«Die Finanzbranche spricht Frauen nicht richtig an»

06.10.2017
Frau Connelly, Sie haben mit «herMoney.de» ein Finanzportal für Frauen gegründet. Warum?
Wir hören immer noch von vielen Frauen «Geld interessiert mich nicht». Dabei können es sich Frauen gar nicht leisten, sich nicht um ihr Geld und die finanzielle Vorsorge zu kümmern. Es ist meist so, dass Frauen bei der Jobwahl kaum auf die Einkommensperspektiven achten; sie verzichten zugunsten der Familie auf Karriere - und sie werden für vergleichbare Tätigkeiten oft schlechter bezahlt. Das hat zur Folge, dass sie unter dem Strich 21 Prozent weniger verdienen und sich auch im Alter mit einer deutlich kleineren Rente begnügen müssen als Männer.
Von daher haben Frauen einen hohen Bedarf an guter Vorsorge. Da wir überzeugt sind, dass finanzielle Unabhängigkeit eine wesentliche Voraussetzung für ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben ist, haben wir «herMoney.de» gegründet.
Was genau bietet das Portal?
Wir sind das unabhängige Finanzforum für Frauen und einzigartig in Deutschland, ein Online-Magazin für Frauen rund um das Thema Geld. Auf «herMoney.de» vermitteln wir grundlegende Finanzinformationen. Über die Einordnung in typische Lebensphasen von Frauen können sie sich leicht orientieren und erhalten die wesentlichen Informationen für ihre Altersgruppe. Wir ergänzen und vertiefen fortlaufend die Inhalte für unsere Leserinnen. Dafür haben wir die renommierte Wirtschafts- und Finanzjournalistin Birgit Wetjen engagiert, die diesen Bereich verantwortet.
Welche Zielgruppe wollen Sie damit erreichen?
Wir richten uns prinzipiell an alle Frauen über 25 Jahre. Ob sie nun Berufsanfängerin sind, mitten im Beruf stehen, ob sie überlegen wieder einzusteigen nach einer Auszeit oder ob sie sich für das Management der Familie und den Haushalt entschieden haben, das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass Frauen in jeder Lebensphase ihre finanzielle Vorsorge im Blick haben und diese nicht anderen überlassen oder gar nichts tun.
Wozu brauchen Frauen eine eigene Finanzplattform?
Gute Frage, die stellen in der Regel nur Männer. Finanzinformationen gibt es wahrhaftig genug und Frauen können diese gleichermassen nutzen. Das stimmt. Frauen benötigen keine anderen Produkte, sehr wohl aber eine andere Ansprache, um sich dem Thema zu öffnen. Oder wie viele Frauen kennen Sie, die regelmässig Finanzzeitschriften lesen?
Was macht «herMoney» anders als andere Plattformen?
Wir erschlagen unsere Leserinnen nicht mit Fachjargon, Charts und Hitlisten von Produkten mit der angeblich höchsten Rendite. Wir wollen unser Leben nicht gewinnen, sondern den finanziellen Teil unseres Lebens geregelt haben. Von daher haben wir den Ansatz eines Magazin-ähnlichem Look-and-Feel gewählt und versuchen so, Fakten mit Emotionen zu verbinden. Es gibt keine Lösung hierzulande, denen Frauen sich dem Thema in der Breite öffnen. Das ist unser Vorschlag.
Wie passen die Themen Finanzen und Lifestyle zusammen?
Ich finde, das passt sehr gut zusammen. Wir holen Frauen da ab, da wo sie stehen, nämlich mitten im Leben. Finanzen sind für viele ein sehr trockenes und wenig greifbares Thema. Wenn wir über Strategien sprechen, wie Frauen besser über ihr Gehalt verhandeln oder wie wir mit dem Partner sinnvoll übers Geld diskutieren, dann gehört das in den Bereich Lifestyle. Interessant ist es auch zu sehen, wie andere Frauen mit ihrem Geld umgehen. Diese Vorbilder erfüllen eine wichtige Funktion und bringen Finanzen raus aus der Langweilerecke, rein ins Leben.
Vermitteln Sie auch Beratung und/oder Produkte?
Wir werden in Kürze unser Angebot dahingehend ergänzen, dass Frauen verschiedene Möglichkeiten vorfinden, wie sie Versicherungen oder Fonds erwerben können. Je nach Frauentyp, mögen sie vielleicht eine Beratung oder vielleicht möchten sie alles selbst in die Hand nehmen. Wir werden von «herMoney» keine Empfehlungen geben können, sondern lediglich verschieden Varianten aufzeigen. So können sich zum Beispiel Makler oder Finanzberater bei uns werblich präsentieren wie auch Online-Angebote.
Wir haben nicht vor, eigene Produkte zu vermitteln oder an den Abschlüssen zu partizipieren. Wir möchten eine vertrauensvolle Marke werden, an die Frauen sich wenden können, wenn sie zu Finanzthemen Fragen haben oder Orientierung suchen.
Wie sieht das Geschäftsmodell aus: Finanzieren Sie sich allein über Werbung?
Ja, wir finanzieren uns ausschliesslich über Werbung oder Kooperationen. Diese sind gekennzeichnet, da es wichtig ist, Transparenz zu schaffen. Insbesondere Frauen beäugen kritisch, was ihnen präsentiert wird und schenken ihr Vertrauen einer Marke nur, wenn sie glaubwürdig ist.
Anne E. Connelly ist Initiatorin und Geschäftsführende Gesellschafterin der Her Money GmbH. Die langjährige Geschäftsführerin von Morningstar und frühere Pioneer Managerin ist heute beruflich engagiert für Gender Themen in der Finanzbranche. Das Portal ist werbefinanziert.