Coronavirus: China bereits wieder gut aufgestellt

Schwellenländerexperte des Healthcare-Teams
Bellevue Asset Management AG, Küsnacht ZH
bellevue.ch
25.03.2020
Herr Kubli, die aktuelle Krise nahm ihren Anfang in China. Wie sieht es dort aktuell aus, ist bereits eine Erholung der Märkte erkennbar?
Tatsächlich ist China auf dem Weg zur Normalisierung relativ weit fortgeschritten, der Höhepunkt der Pandemie scheint dort überschritten. Die rigorosen Massnahmen zahlen sich aus. Länder wie China, Korea, Japan oder Taiwan waren besser auf einen Ausbruch einer solchen Epidemie vorbereitet, da sie aus den Erfahrungen der Sars-Krise die richtigen Schlüsse gezogen haben.
Ist die Produktion bereits wieder angelaufen?
Die Produktionsanlagen in China, wo viele Zwischenstoffe für Arzneien produziert werden, waren bereits Ende Februar wieder 80 bis 90 Prozent ausgelastet. Zugleich hat die Coronakrise die politische Führung in Peking darin bestärkt, in der Gesundheitsversorgung den «Made in China»-Ansatz weiter zu verstärken. Die eigene Forschung und Entwicklung, vor allem in der Biotech- und Medtechindustrie wie auch bei Technologieplattformen, soll weitgehend unabhängig von ausländischem Know-how forciert werden. Die langfristigen, strukturellen Trends, wie zum Beispiel die Modernisierung des chinesischen Gesundheitswesens, sind vollständig intakt.
Gibt es auch Unternehmen, die gestärkt aus dieser Krise herausgehen könnten, bzw. die sogar davon profitiert haben?
Die grössten Profiteure dieser Krise sind Internet-Healthcare-Firmen wie Alibaba Healthcare und Ping An Healthcare, die in den letzten zehn Jahren erfolgreich ganze Gesundheits-Ökosysteme aufgebaut haben. Neue regulatorische Massnahmen ermöglichen mittlerweile Rezepte online für Medikamente auszustellen und diese auch online zu versenden.
Wie hat ihr Fonds die Krise überstanden?
Der Healthcare-Fonds mit Schwerpunkt Asien hat die Krise bislang relativ gut überstanden. Der Fonds ist seit Jahresanfang fast 20 Prozent besser als der asiatische Gesamtmarkt. Wir haben zuletzt zum einen mit japanischen Pharmafirmen defensive Positionen aufgebaut. Zum anderen haben wir den Fokus unverändert auf Firmen gelegt, die von Megatrends wie zum Beispiel Internet Healthcare, Modernisierung des chinesischen Gesundheitswesens oder Spitzeninnovation in Japan profitieren.
Könnte die Lösung zur Bekämpfung der Krankheit aus China kommen?
Tatsächlich entwickelt die chinesische Firma Wuxi Biologics zusammen mit Vir Biotech Antikörper für eine passive Immunisierung. Wie bei anderen Firmen auch haben die klinischen Studien aber eben erst begonnen oder werden in Kürze starten. Bis zu einer Zulassung dürften mindestens noch 12 bis 18 Monate vergehen.
Zudem sind die zwei japanischen Pharmagesellschaften Takeda und Chugai an vorderster Front mit dabei, eine Therapie gegen Covid-19 zu entwickeln. Takeda entwickelt mit Antikörpern von wieder gesunden Patienten Immunglobuline für eine passive Immunisierung. Dies wird aber auch mindestens 12 Monate dauern. In Zusammenarbeit mit ihrer Muttergesellschaft Roche testet Chugai ihr Anti-Rheumatika Actemra zur Bekämpfung der Immunhyperreaktion. Bei dieser Studie sollten die Resultate in den nächsten drei Monaten erhältlich sein.
Ist jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt für Investoren?
Es hat sich gezeigt, dass der asiatische Gesundheitssektor besonders in Krisenzeiten sehr widerstandsfähig ist. Zumal die langfristigen, strukturellen Trends vollständig intakt sind. Im Gegenteil, einige Firmen profitieren von der jetzigen Situation. Die Bewertung des Portfolios befindet sich mit einem PEG von 1.2x auf historisch niedrigem Niveau. Gleichzeitig wachsen die Firmen in den nächsten drei Jahren über 20 Prozent pro Jahr. Deshalb sind wir der Meinung, dass jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt ist.
Link zum Disclaimer
Oliver Kubli ist seit 2015 Managing Director, Head Portfolio Management Healthcare Funds & Mandates bei Bellevue Asset Management. Zuvor war er während einigen Jahren Mitglied der Geschäftsleitung und Head Portfolio Management Adamant Biomedical Investment AG, bis zu deren Übernahme durch Bellevue. Er studierte Betriebswirtschaft an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur und ist CFA Charterholder.