Die EZB bläst mächtig Wind in die Fondsindustrie

16.09.2019
Herr Soltau, Sie durften eben einen renommierten Preis entgegennehmen. Welche Bedeutung hat dieser für Sie und Ihr Unternehmen?
Für uns ist dieser Preis eine grosse Ehre, und er prämiert den Einsatz aller Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen. Aber die Bedeutung dieser Auszeichnung ist für den Markt noch viel entscheidender als für uns. Denn der Preis zeigt vortrefflich, wie sich unsere gewohnte Welt verändert hat. In Zeiten von «Basel III» werden die Banken zunehmend reguliert, während hingegen der Bereich der alternativen bankenunabhängigen Unternehmensfinanzierung für den Mittelstand immer weiter dereguliert wird.
Diese Entwicklung eröffnet für alle Beteiligten neue Möglichkeiten: Durch diese Art der Finanzierung, etwa durch Anleihen, entsteht eine klassische Win-win-Situation - der Anleger erzielt eine höhere Rendite (bzw. wird mit seinen Einlagen nicht enteignet), während gleichzeitig der Finanzierungsengpass des vorrangig deutschen Mittelstandes gelöst wird. Der politische Wille in diese Richtung ist also klar und nun hat auch eine Stiftung, die Oskar-Patzelt-Stiftung, diesen Willen bekräftigt, indem sie uns mit dem grossen Preis des Mittelstandes zur «Bank des Jahres 2019» gemacht hat. Denn einerseits sind wir selbst ein Mittelständler und andererseits unterstützen wir den Mittelstand bei der Finanzierung seiner Geschäftsmodelle durch die Öffnung des Zugangs zu den bankenunabhängigen Finanzierungsquellen.
Dies bringt die nötige Aufmerksamkeit, nicht nur für uns, sondern insgesamt für diesen Sachverhalt, denn zu wenig Mittelständler kennen diese Alternativen.
Und der Depotbestand hat in diesen Tagen die Marke von 1 Mrd. Euro überschritten…
In der Tat, ein weiterer wichtiger Meilenstein für uns. Berücksichtigt man zudem noch die alternativen Investments (Anleihen, Beteiligungen, etc.) kommen wir auf ein vermitteltes Volumen von insgesamt über 1,5 Mrd. Euro - eine stolze Zahl, die uns anspornt, unseren Weg weiterzugehen und allen Selbstentscheidern in Deutschland eine Möglichkeit an die Hand zu geben, die getroffenen Investitionsentscheidungen äusserst günstig umzusetzen.
Wie bekommt man so viel Wind in die Segel?
Vor allem mit einem tollen Team! Alle Kolleginnen und Kollegen arbeiten tagtäglich daran, unseren Kunden die günstigen Abwicklungsmöglichkeiten anzubieten und fortlaufend zu verbessern. Aber auch Mario Draghi macht viel Wind: dank seiner Notenbankpolitik werden immer mehr Privathaushalte dazu animiert (um nicht zu sagen, gezwungen), in Fonds und Aktien zu investieren und sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Ich begrüsse alle Massnahmen, die den deutschen Anleger an diese Investments heranführt, denn für die Altersvorsorge führt in Deutschland kein Weg mehr daran vorbei. Zwar ist das mittlerweile wirklich jedem bewusst, dennoch folgt aus dieser Erkenntnis viel zu oft keine Konsequenz. Daher sehe ich es auch als Aufgabe unseres Unternehmens, Interessierten den Einstieg in die Geldanlage so leicht wie möglich zu machen.
Wo sehen Sie die wichtigsten Stellschrauben für FondsDISCOUNT.de, damit das Unternehmen auf dem bislang eingeschlagenen Erfolgskurs bleibt?
Wie die meisten sicherlich bereits mitbekommen haben, sind wir nun wieder Teil der wallstreet:online Gruppe. Die Gruppe verfügt nun, nach den letzten Zukäufen wie «finanznachrichten.de», «ARIVA.DE» sowie des Magazins «Smart Investor», über eine Reichweite von 3,5 Millionen Unique Usern pro Monat. Hierbei handelt es sich fast ausschliesslich um finanzinteressierte Besucher. Um diese Zielgruppe noch besser erreichen zu können, werden wir uns, neben den Anleihen und anderen alternativen Finanzierungsquellen, die wir dem Endkunden anbieten, weiterhin verstärkt dem Depotbereich widmen. Aktuell sind wir gerade in der Entwicklung neuer Produkte und Konditionsmodelle, die uns auch im Bereich Aktien- und Zertifikatshandel zu einem Discounter machen.
