«Der Fondsstandort Liechtenstein ist eine echte Alternative»

14.08.2014
Herr Zulliger, Ihre Gruppe ist im Fürstentum Liechtenstein als Fondsleitung aktiv. Ist dies ein neuer Service?
Unsere Tochtergesellschaft Institutionelle Fondsleitung AG (IFAG) bietet seit dem Jahr 2000 umfassende Dienstleistungen für das gesamte Fondsgeschäft an. Wir passen unser Angebot den gesetzlichen Rahmenbedingungen kontinuierlich an und zählen zu den führenden bankenunabhängigen Fondsleitungen in Liechtenstein. Wir sind in der Lage, die Fondskonzepte unserer Kunden sehr zeitnah umzusetzen.
Können Sie ein paar Zahlen nennen, beispielsweise viele Angestellte Sie vor Ort haben und wie viele Assets das Team betreut?
Unser Team in Vaduz wurde kontinuierlich ausgebaut, vor allem im Bereich Asset Management. Zurzeit verwalten und administrieren wir rund 800 Mio. Schweizer Franken mit 14 Personen in über 40 Fonds.
Warum gerade Liechtenstein?
Liechtenstein bietet als EWR-Mitglied für unsere Kunden und uns zahlreiche Vorteile. Es existieren keine Sprachbarrieren, die Wege sind kurz und effizient. Fondsideen lassen sich hier sehr schnell und auf hohem Serviceniveau umsetzen.
Das bietet Luxemburg doch auch…
Natürlich ist Luxemburg der Platzhirsch. Die Servicequalität für kleinere Fonds ist aber in Liechtenstein sicherlich höher. Zudem sollten die Sprachhürden im Zweifelfall nicht unterschätzt werden. Liechtenstein kombiniert darüber hinaus die Vorteile eines direkten Zugangs zum wichtigen EU-Markt ohne die Risiken, die mit der Währungsunion verbunden sind.
Oftmals liegt das Gute so nah. Weshalb nicht die Schweiz?
Der Fondsplatz Liechtenstein hat sich bestens bewährt und wir glauben, dass der Fondsplatz durch seine erwähnte EWR-Zugehörigkeit absolut zukunftsfähig ist. Die Schweiz kann leider als Nicht-EU- oder EWR- Mitgliedsstaat von diesen Vorteilen nicht oder wenn, dann nur mit Verspätung profitieren. Zudem ist die Kostenstruktur für kleine Fonds in der Schweiz zu hoch.
… oder Deutschland? In unserem Nachbarland ist das Fondsgeschäft bekanntlich sehr gross.
Wir beobachten die Entwicklung des Fondsgeschäfts in Deutschland mit grossem Interesse und sind überzeugt, auch deutschen Kunden interessante Angebote offerieren zu können, da wir ja den Marktzugang via Liechtenstein besitzen.
Alles klar, Sie bevorzugen Liechtenstein. Gibt es auch Nachteile gegenüber den vorig genannten Plätzen?
Konkret sehen wir mehr Vor- als Nachteile, da wir im Standort Liechtenstein eine interessante Alternative zum Marktführer Luxemburg sehen. Leider ist Liechtenstein in Italien und Spanien noch auf einer internen «schwarzen» Liste. Dies macht liechtensteinische Anlagefonds für Anleger dieser Länder unattraktiv.
Welche Art von Kunden sprechen Sie mit Ihrer Dienstleistung konkret an?
Prinzipiell jeden, der einen Investmentfonds auflegen will. Wie es unser Firmenname aber ausdrückt - vorwiegend institutionelle Kunden.
Können Sie die gesamte Wertschöpfungskette anbieten?
Wir sind heute in der Lage, sämtliche Dienstleistungen von der Gründung über die Verwaltung und dem Management bis hin zum Vertrieb eines Fonds anbieten zu können. Damit decken wir die gesamte Wertschöpfungskette ab. Je nach Situation können wir aber auch nur einzelne Teile dieser Dienstleistungen anbieten.
Würden Sie Ihre Fondsleitungsaktivitäten als Ihr Kerngeschäft bezeichnen?
Es ist richtig, dass dieser Teil unserer Aktivitäten immer wichtiger wird. Dort sehen wir auch hohe Wachstumsraten. Aufgrund unserer Expertise kann man es sicher als unser Kerngeschäft bezeichnen.
Wie beurteilen Sie die Aussichten?
Angesichts der positiven Dynamik und dem regen Interesse an Fondsneugründungen, das wir spüren, sind wir sehr optimistisch gestimmt.
Machen Sie für Interessenten Studien, welcher Fondsstandort sich am besten eignet? Wenn ja, sind damit Kosten verbunden?
Richtig ist, wir haben interne Vergleiche vorgenommen, die unsere Haltung zu Liechtenstein bestätigen. Allerdings gab es auch Fälle, in denen wir für Kunden Fonds nach maltesischem Recht aufgesetzt haben. Auch Bahamas- und Cayman-Lösungen haben wir schon umgesetzt. Wir sind also flexibel und nicht nur auf Liechtenstein fokussiert. Die optimale Lösung für den Kunden steht im Vordergrund.
Roger Zulliger ist CEO der Accuro Group und CEO der IFAG - Institutionelle Fondsleitung AG, Vaduz. Er gilt als ausgewiesener Fondsexperte.