«Diese Initiative ist nicht gegen Männer, einfach nur für Frauen»

12.05.2015
Frau Connelly, gibt es Ihrer Meinung nach zu wenige Frauen in der Investmentfondsbranche?
Das ist eine gute Frage. Wir sind gerade dabei, gemeinsam mit KPMG eine Studie zu erstellen, um herauszufinden, wie viele Frauen in der deutschen Fondsbranche arbeiten. Es gibt sicherlich vielen Frauen, vor allen im Back-Office. In Spitzenfunktionen und im Portfoliomanagement gibt es eindeutig zu wenige. Für das Portfoliomanagement wissen wir bereits, dass es nur acht Prozent weibliche Fondsmanagerinnen für in Deutschland domizilierte Fonds gibt.
Was könnten die Gründe sein?
Die Gründe sind vielfältig und wir möchten sie noch genauer herausarbeiten. Die Fondsbranche leidet zum einen unter gängigen Problemstellungen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Frage, Kind oder Karriere, sollten sich Frauen künftig nicht mehr stellen müssen. Zum anderen erscheint es uns, dass Frauen Ermunterung zur Karriere brauchen oder einfach nur um im Job zu bleiben. Hierfür ist das Netzwerk ideal, da der gegenseitige Austausch und die Vorbildfunktion von Frauen, die es geschafft haben, ein wichtiger Baustein dafür sind.
Sieht es beispielsweise in London oder New York anders aus als in Zürich und Frankfurt? Auf anderen Finanzplätzen haben sie eine ähnliche Bilanz im Hinblick auf Frauen in Top-Funktionen, wenn auch im mittleren Management sich gefühlt mehr Frauen tummeln.
Was wollen Sie mit Ihrer Initiative bezwecken?
Primär geht es uns Fondsfrauen darum, mehr Frauen zur Karriere ermutigen. Wir werben für einen Kulturwandel in den Büros, so dass Frauen und Männer gleichberechtigte Karrierechancen und Verdienstchancen haben. Die kommende Quote ist aus unserer Sicht nur ein Signal und macht wenig, um ein Umdenken in den Köpfen stattfinden zu lassen. Hierfür bedarf es breiterer Anstrengungen wie beispielsweise unser Karrierenetzwerk.
Was bieten Sie konkret an?
Wir sind zunächst mit unserem redaktionellen Angebot und Netzwerktreffen gestartet, die sehr gut angenommen werden. Wir arbeiten am Start des Mitgliederbereichs, um dann unter anderem ein Mentorenprogramm anbieten zu können. Wir sind im Dialog mit den hiesigen Fondsgesellschaften, da die Fondsfrauen eine ideale Plattform für den Erfahrungsaustausch über existierende Frauenprogramme bieten und der Branche in ihren Bestrebungen nachhaltig helfen kann. Denn existierende Programm sind eindeutig nicht erfolgreich.
Ist der Start geglückt?
Das würde ich so sagen. Wir sind insgesamt überwältigt von der grossen Resonanz seitens unserer inzwischen 450 Mitgliederinnen und dem Presseecho.
Wo kann man sich anmelden und wie hoch sind die Kosten?
Sie können sich unter fondsfrauen.ch für unseren Newsletter registrieren. Der eigentliche Mitgliederbereich ist gerade im Aufbau. Mitgliederbeiträge gibt es aktuell noch nicht, sind aber für später geplant, wenn unser Leistungsspektrum etwas ausgereifter ist. Und Männer sind im Übrigen eingeladen, als Unterstützer sich zu engagieren. Diese Initiative ist nicht gegen Männer, einfach nur für Frauen.
Was sind Ihre Pläne für die nähere Zukunft?
Wir wollen mit den oben beschriebenen Anstrengungen schauen, den Frauenanteil in der Fondsbranche zu erhöhen. Insbesondere für den Portfoliomanagerinnenbereich haben wir eine Arbeitsgruppe gegründet, damit wir herausfiltern können, wie wir von 8 Prozent auf 30 Prozent innerhalb von fünf Jahren kommen können. Ein wichtiges Anliegen ist mir persönlich, der mangelnde Umgang und mangelndes Interesse vieler Frauen im Hinblick auf ihren Anlagebedarf. Hierfür überlegen wir uns, wie wir dem gezielt entgegen wirken können. Mit dem Karrierenetzwerk tragen wir unseren Beitrag zur Reduzierung des Pay Gap hoffentlich bei. Das Geld dann anzulegen und mehr Frauen dazu zu animieren, sich selbstbestimmt um ihr finanzielles Wohlergehen zu kümmern, dafür wollen wir Massnahmen entwickeln.
Anne E. Connelly verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Investmentfonds- Industrie. Ihren Einstieg markierte 1989 die Tätigkeit bei einem der ältesten amerikanischen Fondshäuser, Pioneer Funds Distributor, Inc. in Boston, USA. Sie war mit dem Aufbau und der Koordination aller internationaler Aktivitäten mit Schwerpunkt auf den deutschsprachigen Markt betraut. Im Jahre 1992 wechselte sie zu Pioneer Investments in Frankfurt, um vor Ort den Aufbau des Vertriebs- und Marketingbüros zu begleiten. Anne Connelly war anschliessend mehrere Jahre als Vertriebsdirektorin für den Vertrieb von Pioneer Fonds an Berater und Institutionelle erfolgreich, bevor sie eine Managementfunktion im Münchner Pioneer-Büro übernahm. Im Februar 2001 wechselte Anne Connelly als Geschäftsführerin zur Morningstar Deutschland GmbH und verantwortete die Etablierung und Expansion des US-amerikanischen Researchunternehmens in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im August 2009 übernahm sie einen neuen Geschäftsbereich und ist als Director, Marketing EMEA, für Morningstar Europe Ltd. tätig.
Neben ihrem hauptberuflichem Engagement bei Morningstar, ist sie Ideengeberin und Gründungsmitglied der Fondsfrauen GmbH, ein Karrierenetzwerk für Frauen in der Fondsbranche.