies mit unserem Low-Carbon-ETF umsetzen.
Ist die Nachhaltigkeit eines Asset Managers bzw. ETF-Anbieters überhaupt messbar und wie sieht die Landschaft aus?
Verantwortungsvolles Investieren ist eine Anlagestrategie, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in Investitionsanalysen und -entscheidungen einbezieht. Es wird anerkannt, dass ESG-Faktoren den finanziellen Wert einer Investition beeinflussen können und dass Investitionen auch Auswirkungen auf die Welt um uns herumhaben. Ein verantwortungsbewusster Investmentansatz erkennt an, dass langfristiger Wohlstand eine Abkehr vom kurzfristigen Gewinn als einzige Definition von Wert erfordert. BNP Paribas Asset Management hat in 2019 bekanntgegeben, innerhalb von zwei Jahren ESG-Kriterien bei allen Investmentprozessen zu integrieren.
Gibt es eine offizielle Stelle, die die Prüfung übernimmt?
Share Action ist eine Organisation, die die 75 grössten Vermögensverwalter weltweit bezüglich der Nachhaltigkeit in ihren Investmentprozessen analysiert. Gemäss der im März 2020 veröffentlichten Studie «Point of No Returns» wird ein Grossteil der Anlagegelder derzeit jedoch auf eine Art und Weise verwaltet, die im besten Fall wichtige systemische Risiken ignoriert und im schlimmsten Fall sogar verstärkend wirkt. Für das Ranking werden die Asset Manager anhand der Kriterien verantwortungsvolle Unternehmensführung, Klimawandel, Menschenrechte und Biodiversität beurteilt. BNP Paribas Asset Management erzielt dabei das zweitbeste Ergebnis. Interessant ist, dass die ersten 19 Plätze ausschliesslich von europäischen Vermögensverwaltern besetzt sind und grosse US-amerikanische Häuser tendenziell schlecht abschneiden.
BNP Paribas Asset Management legt viel Wert darauf, dass es seine Stimmrechte bei den Hauptversammlungen selbst wahrnimmt. Welche Vorteile hat das für den Anleger, warum sollte man solche Produkte bevorzugen?
Anleger, die sich bewusst für nachhaltige ETFs entschieden haben, sollten Gewissheit haben, dass das Gesamtpaket stimmt. Unser Global Sustainability Center mit über zwanzig Spezialisten ist auch für den Bereich Stewardship zuständig. Über 90 Prozent der Stimmrechte aus Aktienpositionen, egal ob aus aktiv oder passiv gemanagten Fonds, werden ohne Einschaltung von Dienstleistern selbst ausgeübt. Dabei werden alle Beschlussvorlagen gemeinsam mit den Portfolio Managern kritisch geprüft, auch im Hinblick auf Nachhaltigkeitskriterien. BNP Paribas Asset Management war in 2019 auf 1’758 Hauptversammlungen weltweit präsent und hat 72 Prozent der übertragenen Stimmrechte ausgeübt. Der Anteil der Gegenstimmen lag im Jahr 2019 weltweit bei 27.8 Prozent.
Wie schneidet BNP Paribas Asset Management beim Stimmrechtverhalten im internationalen Vergleich ab?
Die Organisation Majority Action hat das Stimmrechtsverhalten von Asset Managern in ihrem Bericht «Climate in the Boardroom» für 2019 analysiert. Während BNP Paribas Asset Management und drei weitere Häuser in 95 Prozent bis 100 Prozent der Fälle zugunsten klimarelevanter Entscheidungen stimmten, lagen grosse US-amerikanische Player zwischen 0 Prozent und 25 Prozent. Entscheidungen zugunsten der Vorstandsvergütungen oder zu Vorschlägen des Managements für die Besetzung von Aufsichtsgremien werden von grossen US-amerikanischen Asset Managern fast ausnahmslos unkritisch durchgewinkt, während BNP Paribas Asset Management die niedrigste Zustimmungsquote aufweist. ETF-Anleger sollten sich nicht damit zufriedengeben, wenn ihr Anbieter nur vereinzelt nachhaltige Indexprodukte ins Schaufenster stellt, sondern den verantwortungsvollen Umgang mit Aktionärsrechten bei der Auswahl kritisch prüfen.
Man hört und liest schon auffallend lange nichts mehr bezüglich fallender Gebühren bei ETFs. Ist das Thema vom Tisch?
ETFs sind exakt wegen niedriger Gebühren in Verbindung mit Transparenz bei Anlegern beliebt. Der Wettbewerb unter den Anbietern hat im Laufe der Jahre bereits zu einer Senkung der durchschnittlichen Gebühren bei Standardprodukten geführt. Aber gerade bei nachhaltigen ETFs könnte das noch ein Thema bleiben. Auch BNP Paribas Easy überprüft ständig die ETF-Gebühren. In diesem Jahr werden wir beispielsweise die Gebühren unseres rolloptimierten Rohstoff-ETF um 11 Basispunkte senken. Vermutlich wird die Umsetzung im Laufe des Dezembers wirksam - rechtzeitig vor Weihnachten.
Link zum Disclaimer
Claus Hecher leitet seit Juli 2016 das ETF-Geschäft von BNP Paribas Asset Management im deutschsprachigen Raum. Nach mehreren Jahren im Derivategeschäft ist er seit 2008 in der ETF-Branche tätig.