«Der Megatrend Digitalisierung fehlt noch in vielen Depots»

23.03.2017
Herr Delrieux, Sie kennen sich im Megatrend «Digitalisierung» bestens aus. Wie kam es dazu?
Vor allem durch meine private und berufliche Begeisterung für das Thema. Ich gehöre zu einem der ersten Jahrgänge, der mit der rasanten Entwicklung des Internets und New Economy aufgewachsen sind. Das prägte natürlich. Und so nutze ich wie viele andere auch zum Beispiel Airbnb für Zimmerbuchungen in Metropolen, fahre gerne im Ausland via Uber, bezahle mit PayPal oder streame am Wochenende einen Film via Netflix. Und auch beruflich nimmt die Digitalisierung zu. Nicht nur, dass wir innerhalb der Netfonds Gruppe enorme technische Entwicklungen für unsere Berater antreiben müssen, auch findet das Thema in der Beratung immer mehr Anklang. Was angesichts der herausragenden Performance vieler IT-Unternehmen nicht verwundert.
Wie sieht die Fondslandschaft dafür in Deutschland aus?
Es gibt natürlich einige Fondsgesellschaften, die diese Themen schon länger spielen. Zum Teil auch noch Fonds verwahren, die vor oder während der Jahrtausendwende aufgelegt wurden. Allerdings agieren viele Häuser und Berater eher zurückhaltend im Vertrieb. Ich kann mir das eigentlich nur mit noch nicht verdauten Erinnerungen an die Dot-Com-Blase erklären. Was mich an sich verwundert, denn die Branche ist längst aus den Kinderschuhen rausgewachsen. Die grossen Tech-Firmen haben nachhaltige Geschäftsmodelle und deutlich höhere Wachstumsraten als einstige Firmenriesen der Old Economy. Und für Berater bietet das Thema ständig neue Vertriebsimpulse und Gesprächsaufhänger, die der Kunde auch nachvollziehen und verstehen kann.
Laut Ihren Absatzstatistiken dürfte bald eine Trendwende folgen?
Davon gehe ich aus. Zunächst sehen wir seit rund zwölf Monaten einen Trend hin zu Investment-Boutiquen und Themenfonds. Unterstützt wurde diese Entwicklung mit Sicherheit durch die Schwäche einiger Flaggschiffe, aber auch durch die Sättigung vieler Kundendepots mit den typischen Mischfonds-Klassikern. Hinzu kommt, Kunden möchten sich in ihrer Anlagestrategie wiederfinden. Themenfonds ermöglichen dies. Entsprechend verdoppelte sich unser Bestand bei ausgewählten Technologiefonds auf Jahressicht. Prozentual ist der Anteil von Technologiefonds jedoch noch marginal.
Kennen Sie besonders gute Fonds?
Wir unterstützen unsere Berater natürlich bei der Selektion geeigneter Fonds, auch wenn die Entscheidung letztendlich beim Berater und Kunden gemeinsam liegt. Doch aus den Feedbacks und unserem Research haben wir natürlich Rückschlüsse ziehen können und die Fondsauswahl eingrenzen können. In den meisten Gesprächen werden daher Fonds wie der DNB Technology (Aktienfonds), Quint:Essence Strategy Social Media & Technology (Mischfonds) oder der Pictet Robotics (derzeit im Softclosing) angeboten.
Was zeichnet diese Produkte im Besonderen aus?
Für uns ist wichtig, dass die Fonds sowohl alleine, als auch in Kombination den Megatrend Digitalisierung abdecken können. Der DNB Technologie ist breit aufgestellt, berücksichtigt viele Themen wie Robotics, E-Gaming oder die Reisebranche, er legt weltweit an und ist ein klassischer Aktienfonds. Der Quint:Essence Strategy Social Media & Technology R ist der erste Mischfonds mit Anlageschwerpunkt Social Media & Technology. Das Portfolio ist mit rund 30 Einzeltiteln sehr konzentriert und neben den Technologiewerten setzt das Management mittels Stabilitätskomponenten auf die Reduzierung von Wertschwankungen. Das Management vom Pictet Robotics setzt auf die vielversprechende Industrie 4.0 und damit auf Bereiche wie Robotics und künstliche Intelligenz. Der Fonds befindet sich seit Anfang März im Softclosing, ist aber noch handelbar.
René Delrieux verantwortet bei der Netfonds Gruppe unter anderem die Fondsselektion. Aufbauend auf Bedarfs- und Marktanalysen werden passende Investmentfonds dem unabhängigen Beratermarkt zugänglich gemacht. Die aktuellen Trends und Absatzzahlen im Fondsvertrieb werden von René Delrieux monatlich in der Fonds-Klima-Gruppe auf Xing zur Verfügung gestellt. Vor seiner derzeitigen Tätigkeit studierte er BWL an der CAU zu Kiel und war in der Wertpapierberatung bei der Sparkasse Mittelholstein AG tätig.