Aber auch auf der Content-Seite werden wir weiter verstärkt agieren und mit den verschiedensten Kooperationspartnern neue Modelle entwickeln, um dem Endkunden mit diesem Content einen Überblick über das Anlageuniversum zu bieten und so eine leichtere Investitionsentscheidung zu ermöglichen. Unsere Kooperationspartner haben gleichzeitig aufgrund unserer enormen Reichweite eine bessere Sichtbarkeit und der Endkunde profitiert von den Informationen, die wir mit unserer Redaktion auch durchaus kritisch hinterfragen.
Was erwarten Sie für den deutschen Fondsmarkt?
Nach dem nun jüngsten Zinsentscheid der EZB dürfte jedem klar sein, dass sich die Situation hinsichtlich des Einlagengeschäfts weiter verschärfen wird. Wir werden sehen, wie ein Grossteil der Banken Negativzinsen auch für den Privatkunden einführt. Viele Kunden haben bereits davon gehört oder erwarten etwas in der Richtung, aber sobald die erste Belastung auf dem Konto erfolgt, wird der Handlungsdrang deutlich zunehmen. Der deutsche Aktien- und Fondsmarkt wird davon profitieren, denn welche andere Alternative bleibt den Deutschen? Und damit erreicht die EZB ihr Ziel: das Geld geht in die Wirtschaft und fängt an zu arbeiten, was wiederum ein Wachstumstreiber sein wird. Ob das langfristig die Gefahren der Märkte aus dieser expansiven Geldpolitik verhindert oder tatsächlich die angeschlagenen Länder der EU rettet, ist sicherlich höchst fraglich. Die EZB verschafft der Politik damit einmal wieder mehr Zeit, vergrössert jedoch im Zweifel das Problem. Doch kurz- und wahrscheinlich auch mittelfristig sollten wir uns darüber freuen, denn der Fondsmarkt wird massgeblich davon profitieren.
Und dank der zunehmenden Digitalisierung des Marktes werden die Marktteilnehmer mit der grössten Sichtbarkeit, den besten Produkten sowie der kundenfreundlichsten Informations- und Investitionsmöglichkeit ein überdurchschnittlich grosses Stück von dem neu zu verteilenden Kuchen erhalten. Um es mit den Worten von Joe Kaeser, dem Siemens-Chef, zu sagen: «Die Digitalisierung ist der Todfeind der Mittelmässigkeit.» Etwas, das mindestens die eine oder andere bankenzugehörige Fondsgesellschaft nicht gern hören wird.
Link zum Disclaimer
Der gelernte Bankkaufmann Thomas Soltau, der bereits seit nunmehr 16 Jahren im deutschen Kapitalanlage- und Fondsmarkt aktiv ist, ist seit 2014 Vorstand der wallstreet:online capital AG in Berlin. Die Historie der wallstreet:online capital AG reicht bis ins Jahr 2000 zurück. Die Idee war damals wie heute, Kapitalanlagen für Selbstentscheider deutlich günstiger als bei der Hausbank anzubieten. Im Jahr 2004 wurde das Webportal FondsDISCOUNT.de gelauncht, mit diesem Service gilt das Unternehmen mittlerweile als einer der führenden Fondsvermittler in Deutschland. Dabei ist es der Gesellschaft stets gelungen, neben klassischen Investmentfonds auch neue Produktklassen bzw. Anlagetrends in das Angebot zu integrieren - von ETFs über Direktinvestments bis hin zu Robo-Advisor-Lösungen für verschiedene Ansprüche. Heute betreut die Gesellschaft mehr als 25.000 Endkunden, das bislang vermittelte Investitionskapital liegt bei über 1,5 Mrd. Euro. Davon entfallen etwa 500 Millionen Euro auf den Sachwertebereich und mehr als eine Milliarde Euro auf den Depotbereich.