«Die Fonds-Distribution wird sich in den kommenden Jahren wesentlich verändern»

17.02.2016
Herr Häfele, das Jahr ist gerade mal ein paar Wochen alt, freuen Sie sich auf die kommende Zeit?
Ja, selbstverständlich. Auch das neue wird spannend. Die Finanzindustrie ist im Umbruch, was einem agilen Unternehmen wie ACOLIN verschiedene Opportunitäten eröffnet.
Was macht Sie so optimistisch?
2015 konnte ACOLIN die Kundenbasis um über 35 Prozent auf rund 180 Fondsanbieter erhöhen und die Nachfrage nach unserem verbreiterten Dienstleistungsangebot hält ungebrochen an. Die kurzfristige Pause an der Regulierungsfront erlaubt uns, den Fokus 2016 vollumfänglich auf unsere einmalige Dienstleistung Distribution-Network Management (DNM) zu legen. Hier werden wir mit grossen Investitionen in IT- und Webapplikationen sicherstellen, dass das Geschäftsmodell weiter skalierbar bleibt und noch effizienter wird.
Gestatten Sie eine persönliche Frage: Woher nehmen Sie all die Energie?
Die Finanzindustrie im Generellen und damit auch die Fonds-Distribution werden sich in den kommenden Jahren wesentlich verändern. Der Weg vom Fondsproduzenten zum Konsumenten, respektive wie heute Fonds vertrieben werden, kommt in die Jahre. Fondsvertrieb ist seit 20 Jahren mehr oder weniger unverändert, zu teuer und ineffizient. Die steigende Transparenz bei den Kosten, der regulatorisch getriebene Wegfall der Retrozessionen und der steigende Technologisierungsgrad werden den Druck auf die Vertriebskosten massiv erhöhen und den Weg für neue Distributionswege öffnen. Als Unternehmer mag Wandel zwar anstrengend und risikoreich sein und viel zeitliches Engagement erfordern, die Chancen, die sich dem Unternehmen jedoch eröffnen, beflügeln einem immer wieder aufs Neue.
Heisst es bei ACOLIN in 2016 «business as usual» oder steht etwas Grösseres in der Agenda, das Sie uns verraten können?
Es mag etwas komisch tönen, 2016 jedoch planen wir so wenig wie möglich Neukunden zu gewinnen. Der Fokus liegt klar darauf, die Infrastruktur zu verbessern, Prozesse an das gestiegene Geschäftsvolumen anzupassen und die vielen neuen Mitarbeitenden noch besser in unser Unternehmen zu integrieren, um einerseits unsere bestehende Kundschaft noch besser bedienen zu können und dann 2017 wieder Vollgas geben zu können. Als erstes werden wir im April neue Büroräumlichkeiten beziehen, unser Webauftritt wird den Veränderungen der digitalisierten Welt angepasst, zudem brauchen wir noch etwas Zeit, um unser 10-jähriges Bestehen zu feiern.
Erwarten Sie etwas Aussergewöhnliches im Schweizer Fondsmarkt in diesem Jahr?
Nein, im Schweizer Fondsmarkt erwarte ich für 2016 noch «business as usual». Spannend und richtungsweisend dürften die parlamentarischen Diskussionen um FIDLEG und FINIG sein, welche dann, je nach Resultat für 2017/2018 wesentliche Auswirkungen auf das Anbieten von kollektiven Kapitalanlagen in der Schweiz haben werden. Für viele Anbieter könnte es noch schwierig oder zumindest sehr teuer werden, auf dem traditionellen B2B-Vertriebsweg noch bis zum Anleger durchzukommen.
Das heisst auf einen einfachen Nenner gebracht - die Grossen werden noch grösser und kleinere Anbieter müssen sich richtig anstrengen, um an Neugeld zu kommen.
Die Gefahr besteht durchaus. Die nochmals strengeren Vorschriften bei der Kundenberatung wird es den Distributoren schwierig machen, dem Anleger weiterhin ein Angebot mit offener Architektur zu bieten. In der Anlageberatung wird das Angebot vermutlich vermehrt auf Produkte weniger Anbieter konzentriert. Kleinere und mittelgrosse Anbieter werden sich eine B2C-Strategie überlegen müssen. Schielt man nach Holland und England, kann man erahnen, dass dies dann vermutlich neuen Fintech-Lösungen den Weg ebnen wird.
Daniel Häfele ist Verwaltungsratspräsident und CEO der ACOLIN Fund Services AG und hat über 30 Jahre Erfahrung in verschiedenen leitenden Positionen im Asset Management bei Banken und unabhängigen Vermögensverwaltern. 1993 gründete er die unabhängige Vermögensverwaltungsgesellschaft FONDVEST und drei Jahre später die heute noch führende Schweizer Fondsplattform FONDCENTER AG, welche er 2001 zusammen an UBS verkaufte. ACOLIN ist heute die führende unabhängige Fondsservicegesellschaft im grenzüberschreitenden Vertrieb von kollektiven Kapitalanlagen mit Tochtergesellschaften in Konstanz, London und Luxemburg sowie Repräsentanzen in Dublin und Madrid.