Chancen und Ziele eines Fondsvertriebs in der asiatischen Finanzmetropole

Mitglied des Vorstands
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG, Frankfurt
hauck-aufhaeuser.com
13.05.2020
Herr Dr. Sepp, bislang war Hauck & Aufhäuser überwiegend in der DACH-Region und in Luxemburg mit dem Fondsvertrieb unterwegs. Was verspricht sich das Bankhaus davon, seine Vertriebsaktivitäten nach Hongkong auszuweiten?
Insgesamt bieten China und insbesondere Hongkong ein grosses Marktpotenzial im Bereich Asset Management und Private Banking - ob für private oder institutionelle Anleger. Gemeinsam mit unserem Partner Fosun bauen wir unsere Brücke zum asiatischen Kapitalmarkt aus. Die ersten Meilensteine waren hierbei die Gründung unserer Niederlassung in Nanjing und jetzt der Start unseres Fondsvertriebs in Hongkong. Davon profitieren nicht nur unsere eigenen Produkte, sondern auch die Fonds unserer Dritt-Fondspartner. Besonders deutsche bzw. europäische Nischenfonds, die sich durch aussergewöhnliche Strategien von der breiten Masse abheben, werden dort sehr geschätzt.
Was waren die grössten Herausforderungen bei der Zulassung eines eigenen Fonds?
Als erstes mittelständisches Bankhaus ohne eigene Niederlassung in Hongkong wurden wir intensiv von der Aufsichtsbehörde geprüft. Unser One-Stop-Shop Dienstleistungsangebot mit Standorten in Deutschland und Luxemburg ist in Hongkong eher unbekannt, und wir sind mit der Genehmigung durch die Securities & Futures Commission of Hong Kong (SFC) in diesem Bereich dadurch zum Pionier geworden. Unser Partner Fosun war uns beim Markteintritt eine grosse Hilfe. In Hongkong kennt kaum jemand das Bankhaus Hauck & Aufhäuser, der Name Fosun öffnete uns jedoch die Türen zu den wichtigen strategischen Vertriebspartnern vor Ort.
Zukünftig wollen Sie auch andere Asset Manager bei dem Vertrieb in Hongkong unterstützen. Welche Vorteile bieten Sie Dritt-Fondspartnern?
Der grösste Vorteil für unsere Partner ist sicherlich die Expertise, welche wir in den vergangenen Jahren in der Zusammenarbeit mit unserem Investor Fosun erworben haben. Zudem haben wir ganz aktuell viele Erfahrungen bei der Zulassung unseres eigenen Fonds in Hongkong gesammelt. Hiervon können nun auch Dritt-Fondspartner profitieren. Konkret bieten wir ihnen an, sie während des gesamten Zulassungsprozesses ihres Fonds zu begleiten - von der Planung bis zur Umsetzung.
Gleiches gilt für den Standort Luxemburg. Dort gibt es bereits einige Institutionen vor Ort wie den Fondsverband ALFI, die über ein hervorragendes Netzwerk in Asien verfügen und somit die Beziehung zwischen Luxemburg als Finanzplatz und Asien kontinuierlich erweitern.
Darüber hinaus gewähren wir unseren Partnern Zugang zu unserem Netzwerk bestehend aus Mitgliedern der «Fosun-Familie» sowie externen Geschäftspartnern von Fosun: Banken, Vermögensverwalter und erfahrene Dienstleister in Hongkong. Das hat besonders bei der Koordination und Abstimmung von rechtlichen Dokumenten, aber auch beim Vertrieb grosse Vorteile.
Welche Rolle spielt dabei das Verhältnis von Luxemburg und Hongkong?
Die Geschäftsbeziehungen zwischen China, Hongkong und Luxemburg haben eine längere Tradition. Luxemburg ist auch aus Sicht Asiens wiederum einer der bedeutendsten Finanzplätze in Europa. Das sieht man bereits daran, dass führende chinesische Banken, wie zum Beispiel die Bank of China, ihre europäischen Firmensitze in Luxemburg haben.
So ist auch die Luxemburger Fondsvereinigung ALFI bereits seit 2010 in Hongkong tätig, mit dem Ziel, die Präsenz des Luxemburger Fondsstandortes in Asien zu erhöhen. Hongkong fungiert dabei als Brücke in die vielversprechenden Wachstumsmärkte Asiens. Das seit Januar 2019 geltende Mutual Recognition of Funds (MRF) zwischen Hongkong und Luxemburg wird eine Ausweitung der bestehenden Aktivitäten weiter fördern.
Wird Hauck & Aufhäuser seine Aktivitäten in China künftig noch weiter ausbauen? Werden Sie weitere hauseigene Fonds zum Vertreib in China zulassen? Haben Sie bereits weitere Projekte in der Pipeline?
Vorerst werden wir uns auf den Vertrieb eines Fonds und die Unterstützung unserer Partner konzentrieren. Aber natürlich loten wir aktuell intern weitere Optionen aus und schliessen eine Ausweitung unserer Vertriebstätigkeiten in Hongkong nicht aus. Insgesamt verfolgen wir aktuell drei strategische Säulen in China.
Die Zulassung eines eigenen Fonds in Hongkong ist dabei ein wesentlicher Fortschritt im Aufbau des Offshore-Business. Darüber hinaus bieten wir über unsere Niederlassung in Nanjing Anlageberatung für chinesische Privat- und Unternehmenskunden an. Schliesslich werden wir auch unser Vermögensverwaltungsangebot bzw. das Asset Management ausbauen. Wir haben also noch viel Arbeit vor uns. Der Grundstein ist jedoch gelegt.
Link zum Disclaimer
Dr. Holger Sepp ist Mitglied des Vorstands bei Hauck & Aufhäuser und verantwortet die Bereiche Asset Servicing und Private Banking. Zuvor verantwortete er seit 2010 bei der CACEIS Bank zum einen als Geschäftsführer und Mitglied der Niederlassungsleitung das Asset Servicing der Gruppe in Deutschland. Zum anderen war er für alle deutschen und österreichischen Kunden der Gruppe weltweit verantwortlich. Von 2006 bis 2010 war Dr. Sepp als COO/CFO und CRO für das Asset Management und Private Banking bei Sal. Oppenheim an den Standorten Köln und Luxemburg verantwortlich. Zwischen 2000 und 2005 war er zuerst Leiter Konzernentwicklung der DekaBank und später Geschäftsführer der Deka Investment KAG in Frankfurt. Nach einer Banklehre, einem Studium der Volkswirtschaftslehre und einer Dissertation an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg sammelte er von 1993 an weitere Berufserfahrungen im Bereich der Management-Beratung und war Partner und Mitinhaber einer auf Financial Services spezialisierten Unternehmensberatung.