Die kleine(re)n Stars an der Schweizer Börse

Co-Head Swiss & Global Equity Portfolio Management
Union Bancaire Privée, Genf
ubp.com
21.07.2017
Frau Taylor Jolidon, welche Eigenschaften zeichnen das Small und Mid Cap (SMID) Marktsegment der Schweizer Börse aus?
Viele im SMID-Segment kotierte Unternehmen sind wie die Grosskonzerne in der Schweiz mit einer differenzierten, innovativen Produktepalette global präsent - dies oftmals in Marktnischen. Die auch in diesem Segment hohe Innovationskraft hat dazu geführt, dass viele dieser Firmen zu globalen Marktführern in ihren Industrien aufgestiegen sind. Während der SMI von drei Schweizer Grosskonzernen dominiert wird, ist der SPI Extra mit einer höheren Dichte an Industrietiteln, aber auch einer guten Vertretung von Titeln aus dem Gesundheitssektor und dem Finanzbereich, besser diversifiziert.
Soll man gegenwärtig im Schweizer SMID-Segment investieren?
Über 90 Prozent des Umsatzes wird ausserhalb der Schweiz erwirtschaftet, weshalb auch die kotierten KMUs vom globalen Wachstumsumfeld abhängig sind. Vom aktuellen zyklischen Aufwärtstrend profitieren vor allem Industriefirmen, weshalb sich die Gewinnerwartungen für das SMID-Segment aufgrund der höheren Gewichtung ebendieser besser entwickeln sollten wie für den Leitindex. Aus diesem Grund können im SMID-Segment mittelfristig noch immer attraktive Renditen erzielt werden.
Wie definieren Sie Ihren Anlageprozess für das SMID-Segment?
Im Unterschied zu Mitbewerbern bewirtschaftet unser Team sowohl rein schweizerische als auch globale Aktienportfolios. Daher sind wir sehr gut vertraut mit den globalen Kunden, Lieferanten und Wettbewerbern der Schweizer KMUs. Der Hauptindikator in unserem Anlageprozess ist der Cash Flow Return on Investment (CFROI), den eine Firma generiert. Das Team fokussiert vor allem auf Aktien von Unternehmen in drei Phasen des Lebenszyklus: Wachstumswerte, deren Potenzial vom Markt unterschätzt wird; Werte mit hohem CFROI, die in der Lage sind, diese hohen Renditen über einen überdurchschnittlich langen Zeitraum zu verteidigen; und Unternehmen, die sich in schwierigen Zeiten erfolgreich umstrukturieren können.
Wie gut schneiden Schweizer KMUs in punkto Nachhaltigkeit ab?
Unternehmen am Schweizer Markt fokussieren stark auf Nachhaltigkeit. Die Minder-Initiative und ähnliche politische Vorstösse haben mehr Aufmerksamkeit auf Corporate Governance gelenkt. Unternehmen mit steigenden oder hohen und stabilen CFROI-Profilen weisen typischerweise auch eine hohe Konformität mit Nachhaltigkeitskriterien auf. Eine Strategie, welche die Gesellschaft oder die Umwelt schädigt oder grundlegende Unternehmensführungsprinzipien missachtet, wird sich mittelfristig in schlechteren CFROI-Niveaus niederschlagen. Zudem unterhalten wir einen aktiven Dialog mit den KMUs, wo ihre Strategie in Bezug auf Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema darstellt.
Eine Reihe von ehemals im SPI Extra kotierten Unternehmen sind in den SMI aufgestiegen, während andere durch Übernahmen ausgeschieden sind. Wie dynamisch ist das Schweizer SMID-Segment?
Tatsächlich besteht - von aktivistischen Investoren bis hin zu Grosskonzernen - ein kontinuierliches Interesse an Schweizer KMUs. Zudem haben wir in den letzten Jahren einige Börsengänge miterleben dürfen. Nicht wenige dieser neu kotierten Unternehmen bieten genau die Eigenschaften, die wir attraktiv finden: globale Marktführerschaft und ein Fokus auf Nischentechnologien, welche mittels innovativer Forschung und Entwicklung vorangetrieben werden. Solche Neulinge verstärken das qualitativ hochwertige Wachstumspotenzial dieses global aufgestellten Marktsegments.
Eleanor Taylor Jolidon kam 2008 zur UBP in Genf und ist Co-Leiterin des in Genf ansässigen Schweizer & globalen Aktien-Teams. Sie begann ihre berufliche Laufbahn 1993 bei der Banque Indosuez (jetzt Crédit Agricole) im Privatkundenbereich (Diskretionäres Portfoliomanagement, Marketing und Risikomanagement). Nach drei Jahren bei PriceWaterhouseCoopers in Genf und Zürich in der Beratung fϋr Finanzdienstleister wechselte sie zur Bank Sal. Oppenheim in Zürich, wo sie im institutionellen Sales tätig war und auch Schweizer Aktien analysierte. Bevor sie zur UBP stiess, arbeitete sie vier Jahre bei Independent Asset Management (IAM) in Genf als Analystin und Portfoliomanagerin für Schweizer Aktien. Taylor Jolidon hat ein Diplom in Volkswirtschaft vom College of Europe in Natolin (Polen) und einen Masterabschluss in Philologie (Französisch und Russisch) der Universität von Cambridge in England.