Der eigene Fonds - die eigene Strategie gut verpackt

19.05.2017
Herr Delrieux, das Thema Fondsauflage findet gerade wieder vermehrt Gehör, wo sehen Sie die Gründe dafür?
In der Tat erreichen uns die letzten Monate wieder vermehrt Anfragen. Dabei geht es je hälftig um die Übernahme existierender Fondsmandate, aber auch um die Neuauflage. Jüngstes Beispiel wäre der im September 2016 aufgelegte Deutscher Stiftungsfonds, von Alexander Steinke aus Berlin. Die steigende Nachfrage nach Anlagestrategien im Fondsmantel verwundert uns auch nicht wenig. Denn sowohl die positive Marktphase, als auch die zunehmende Regulierung treiben die Nachfrage nach Anlagelösungen, die vielen Kunden ohne grosse Administration zugänglich gemacht werden kann. Im Fall von Herrn Steinke und dem Deutscher Stiftungsfonds kommt sogar noch ein weiterer Aspekt dazu, das Nischenprodukt für gewisse Anlagegruppen. Im Fall Deutscher Stiftungsfonds ist es speziell eine Kundengruppe, nämlich konservative Anleger wie Stiftungen, die mittels Fondslösung eine auf sie abgestimmte Anlagelösung erhalten.
Worauf sollten zukünftige Fondsmanager besonders achten?
Eine plausible Anlageidee und kaufmännisches Agieren mal vorausgesetzt, unterschätzen viele Fondsinitiatoren den administrativen Aufwand, der sie weiter begleiten wird. Sprich eigene Erfahrung oder ein verlässlicher Partner im Bereich Verwahrstelle, Depotbank und Fondsmanagement ist unabdingbar. Und selbst wenn diese Kriterien erfüllt sind und der Fonds sich gut entwickelt, ist eine ebenso wichtige Hürde das Fondsvolumen. Einige «Einzelkämpfer» können zwar häufig das erforderliche Mindestvolumen (meist ab 3 Mio. Euro) stemmen, aber damit die Fixkosten nicht die Rendite fressen, muss der Vertrieb kurzfristig das Volumen auf über 10 oder 15 Mio. Euro bringen.
Gibt es eine Art Leitfaden in Ihrem Haus?
Es gibt keinen in Stein gemeisselten Leitfaden, aber ein individuelles auf die Initiatoren abgestimmtes Konzept. Administrative Tätigkeiten sind meist standardisiert, wie die Erstellung von Anlagerichtlinien oder Factsheets, doch viele Kriterien entwickeln wir gemeinsam mit den Fondsinitiatoren. Die jeweiligen Anforderungen und auch das bestehende Setup ist meist zu unterschiedlich, um mittels Standardprozeduren einen erfolgreichen Fonds aufzulegen.
Was passiert nach der Fondsauflage? Man hört ja immer wieder, dass gut zwei Drittel von relativ jungen Fonds nach einer kurzen Lebensdauer wieder abgewickelt werden.
Exakt, wobei unsere Fondsinitiatoren häufig von einem der Hauptgründe der Abwicklungen verschont bleiben, nämlich dem zu geringen Fondsvolumen. Wir bereits erwähnt, werden häufig die hohen Fixkosten unterschätzt oder besser gesagt, die eigene Vertriebsstärke überschätzt. Doch hier können wir meist Abhilfe schaffen. Nicht nur das grosse Netzwerk von über 4.600 Beratern, die sich mitunter auch gegenseitig unterstützen, auch mit unserer jahrelangen Erfahrung im Segment der unabhängigen Finanzberater, bieten wir zukünftigen Fondsmanagern eine Bühne.
Wie unterstützen Sie Ihre Fondsberater und -manager?
Wir können Fondsberater- und manager in allen relevanten administrativen und vertrieblichen Aktivitäten unterstützen, und kooperieren dazu auch mit anderen erfahrenen Partnern wie Verwahrstellen und Depotbanken zusammen. Am Ende entscheidet der Initiator, was er über uns, über Dritte oder selbst machen möchte.
René Delrieux verantwortet bei der Netfonds Gruppe unter anderem die Fondsselektion. Aufbauend auf Bedarfs- und Marktanalysen werden passende Investmentfonds dem unabhängigen Beratermarkt zugänglich gemacht. Die aktuellen Trends und Absatzzahlen im Fondsvertrieb werden von René Delrieux monatlich in der Fonds-Klima-Gruppe auf Xing zur Verfügung gestellt. Vor seiner derzeitigen Tätigkeit studierte er BWL an der CAU zu Kiel und war in der Wertpapierberatung bei der Sparkasse Mittelholstein AG tätig.