Die norwegische Art kommt in der Schweiz gut an

11.09.2014
Herr Judith, können Sie die Geschichte Ihres Hauses in einigen Worten aufzeigen?
Im deutschsprachigen Raum kennt man DNB Asset Management bislang hauptsächlich aufgrund des erfolgreichen Flaggschiff-Fonds, dem DNB Technology Fund. Doch hinter der Marke DNB steckt noch weit mehr. Gegründet im Jahre 1822 ist DNB der grösste Finanzdienstleister im norwegischen Heimatmarkt. Zuhause in Norwegen verfügen wir über nahezu 200 Zweigstellen und insgesamt über etwas mehr als 13‘000 Mitarbeitende. Ich selbst arbeite für DNB Asset Management, einem der grössten Vermögensverwalter Skandinaviens und einhundertprozentige Tochtergesellschaft der DNB-Gruppe. Mit über 75 Portfoliomanagern und Analysten verwaltet DNB ein Vermögen von 60 Mrd. Euro.
Wie heben Sie sich konkret von Mittbewerbern ab?
Ich würde hier zwei Ebenen unterscheiden. Was das Unternehmen angeht, so wenden wir eine holistische Nachhaltigkeitsstrategie an, die sich durch die gesamte Organisation zieht. Wir sind organisatorisch und prozessual darauf ausgerichtet, in allen Geschäftsfeldern, in denen wir operieren, der Verantwortung als führender Finanzdienstleister Norwegens gerecht zu werden. Das schliesst nicht nur sämtliche unternehmerische Aktivitäten wie beispielsweise den Vertrieb und das Marketing ein, sondern wird durch übergeordnete Themen wie die Corporate Governance, den Umweltschutz und die Arbeitsethik zum Gegenstand unseres alltäglichen Handelns. Wir haben begriffen, dass unser Leben sowohl durch finanzielle als auch nicht-finanzielle Faktoren beeinflusst wird und verhalten uns entsprechend. Im Asset Management-Bereich bzw. auf Produktebene findet die SRI-Strategie insofern konkrete Anwendung als sämtlichen Fondsmanagern stets nur ein um SRI-Ausschlusskriterien bereinigtes Investmentuniversum zur Verfügung gestellt wird. Diese nachhaltige auf ethischen Prinzipien beruhende Geschäftsstrategie ist ein starkes Zeichen nach aussen. Solidität und Verlässlichkeit sind elementare Attribute.
Was sind die Ziele von DNB Asset Management für die Schweiz?
Ausserhalb Skandinaviens konzentrieren wir uns vor allem auf professionelle Investoren in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Erfolge in den letzten 12 Monaten stimmen mich optimistisch, dass sich unsere Wahrnehmung in der Schweiz sukzessive verbessert. Bei einigen grossen Finanzdienstleistern haben wir jüngst klare Fortschritte erzielt. Potenzial ist für uns zweifelsohne vorhanden; die norwegische Art kommt in der Schweiz besonders gut an. Zudem denke ich an unsere Kompetenzen bei nordischen Aktien und Obligationen sowie Technologie.
Welche Fonds finden das grösste Interesse?
Unser Angebot an ausgewählten Sektor- und Regionenfonds findet immer mehr den Weg in die Portfolios professioneller Anleger. Überdies soll künftig auch eine adaptierte Variante des Technologie-Fonds bei institutionellen Anlegern für Anklang sorgen. Das Team rund um Anders Tandberg-Johansen verwaltet mit dem DNB TMT Absolute Return eine marktneutrale Long-Short-Version, welche angesichts des Leistungsausweises zukünftig mehr Beachtung unter professionellen Investoren finden sollte.
Können Sie den DNB Technology Fonds näher erklären?
Das Management Team unter der Leitung von Anders Tandberg-Johansen setzt auf klassisches, fundamental orientiertes Stock Picking und lässt sich von kurzfristigen Trends und Hypes wenig beeindrucken. Die GARP-Strategie der Portfoliomanager lässt der Bewertung von Aktien auf Basis von Unternehmens- und Bilanzkennzahlen eine zentrale Rolle zukommen. Auch die genaue Analyse der Wertschöpfungskette und nachhaltiger Trends findet besondere Beachtung. Die vermeintlichen Überflieger wie Twitter haben es schwer ins Portfolio zu kommen. Dafür setzen wir auf Branchengrössen wie Google, Oracle, SAP, Apple und Co. in Kombination mit kleineren Unternehmen, die fundamental attraktiv bewertet sind.
Wie sieht die Performance aus?
Unser defensiver Ansatz hat sich auch in diesem Jahr ausbezahlt. Das Team hat früher als andere die Überbewertungen im Internet- und Cloud Computing-Sektor erkannt und mit alternativen Qualitätstiteln Verluste vermieden. In Zahlen bedeutet dies, dass wir die Benchmark seit Auflage des Fonds mit durchschnittlich jährlich 6,41 Prozent übertreffen. Für den Anleger haben wir folglich im Schnitt 12,39 Prozent p.a. geliefert, was uns auch gegenüber unseren Mitbewerbern hervorragend dastehen lässt.
Gratulation! Wie kommt man in Norwegen an die relevanten Informationen aus der IT-Branche? Das Silicon Valley ist ja nicht gerade um die Ecke.
Eine interessante Frage, hat sie doch direkt auch mit der Technologie zu tun, in welche wir investieren. Kurzum, die heutigen Kommunikationsmittel machen eine physische Präsenz vor Ort nicht zwingend notwendig. Wir Norweger sind aber seit je her IT-affin. Natürlich besuchen wir auch die relevanten Firmen vor Ort, zum Beispiel in den USA. Wenn Unternehmen sich hingegen in Oslo vorstellen möchten, ist dies nicht immer das beste Zeichen.
Bieten Sie nebst Fonds auch Managed-Account-Lösungen an?
Selbstverständlich. Wir sind nah am Kunden und richten uns nach dessen Präferenzen, die aber in aller Regel sehr gut mit den Tranchen des Publikumsfonds vereinbar sind.
Mike Judith verantwortet zusammen mit Daniel Endres den internationalen Vertrieb von DNB Asset Management. Er arbeitet im Luxemburger Büro der norwegischen Bank. Bevor er 2010 zu DNB Asset Management kam, betreute er institutionelle Investoren bei der amerikanischen Privatbank Brown Brothers Harriman. Seit 2007 doziert er für die Frankfurt School of Finance & Management und gehört dem Prüfungsausschuss einer deutschen Industrie- und Handelskammer an. Der 36-jährige ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Trier/Deutschland.