«Die Kunst ist sich selbst zu disruptieren»

26.01.2018
Herr Dr. Hunger, Ihre Bank wird als technisch sehr fortschrittlich wahrgenommen. Ist das Absicht?
Ich freue mich natürlich über diese Wahrnehmung im Markt. Saxo Bank verfolgt seit ihrer Gründung vor 25 Jahren fokussiert das Ziel, Trading und Investing mittels modernster Technologie zu demokratisieren, Skalierung kompromisslos in den Vordergrund zu stellen und ihren Direkt- und Wholesale-Kunden beispiellosen Zugang zu den globalen Finanzmärkten zu ermöglichen. Und um Ihre Frage abschliessend zu beantworten: Unsere Absicht ist Programm.
Was sind die wichtigsten Treiber für diese spannende Entwicklung?
Hier gilt es allgemeine Industrie-Treiber wie Disintermediation (d.h. Umgehung bisheriger Value-Chain-Teilnehmer), Big Data, oder AI, und Saxo Bank-spezifische Merkmale zu unterscheiden. Im Kontext der Saxo Bank ist sicherlich Open Banking zu nennen. Saxo Bank hat sehr früh das Potenzial von Öffnung und standardisierten Schnittstellen erkannt und ihr Geschäftsmodell konsequent darauf ausgerichtet. Hierdurch ermöglichen wir unseren Partnern flexibel, Technologie-effizient und kostenoptimiert auf die zunehmende Kommodisierung zu antworten. Zudem ermöglichen wir unseren Partnern, ihre Services wieder bewusst auf ihre Kunden auszurichten und das «User Interface» (UI) sowie die «User Experience» (UX) dynamisch zu kultivieren.
Wie positioniert sich die Saxo Bank auf dem kompetitiven Schweizer Finanzplatz?
Aufbauend auf dem Anspruch Technologieführer im Dienste der Kunden zu sein, konkretisiert sich die Positionierung der Saxo Bank anhand der bedienten Kundengruppen. Saxo Bank kennt als Ziel-Kundengruppen «Trader», «Investors» und «Wholesale». Während sich beim «Trader» das Technologieprimat insbesondere in Plattformfunktionalitäten und Konnektivität manifestiert («Saxo as home of the professional»), punkten wir bei den «Wholesale»-Kunden mit «Business as a Service» (BaaS). Illustrieren lässt sich dies mit unserer erfolgreichen Kampagne «Saxo as home of robo advisors».
Bieten Sie Dienstleistungen mit einem Alleinstellungsmerkmal an?
Das Alleinstellungsmerkmal der Saxo Bank basiert auf den Pfeilern «Multi Asset Capabilities», «Global Market Access», «One Account / One Platform Offering», «Open API», und «Risk Consciousness/Policy». Damit können wir bestmöglich auf die Bedürfnisse unserer Kunden und Partner eingehen und «Win-Win» (im B2B) bzw. «Win-Win-Win» (im B2B2C) erzielen. Als Anwendungsbeispiel drängt sich zum Beispiel unser digitales Bond Offering auf. Mittels Multi-Dealer-Wettbewerb, Automatisierung der Value Chain, Eliminierung von Agents und Machine Learning bringt Saxo Bank den Wettbewerb zum Kunden. Das Resultat sind deutlich geringere Spreads und transparente «Best Execution» in Sekundenschnelle.
Welche Ziele haben Sie für Ihr Haus in diesem Jahr?
Wir sind zugegebenermassen ein rastloses Unternehmen, und das Ergebnis für 2017 bestätigt uns die Grenzen weiter zu testen. Neben ambitionierten Zielsetzungen für unsere drei Ziel-Kundegruppen in 2018 sind wir auch fortwährend bestrebt, selber auch «transformatorisch» zu bleiben und uns selbst zu disruptieren. Im Ergebnis geht es um Client Experience, Netzwerkskalierung, Plattform-Economy und Technologieführerschaft. Das ist unser «North Star».
Dr. Patrick Hunger wurde im Sommer 2016 zum CEO der Saxo Bank (Schweiz) AG berufen. Vor seinem Eintritt bei Saxo Bank war er über viele Jahre namentlich in der Finanzindustrie tätig als Legal und Corporate Counsel (Schweizerische Nationalbank und UBS Investment Bank), Global Head Compliance (CS Trust Group) und General Counsel (CS Trust Group). Patrick Hunger studierte an der Universität Zürich Rechtswissenschaften (Dr. iur und LL.M.), verfügt über ein Anwaltspatent (St.Gallen) und erwarb einen EMBA von der Universität Zürich sowie einen Executive Master in Organisationspsychologie von der INSEAD.