Der Ausbau des Krypto-Geschäfts von BlackRock hat Signalwirkung

01.09.2022
Herr Borini, kürzlich kommunizierte der weltweit grösste Vermögensverwalter, dass er sich im Bereich Bitcoin & Co. stärker engagieren wird. Was hat der Gigant vor?
Er hat zwei Stossrichtungen kommuniziert. Einerseits will BlackRock mit dem «Bitcoin Trust» professionellen Anlegern den Zugang zu Bitcoin - in einer regulierten Hülle - ermöglichen, andererseits haben sie mit Coinbase eine Zusammenarbeit, damit auch andere Krypto-Assets gehandelt werden können. Das hat Symbolwirkung!
Ist die Nachfrage nach diesen starken Kurstauchern wirklich noch da?
Einige Profis haben diese starken Marktverwerfungen genutzt, um ihre Positionen auf- oder auszubauen. Viele stehen jedoch auf der Seitenlinie - vor allem auch Private -, die warten ab. Ich denke, der Zeitpunkt von BlackRock ist ideal, denn sobald sich die Finanzwelt und der Markt beruhigt, werden die Preise auch wieder steigen.
Mit welchen Krypto-Assets-Fragen schlagen sich denn diese traditionellen Finanzdienstleister rum?
Von Krypto im Portfolio über Verwahrung und Staking bis hin zur Tokenisierung. Aber eigentlich geht es um künftige Geschäftsmodelle. Deswegen investieren einige Institute in Weiterbildung in diesem Segment.
Sie liefern mit Ihrem Lehrgang «Certified Crypto Finance Expert» (CCFE) Grundlagen für Finanzexperten. Spüren Sie den Krypto-Winter?
Das Gegenteil ist der Fall, wir haben im ersten Semester - im Vergleich zur selben Vorperiode - einen neuen Teilnehmerrekord erreicht: eine Steigerung von 190 Prozent. Alle Durchführungen waren ausverkauft. Der CCFE ist ein gutes Stimmungsbarometer. Wir sehen immer mehr Mitarbeitende aus der Finanzindustrie, die diese Weiterbildung besuchen und insbesondere wird diese auch vom Arbeitgeber unterstützt, das war zu Beginn in 2020 nicht so.
Haben Sie weitere Ausbauschritte?
Ein E-Learning ist soeben live gegangen und bereits im Einsatz bei zwei Banken. Ab 2023 bieten wir nebst dem Grundkurs verschiedene Advanced-Seminare mit der Möglichkeit, künftig modulartig sein Wissen um Digital Assets gezielt zu vertiefen. Daneben schlagen wir unsere Zelte auch in Deutschland auf.
Aber nach wie vor tun sich viele Banken und Finanzexperten schwer mit Krypto-Assets.
Das ist so! Ich verstehe, wenn ein Institut sagt, wir haben keine Expertise und bauen kein Angebot, sondern sehen sich dann vielleicht in der Vermittlerrolle. Aber ich verstehe nicht, wenn Banken und Bankmitarbeitende das Thema ignorieren. Man kann sagen, ich halte nichts davon, das ist fair! Doch sehr oft erleben wir, dass genau ignorierende Experten nicht wirklich verstanden haben, wie Krypto-Assets geht und um was für eine Vielfalt es sich handelt. Das spürt man oft in ihren Interviews, Tweets oder hört es von Kunden. Und ja, es ist kompliziert und das Tempo ist rasant.
Was empfehlen Sie Banken und Vermögensverwaltungen?
Ich empfehle jedem Finanzexperten, sich mit dem Thema zu befassen, sonst weiss dann plötzlich ein Kunde besser Bescheid als sein Banker. Ich sitze lieber in einem fahrenden Zug von Beginn an - gemütlich auf einem weichen Polster -, als dass ich am Ende dem Zug nachrennen muss. Zudem befindet sich die Industrie in einer digitalen Transformation und dabei geht es nicht allein um Digital, sondern vielmehr um die Transformation. Dazu gehören eben Krypto-Assets.
Link zum Disclaimer
Rino Borini ist Mitgründer des Beratungs- und Medienhauses Scarossa. Das Unternehmen setzt den Fokus auf digitale Transformation der Finanzindustrie sowie «Next Generation Invest» und betreibt unter anderem die Anlegerplattform «10x10.ch» und die Veranstaltungsplattform «Finance 2.0». Rino Borini leitet den Certificate of Advanced Studies (CAS) «Digital Finance» an der Hochschule Zürich und ist Verwaltungsratspräsident beim digitalen Vermögensverwalter Descartes Finance. Im Herbst 2020 hat ihn das Wirtschaftsmagazin «BILANZ» zu den «Digital Shapers 2020» gekürt, also den 100 wichtigsten Köpfen, die die Digitalisierung im Land vorantreiben.