«Das Wachstum bei Source kommt von Innovation und vom breiten Serviceangebot»

Head of Germany, Austria & Eastern Europe
Source UK Services Ltd, London SourceETF.com
05.10.2015
Herr Specketer, dies ist eines der besten Jahre für ETFs, die jemals verzeichnet wurden. Wie ist es Source bisher ergangen?
Auch für Source ist es im Hinblick auf das Wachstum unseres Geschäfts, neue Märkte, neu eingeführte Produkte und neue Anlagen ein aufregendes Jahr. Wir konnten in acht der neun ersten Monate des Jahres Nettomittelzuflüsse verzeichnen. Lediglich ein verhaltener Januar stach negativ hervor. Die Verkaufsdynamik hat vor allem in den letzten Monaten deutlich zugelegt. Bis dato waren bis Mitte September ca. 3,4 Mrd. US-Dollar an Nettomittelzuflüssen zu verzeichnen, wodurch unser verwaltetes Vermögen (AuM) nun bei rund 20 Mrd. US-Dollar liegt.
Knapp die Hälfte dieser neuen Gelder floss in unsere festverzinslichen ETFs, 38 Prozent wurden in Aktien und der Rest in Rohstoffe investiert. Für mich weist die Breite dieser Mittelzuflüsse auf die allgemeine Attraktivität unserer Palette von ETFs und ETCs hin. Die Anleger interessieren sich für uns nicht nur wegen eines Produkts sondern wegen einer Reihe von Lösungen. Dieses Interesse erstreckt sich auf alle möglichen Produkte, von kostengünstigen Indextracker-Produkten und Aktiensektoren-ETFs bis hin zu aktiv verwalteten Fonds und Smart-Beta-Strategien.
Smart Beta beherrscht weiterhin die Schlagzeilen. Wie sieht Source das Phänomen Smart Beta? Handelt es sich dabei nur um einen weiteren Marketinggag, der mit der Zeit wieder von der Bildfläche verschwinden wird?
Der Begriff «Smart Beta» führt derzeit wohl zu den meisten Diskussionen in der Branche. Ob es uns gefällt oder nicht, aber dieser Begriff hat sich in der Presse und der übrigen Branche durchgesetzt, warum also dagegen Widerstand anmelden? Unseres Erachtens ist es vielmehr wichtiger zu verstehen, was Smart Beta ETFs zu erreichen versuchen und wie man sie am besten in Anlageportfolios einsetzen kann. Das Anlageuniversum von Smart Beta ETFs ist extrem breit gefasst und divers. Unserer Meinung nach lässt es sich jedoch in zwei Kategorien unterteilen: Strategien und Instrumente. Die erste Kategorie bezieht sich auf diversifizierte Strategien, mit denen sich Anlagen in nach Marktkapitalisierung gewichteten Kernindizes ersetzen lassen. Sie eignen sich unter Umständen als längerfristige Portfoliobestände.
Die zweite Kategorie bezieht sich auf Strategien, mit denen ein zielgerichtetes Engagement in Faktoren oder Segmenten des Marktes aufgebaut werden soll. Diese sollten in bestimmten Marktbedingungen gut abschneiden, während in anderen von einer Underperformance auszugehen ist. Als solches eignen sie sich eventuell eher für kurzfristigere Anlagen, beispielsweise, wenn ein Anleger einer bestimmten taktischen Markteinschätzung Ausdruck verleihen möchte.
Nach unserem Dafürhalten können beide Strategien in Portfolios eine wichtige Rolle einnehmen. Smart Beta wird unserer Ansicht nach von Dauer sein und diese ETFs dürften künftig eine noch stärkere Verbreitung erfahren, da die Anleger mehr über sie und darüber, wie sie sich in Portfolios am besten einsetzen lassen, in Erfahrung bringen.
Wofür möchte Source stehen: für seine Innovationskraft, als Vordenker oder für seine Auswahl an ETFs?
Um ehrlich zu sein, wahrscheinlich für all diese Dinge und noch einiges mehr. Der Wettbewerbsdruck am europäischen ETF-Markt nimmt stetig zu. Jedes Jahr treten neue Anbieter auf den Plan und es werden hunderte von neuen Produkten aufgelegt, um Marktanteile zu erobern. Innovative Produkte werden das Interesse einiger Anleger wecken, und die meisten Anleger verlangen von einem ETF-Anbieter wahrscheinlich, mit einer guten Produktauswahl aufzuwarten, aber für uns handelt es sich hierbei um Grundvoraussetzungen. Viele Anleger wollen noch mehr, sie wollen einen umfassenderen Service. Aus diesem Grund haben wir im vergangenen Jahr ein Team für makroökonomische Analysen und ein Kapitalmarktteam ins Leben gerufen. Unser Multi-Asset Researchteam bietet produktunabhängige Einschätzungen zur Vermögensallokation, einschliesslich eines vorgeschlagenen Modellportfolios.
Unser Kapitalmarktteam wird für unsere Anleger ebenfalls immer wertvoller. Da die Teammitglieder selbst im Handel tätig waren, kennen sie die verschiedenen Herausforderungen und Chancen aus erster Hand. Ihre Aufgabe besteht darin, für Anleger Lösungen zu finden, ob es nun darum geht, Liquidität bereitzustellen, eine Bestandsanalyse zu erstellen oder vor Transaktionen Kostenanalysen bereitzustellen. So kontaktierte uns ein grosser deutscher Vermögensverwalter, der wissen wollte, ob Futures die effizienteste Art eines Engagements im S&P 500 Index bieten würden. Wir erstellten zu diesem Thema Analysen, die zeigten, in welchen Quartalen es in der Vergangenheit von Vorteil war, in Futures zu investieren, und wann es besser gewesen wäre, in diesem spezifischen Fall einen ETF zu halten. Der Anleger war seit langem in Futures engagiert, aber unsere Analyse überzeugte ihn, mehr als 100 Mio. Euro in einen ETF umzuschichten.
Sascha Specketer ist Head of Germany, Austria & Eastern Europe bei Source. Vor seiner Tätigkeit für Source arbeitete er als Aktienanalyst bei Bear Stearns. Dabei betreute er europäische Telekomunternehmen und beriet Kunden in Bewertungsmodellen und industriespezifischen Themen. Sascha Specketer war auch in den Bereichen Business Recovery Service bei PwC, Fixed Income bei PIMCO Europe sowie US/Pan-European Equities bei Allianz Global Investors in San Francisco und Frankfurt tätig.