«Die Mitarbeiter machen die Glaubwürdigkeit von finews.ch aus»

21.09.2018
Herr Baumann, Ihre Website ist aus der Schweizer Finanzmedienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Können Sie sich nun ausruhen?
Das ist nicht meine Absicht. Wir haben vor zehn Jahren, beim Ausbruch der Finanzkrise, finews.ch gestartet und die Website sukzessive zum führenden Portal der Schweizer Finanzbranche gemacht. Ich erinnere mich gut, wie wir im Herbst 2008 beim Kollaps von Lehman Brothers und der Staatsrettung der UBS sagten, «wir müssen raus, wir müssen raus mit unserer Website. Es braucht so was.» Mit Peter Hody haben wir inzwischen einen top-kompetenten Chefredaktor für finews.ch sowie finews.com. Und in Asien bauen wir finews.asia ebenfalls personell aus. Das gibt einiges zu tun.
Wo sehen Sie konkret noch Luft nach oben? Die Anzeigeplätze scheinen ja gut gebucht zu sein.
Stimmt. In manchen Wochen, wie jetzt im Herbst, sind wir auf allen Positionen ausgebucht. Dann klagen unsere Anzeigenleute und hoffen, dass die Redaktion mehr Artikel produziert. Mit dem früheren «Bloomberg»-Reporter Jeffrey Vögeli haben wir diesen Monat noch personellen Zuwachs erhalten und dürften so unsere redaktionelle Kompetenz und Qualität weiter steigern können. Das wiederum erhöht unsere Glaubwürdigkeit und Relevanz.
Haben Sie schon mal an ein Printprodukt gedacht?
Nein, wir waren immer ein Kind der Online-Medien. Ein Printprodukt wird es wohl erst zum 100-jährigen Bestehen von finews.ch geben, eine Chronik - falls es dann noch Bücher gibt. Aber ich denke schon - so was hat man immer gerne in den Händen.
Sie pendeln zwischen der Schweiz und Asien. Nebst Singapur ist finews neu in Hongkong mit einer Person vertreten. Hängen dort die Früchte so tief?
Nein, das kann man so nicht sagen. Aber die Dynamik ist viel grösser und die Bereitschaft, Geschäfte zu machen. Der unternehmerische «Spirit» ist absolut faszinierend. Das heisst allerdings nicht, dass das Geschäft dort ein Selbstläufer ist. Auch in Asien muss man Klinken putzen gehen, das Netzwerk pflegen und einen langen Atem haben. Insbesondere bei 30 Grad im Schatten oder vor und nach einem Taifun.
Sie haben über einige Jahrzehnte den Schweizer Finanzplatz mit all seinen Höhen und Tiefen erlebt. Was ist Ihr grösster Wunsch für die nahe Zukunft?
Dass das Vertrauen in diese Branche zurückkehrt, allerdings ist das noch ein weiter Weg. Immerhin signalisiert die Schweizer Fintech-Branche, dass ein ernstzunehmendes Potenzial besteht. Und die Leute, die sich in dieser Szene bewegen, haben definitiv nichts mehr zu tun mit den Wine-&-Dine-Private-Bankern, wie wir sie gekannt haben. Es ist definitiv an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Claude Baumann, geboren 1962 in Zürich, ist Unternehmer. Er arbeitete früher als Redaktor für die «Weltwoche», «Finanz und Wirtschaft» und die «Handelszeitung». Er war Mitgründer des Literaturverlags Nagel & Kimche und lancierte 1989 das Geschäftsreisemagazin «Arrivals». Im Jahr 2009 startete er finews.ch, das heute führende Online-Portal für alle Beschäftigten in der Schweizer Finanzbranche. Seit 2016 existiert auch finews.asia mit Sitz in Singapur. Er ist Autor mehrerer Bücher, zuletzt einer Biographie über den Schweizer Bankier Robert Holzach.