«Die Asset-Management-Industrie etabliert sich als Lösungsanbieter»

Head Passive Investments Schweiz & Israel / Head Active Private Banks Switzerland
DWS Group, Zürich
xtrackers.com
25.06.2019
Herr Württemberger, wie definiert sich Asset Management in der Schweiz heute und zukünftig?
Das Asset Management ist ein wesentlicher und fester Bestandteil des Schweizer Finanzbetriebs, nicht zuletzt als Schnittstelle für Dienstleistungen, die Private-Banking- und Wealth-Management-Investoren geboten werden. Mit mehr als zwei Billionen Schweizer Franken an verwaltetem Vermögen¹ zählt die Schweiz zu den weltweit führenden Asset-Management-Zentren. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf die Sparkultur in der Schweiz und vergleichsweise hohe Vermögen. Hinzu kommt ein Pensionskassensystem, das auf mehreren Säulen beruht und die Nachfrage nach Asset-Management-Lösungen fördert. Der stete technologische Wandel und die zunehmende Digitalisierung innerhalb der Branche sollten die Nachfrage weiter stärken, da sich dadurch neue Vertriebswege eröffnen. Zudem entwickeln sich zunehmend neue Segmente und Anwendungsmöglichkeiten, sowie Produkt- und Lösungsansätze, die das Asset-Management-Dienstleistungsspektrum nachhaltig verändern werden.
Was bedeutet dies für den Produktevertrieb?
Der klassische Produktvertrieb, sprich die Vermarktung von Fondskonzepten, wird auch weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der Asset-Management-Dienstleistung bleiben. Er umfasst aber schon seit langem weitaus mehr als nur den Verkauf von Fonds. Dazu gehören beispielsweise der regelmässige Austausch mit Investoren rund um die Allokation, der Dialog über Produktideen, die entsprechend der Marktzyklik eingesetzt werden können, und natürlich auch das Thema, wie solche Produkte effizient als Portfoliobaustein eingebunden werden können. In diesem Zusammenhand werden natürlich auch weitere Dienstleistungen wichtig, wie zum Beispiel Markt-, Sektor-, und Strategie-Research, massgeschneiderte Modellportfolio-Lösungskonzepte, Risikobewertungen von Portfolien sowie komplette digitale Allokationsmodelle. Das Produktangebot wird also um ein Spektrum an Lösungen erweitert, begünstig auch durch die enge Partnerschaft des Fondsanbieters mit Banken, Vermögensverwaltern, aber auch Pensionskassen und Versicherungen.
Können Sie den Wandel vom «Produkt» zum «Lösungsanbieter» noch etwas näher erklären?
Wie bereits geschildert, erweitert sich das Angebotsspektrum eines Asset Managers stetig. Dies ist auch dadurch bedingt, dass immer mehr Investoren Zugang zur Kernexpertise des Asset Managers suchen, nämlich dem Portfoliomanagement. Dabei geht es den Investoren vor allem darum, ihre eigene Wertschöpfungskette und ihr Leistungsangebot zu erweitern bzw. extern anbieten zu können. Das hat oftmals mit der Konsolidierung des eigenen Asset-Management-Angebots zu tun.
Dadurch, dass die Industrie effiziente, hochprofessionelle Asset-Management-Dienstleistungen Dritten zugänglich macht, etabliert sie sich immer stärker als Lösungsanbieter. Dabei spielen auch digitale Entwicklungen eine grosse Rolle, zum Beispiel Robo-Advisors, End-to-End-Angebote bei Software-As-A-Solution und White-Label-Angebote. Solche Lösungen werden - in unterschiedlicher Ausprägung - bereits von der DWS und anderen führenden Fondshäusern angeboten.
Wie funktionieren aktiver und passiver Vertrieb zusammen?
