«Der Austausch von Fondsdaten ist ein Anachronismus»

16.06.2017
Herr Dr. Partin, vor ein paar Tagen konnte man lesen, dass die ifund services AG mit der fundinfo AG fusioniert hat. Wie kam es dazu?
Kurz gesagt, sind es vor allem Effizienzüberlegungen. Die ifund services gibt es seit 2000, die fundinfo seit 2005. In unserem Geschäftsbereich bedeutet das zwei parallel aufgebaute Organisationen, mit jeder Menge Doppelspurigkeiten wie Buchhaltung, Revision, Corporate Design, Webseiten und so weiter.
Stimmt es, dass die fundinfo einst eine Tochtergesellschaft der ifund war?
Das ist richtig. Gegründet wurde die fundinfo als Tochtergesellschaft der ifund. Mit neuen Aktionären wurde die fundinfo aber schon nach ein oder zwei Jahren herausgelöst und seither rechtlich selbständig geführt.
Aber so betrachtet hätte es die Firma fundinfo ja gar nicht gebraucht. Hätte man nicht alles in mit der ifund machen können?
Aus heutiger Sicht scheint die Frage auf der Hand zu liegen. Zurückblickend betrachtet, lautet die Antwort aber ganz klar «nein».
Wie das?
Dazu muss man wissen, was die beiden Firmen machen. Die ifund services bot Banken, Versicherungen, Family Offices, etc. ein unabhängiges Fonds-Research an und wurde von diesen auch für ihre Tätigkeit bezahlt. Fundinfos grösste Kundengruppe hingegen sind die Fondsgesellschaften, denen fundinfo die Publikation und Verteilung von Fondsdaten und -Dokumenten als Service anbietet und von denen die fundinfo auch bezahlt wird. Als wir die fundinfo AG 2005 gründeten, haben wir all die Doppelspurigkeiten bewusst in Kauf genommen, um uns vor Interessenskonflikten im Research zu schützen.
Und das ist jetzt anders?
Ja, eigentlich sogar ziemlich. Denn damals startete die fundinfo mit vielleicht einem guten Dutzend von Fondsgesellschaften und da hätte manch eine von diesen schon auf die Idee kommen können, dass es das Research positiv beeinflusst, wenn man als Fondsgesellschaft gleichzeitig auch Kunde der dieser Gesellschaft ist. Daher brauchten wir damals zwei unabhängig agierende Gesellschaften.
Und heute?
Heute zählt die fundinfo in der Schweiz ca. 98 Prozent aller zugelassenen Fonds zu ihren Kunden, in Deutschland sind es 90 Prozent und über die 15 Länder verteilt, in denen fundinfo heute öffentlich eine Plattform für Fondsinformationen betreibt, sind es 88 Prozent. Wir sprechen da von über 160’000 Anteilsklassen in unserer Datenbank, von denen knapp 100’000 aktiv vertrieben werden. Selbst wenn unsere Analysten nach Kunden und Nichtkunden unterscheiden wollten, würde die Berücksichtigung dieses Kriteriums ihre Arbeit so verkomplizieren, dass es den Aufwand nicht wert ist.
Vor zwei Wochen konnte man auch lesen, dass Sie nun nicht mehr CEO sind. Das heisst, Sie haben jetzt viel Zeit?
Wenn ich ehrlich bin, weiss ich gar nicht, ob ich kein CEO mehr bin. Es war ja ein Asset Deal, daher gibt es die Gesellschaft noch, wenn es dort auch nicht mehr viel zu tun gibt. Leider trifft das mit der vielen Zeit gar nicht zu. Ich bin und war ja schon vor dieser Fusion bei der fundinfo für die IT zuständig. Das hat sich nicht geändert. Und auch das Thema «openfunds» kostet viel Zeit.
Stimmt, «openfunds». Sie erwähnten das in unserem letzten, und ich glaube auch, in unserem vorletzten Interview. Wie sieht es da aus?
Da wird es, nein, ist es zurzeit richtig spannend. Vor allem die MiFID II Regulierung und auch diejenige bezüglich PRIIPs hat das Interesse an «openfunds» sprunghaft ansteigen lassen.
Warum das?
Nun, diese neuen Bestimmungen werden dazu führen, dass eine Unmenge von zusätzlichen Informationen von den Fondshäusern über die Fondsdistributoren zu den Investoren fliessen muss und es geht sogar noch weiter: vom Fondsdistributor müssen gewisse, dort generierte Daten zum Fondshaus zurück. Das ist ein Novum.
Und wie kommt «openfunds» da ins Spiel?
Da es die originäre Aufgabe von «openfunds» ist, Fondsdaten zu definieren und zu beschreiben, möchte natürlich jeder diese neuen Definitionen haben, zumal diese ja open source, das heisst kostenlos sind. Da diese beiden Richtlinien bis anfangs 2018 umgesetzt sein müssen, rennt langsam die Zeit davon, zumal noch immer nicht klar ist, wie diese Regelungen eigentlich umgesetzt werden müssen.
Aber Sie bei «openfunds» wissen es?
Jaein. Wie alle anderen haben auch wir zugewartet, was die Interessenverbände vorschlagen. Insbesondere die nationalen Fondsverbände und die Europäische Working Group (EWG) haben da eine tolle Arbeit geleistet, oder besser, sind immer noch daran diese zu leisten. Das genau ist leider auch das Problem für uns. Wir müssen umsetzen, und wir müssen das jetzt tun. Daher haben wir uns vor ca. acht Wochen entschieden, eine praktische und umsetzbare Lösung zu verabschieden, selbst wenn diese noch nachgebessert werden muss. Diese Lösung wird am 28. Juni 2017 im Rahmen einer Veranstaltung vorgestellt.
Wo kann man sich für diesen Anlass anmelden?
Leider gar nicht mehr. Wir sind ausgebucht. Je nach Feedback organisieren wir aber sicher noch weitere Veranstaltungen und ganz bestimmt wird die Lösung später auch auf www.openfunds.org publiziert.
Dr. Michael Partin studierte Betriebswirtschaftslehre mit Vertiefungsrichtung Bankwirtschaft an der Universität St. Gallen. Anschliessend erfolgte die Promotion im Bereich «Strategien von Privatbankiers» mit Abschluss 1992. Vor dem Studium absolvierte er eine Banklehre bei Georg Hauck und Sohn, Bankiers KGaA (heute Hauck und Aufhäuser) in Frankfurt. Bei der Cantrade Privatbank AG (heute UBS) in Zürich war Partin im Bereich Finanzanalysen und Portfolio Management tätig. Danach erfolgte der Wechsel zur Bank Leu AG (heute Credit Suisse) in Zürich als Leiter Investment Management. Michael Partin ist Gründungspartner und Vorsitzender der Geschäftsleitung der ifund services AG.