Die Tür zum chinesischen Aktienmarkt ist aufgestossen

26.05.2014
Herr Vallon, was hat sich für europäische Anleger, die an einem Engagement am chinesischen Aktienmarkt interessiert sind, geändert?
Mit einer neuen Art von ETFs können europäische Anleger direkt an der Entwicklung chinesischer A-Aktien partizipieren.
Obwohl der chinesische Aktienmarkt einer der grössten der Welt ist, spielt er nicht in jedem Depot eine Rolle. Ein Hauptgrund liegt sicher darin, dass der inländische chinesische Markt für A-Aktien bis vor kurzem nur für die grössten internationalen Investoren zugänglich war. Seit Januar 2014 jedoch können europäische Anleger ETFs handeln, die direkt in chinesische A-Aktien investieren.
Was ist das Besondere am chinesischen A-Aktien-Markt?
Der A-Aktien-Markt, also Wertpapiere chinesischer Unternehmen, die in Festlandchina gelistet sind, war bis 2003 komplett für ausländische Investoren geschlossen.
Anleger, die in China investieren wollten, konnten auf «H-Aktien», d.h. in Hongkong gelistete chinesische Unternehmen und andere Offshore-Anteilsarten zurückgreifen. Allerdings machen diese nur einen Bruchteil des chinesischen Aktienmarktes aus. Der A-Aktienmarkt ist mit über 2‘000 Unternehmen hingegen weit grösser und fokussiert sich stärker auf inländische und verbraucherorientierte Unternehmen. Gegenwärtig stehen chinesische A-Aktien für mehr als vier Prozent der globalen Marktkapitalisierung¹. Seit jeher stehen sie ganz oben auf der Wunschliste von Anlegern, die ein direktes Investment in chinesische Aktien suchen.
Was hat sich im Jahr 2003 geändert?
2003 begann mit der Einführung des Qualified Foreign Institutional Investor (QFII)-Systems die Öffnung des A-Aktienmarktes für ausländische Investoren. Banken, Versicherungsgesellschaften und andere grosse Finanzinstitute bekamen damit die Möglichkeit, Niederlassungen in Festlandchina zu gründen, sich für eine QFII-Lizenz zu bewerben und damit eine Investmentquote für A-Aktien zu beantragen. Das QFII-Kontigent ist zwischen 2003 und 2013 von 4 Mrd. US-Dollar auf 150 Mrd. US-Dollar angewachsen.
Für den durchschnittlichen Anleger war dies wenig hilfreich, da er in der Regel nicht die Mittel oder Grössenordnung besitzt, sich für den QFII-Status zu bewerben. Zwar wurden ETFs und andere Finanzprodukte auf A-Aktien aufgelegt. Doch eine Partizipation daran war bis vor kurzem nur auf indirektem Wege über Derivate möglich. Der ETF war auf eine Gegenpartei mit QFII-Status angewiesen, um seine Performance liefern zu können. Aufgrund der hohen Nachfrage nach QFII-Kontingenten und existierender Beschränkungen des QFII-Systems hinsichtlich des Zahlungsverkehrs von und nach China lagen diese Gebühren verhältnismässig hoch.
Welche Entwicklung gab es in der jüngeren Vergangenheit hinsichtlich der Beschränkung des Zugangs zu chinesischen A-Aktien?
2011 hat sich die Lage mit der Einführung des neuen Quotensystems «Renminbi Qualified Foreign Institutional Investors» (RQFII) durch die chinesische Regierung geändert. Gemäss des alten QFII-Systems mussten ausländische Investoren US-Dollar oder andere Währungen ins Land bringen und sie dort in Chinesische Renmimbi (RMB) umtauschen, um A-Aktien kaufen zu können. Unter RQFII können ausländische Investoren (typischerweise in Hongkong, das System wird aber auch nach Grossbritannien, Singapur und Taiwan ausgeweitet) nun RMB nach China transferieren. Weil die Mittelflüsse ausländischer Währungen von und nach China immer noch kontrolliert werden, ist die Flexibilität unter RQFII höher als unter QFII.
Davon profitieren auch ETFs: RQFII erlaubt die Beantragung einer Investmentquote für einen bestimmten ETF. Mit diesem können dann bis zur zugemessenen Quote direkt A-Aktien gekauft und verkauft werden. Somit ist die tagtägliche Liquidität und eine hohe Transparenz gewährleistet, die ETF-Kunden erwarten. Seit 2012 sind in Hongkong gelistete RQFII-ETFs bereits auf rund 5,8 Mrd. US-Dollar angewachsen. Seit Januar 2014 sind die ersten RQFII-ETFs in Europa verfügbar.
Was bedeutet dies für Anleger?
Für die Anleger sind das gute Nachrichten: Mit Hilfe von RQFII-ETFs ist es für alle Anleger - und nicht mehr nur für grosse Institutionen mit eigenen Investmentquoten - möglich, direkt und effizient in einen der weltweit wichtigsten Aktienmärkte zu investieren. Sicherlich wird China noch immer als Emerging Market mit den damit einhergehenden hohen Volatilitäts- und Währungsrisiken betrachtet. Wer diese Risiken jedoch in Kauf nimmt, für den lag der chinesische Aktienmarkt nie so nah.
Mit welchem ETF bietet Source Anlegern einen Zugang zum A-Aktien-Markt?
Der CSOP Source FTSE China A50 UCITS ETF ist auch an der SIX Swiss Exchange erhältlich. Er lautet auf RMB und wird in US-Dollar gehandelt. Anleger sind Währungsschwankungen zwischen RMB und ihrer jeweiligen Handelswährung ausgesetzt. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
¹ Stand: 31.12.2013
Mark Vallon deckt bei Source institutionelle Kunden in der Schweiz und in Liechtenstein ab. Vor seinem Wechsel zu Source arbeitete er als Sales Director bei BNP Paribas Investment Partners in Zürich. Dort war er für den Fondsvertrieb an Banken, Vermögensverwalter, Lebensversicherungen und Family Offices in der Schweiz zuständig. Zuvor war Vallon bei UBS Wealth Management für Vertriebsprojekte zuständig, die auf private und institutionelle Kunden in der Schweiz ausgerichtet waren. Mark Vallon sammelte mehr als fünf Jahre Erfahrung in der Betreuung von Privatkunden in der Schweiz und in Grossbritannien, nachdem er seine Karriere im UBS-Ausbildungsprogramm begonnen hatte. Er schloss sein Studium an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich mit einem Bachelor of Science in Business Administration ab.