Sehr gut, insbesondere im Kontext des eben besprochenen Wandels von Produkt- zu Lösungsanbietern. Investoren und Anlegern ist es wichtig, ganzheitlich beraten zu werden. Ein Portfolio Manager bei einer Privatbank muss daher im Gesamtportfoliokontext denken. Das Produkt, sei es ein Fonds oder ein ETF, ist dabei nur ein Investment-Baustein, der helfen soll, die gewünschte Anlagepolitik umzusetzen. Es geht es also primär darum, ob der Fonds oder ETF die gewünschten Parameter aufweist. Oft greift der Portfolio Manager daher für strategische Entscheidungen auf einen aktiven Fonds zurück und für eher taktische, kurzfristige und liquiditätsgetriebene Entscheidungen auf einen ETF. Allerdings verschwimmen hier auch oftmals die Grenzen. Das macht es aus Vertriebssicht umso wichtiger, ein ganzheitliches Produktverständnis zu haben und die Bedürfnisse der Investoren genau zu kennen.
Was sind aktuelle Produktthemen auf Wholesale- und institutioneller Seite?
Ein segmentübergreifendes Thema ist Nachhaltigkeit bzw. ESG. Sei es aus Produkt-, Lösungs- aber auch gesamtunternehmerischer Sicht - hier besteht Bedarf auf allen Ebenen. Wir sehen insbesondere eine Nachfrage nach aktiven Produkten, die breite Themenwelten bedienen, wie etwa Dividendentitel. Hierzu haben wir einen Fonds aufgelegt, der das Thema ganzheitlich bedient - den «DWS Invest ESG Equity Income Fund».
Wir beobachten aber auch vermehrt Bedarf an nachhaltigen Mandatslösungen, die aktuell bei einigen Privatbanken und institutionellen Investoren wie Versicherungen erfolgreich aufgelegt werden. Hier werden oftmals Produktbausteine aus der passiven Welt angefragt, wie beispielsweise unser «Xtrackers ESG MSCI USA», der eine breite Benchmark bedient und über den ein Kernmarkt wie die USA im Mandat abgebildet werden kann.
Wie differenziert sich die DWS von anderen Asset Managern?
Mit einem verwalteten Vermögen von über 700 Mrd. Euro, rund 3‘600 Mitarbeitenden und einer Unternehmensgeschichte von mehr als 60 Jahren gehört die DWS zu den weltweit führenden Asset Managern. Was uns hervorhebt, ist dabei die Breite der Angebotspalette. Egal ob diskretionär aktiv, quantitativ aktiv, passiv oder alternative Anlagen - die DWS verfügt in allen Disziplinen über eine weltweit anerkannte Expertise. Darüber hinaus haben wir Nachhaltigkeit als Prinzip unseres Denkens und Handelns verinnerlicht und ESG- und SDG-Kriterien fest in unserem Investitionsprozess verankert. Dieses weite Spektrum an Komponenten ermöglicht es, dass wir unseren institutionellen und privaten Kunden massgeschneiderte und nahtlos integrierte Anlagelösungen anbieten können, die auf die Bedürfnisse der Investoren treffen.
Und schliesslich ist die DWS in weltweit 22 Ländern präsent. Dies ermöglicht es uns, Stimmungen und Trends an den regionalen Kapitalmärkten, in den verschiedenen Branchen und den einzelnen Unternehmen zu verstehen. Diese Facetten werden in unserem globalen Research, der «CIO View», zusammengefasst, die als Leitlinie für unsere Anlagestrategie dient. Dieser konsistente Blick macht unser Denken und Handeln für Kunden transparent, nachvollziehbar und schafft so Vertrauen.
¹ IFZ/AMP Asset Management Study 2018, Industry AuM as of End 2017
Link zum Disclaimer
Sven Württemberger ist Head Passive Investments für Schweiz und Israel sowie Head Sales Private Banks Schweiz. In dieser Tätigkeit verantwortet er unter anderem dem Vertrieb von aktiven Fonds, Xtrackers ETFs sowie indexierte Mandate. Zwischen 2009 und 2017 war er bei BlackRock Asset Management in verschiedenen Positionen für den Vertrieb von iShares ETFs in Deutschland und der Schweiz verantwortlich. 2009 arbeitete er bereits für die Deutsche Bank in der Entwicklung von strukturierten Produktlösungen für den institutionellen Vertrieb sowie bis 2006 für eine internationale Unternehmensberatung. Sven Württemberger verfügt über einen MBA in International Finance der Helsinki School of Economics und der Universität St. Gallen sowie einem Bachelor in Finance der Bristol Business School, UK.