Effiziente Portfoliokonstruktion durch ETFs und Indexfonds

Leiter iShares und Index Investing EAM & Family Offices Schweiz
BlackRock Asset Management Schweiz AG, Zürich
blackrock.com
27.04.2018
Herr Stalder, hielt der Trend nach indexierten Anlagen auch in 2017 weiter an?
Ja, das kann ich bestätigen. Die ETP-Industrie hat in 2017 mit einem organischen Wachstum von 18 Prozent erneut ein Rekordjahr verzeichnet und verwaltet heute global 4’758 Mrd. US- Dollar. Der Anteil von passiven Anlagen in einem diskretionär verwalteten Portfolio eines institutionellen Anlegers liegt bereits heute bei teils über einem Drittel. Wir beobachten, dass ETFs und Indexfonds heutzutage zunehmend auch bei Privat- und Beratungskunden zum Einsatz kommen. In Europa verwaltet die ETF-Branche erstmals ein Vermögen von mehr als 783 Mrd. US-Dollar. Trotz der Popularität von ETFs und Indexfonds ist deren Marktanteil im Vergleich zu Direktanlagen und aktiven Fonds noch immer relativ gering. Gerade einmal 12 Prozent aller US-Aktien und 7 Prozent aller Aktien weltweit werden in ETFs gehalten. Diese Zahlen zeigen, dass auch in den kommenden Jahren weiteres Wachstumspotenzial besteht.
Was sind die Treiber dieses anhaltenden Wachstums?
Der vermehrte Einsatz von indexierten Anlagen ist die logische Konsequenz auf eine Anlagelandschaft, die sich aufgrund der strengeren Regulierung, dem Bedarf nach mehr Transparenz und dem damit gestiegenen Kostendruck in den letzten Jahren stark verändert hat. Die Einnahmen werden nicht mehr primär über die Produkte (Retrozessionen), sondern über die Beratungsdienstleistung (Advisory/Flat-Fee-Modelle) generiert. Als Folge der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II wird diese Entwicklung weiter vorangentrieben. So gilt es sich beim Investieren auf das Wesentliche zu konzentrieren, die «Asset-Allokation». Die Devise lautet hier, aktive Anlageentscheide mit passiven strategischen und taktischen Bausteinen zu implementieren. Dies ist konsistent mit zahlreichen Studien, die zeigen, dass über 90 Prozent der Performance durch diversifizierte Asset-Allokationsentscheide, sprich Auswahl des Marktes, Sektors und der Risikoprämie, und nicht durch Timing oder Einzeltitelauswahl erklärt werden können. Die Wahl fällt hierbei immer öfter auf transparente, liquide und kosteneffiziente ETFs oder Indexfonds, was dem Kunden zu Gute kommt.
Als Anbieter von beidem, ETFs und Indexfonds, bieten Sie Ihren Kunden welchen Mehrwert?
Die Kombination von ETFs und unseren Indexfonds, welche wir spezifisch für den Schweizer Anleger aufgesetzt haben, ermöglicht uns eine holistische Betrachtung beim indexierten Investieren. Auch wenn die Anlagephilosophie beider Vehikel die gleiche ist, gibt es doch einige spezifische Unterschiede bezüglich der Liquidität, den Steuern und Kosten, die es bei der Produktselektion zu beachten gilt. BlackRock bietet seiner Kundschaft eine umfassende Palette von ETFs und Indexfonds mit irischem und Schweizer Fondsdomizil an. Somit sind wir in der Lage, unter Berücksichtigung des Kundendomizils, des Anlagehorizonts sowie der Investitionsstrategie unsere Kunden bei der Produktselektion optimal zu unterstützen. Diese Optimierungsmöglichkeit innerhalb des passiven Anlageuniversums wird von unseren Kunden sehr geschätzt und hat dazu geführt, dass die Portolios zunehmend aus einem Mix von ETFs und Indexfonds bestehen. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass vor allem der Privatinvestor mit dem laufend wachsenden Angebot an passiven Instrumenten nicht überfordert wird.
Welches Instrument eignet sich für welchen Anlegertyp?
Indexfonds waren in ihren Anfängen nur institutionellen Investoren zugänglich. Angesichts einer verschärften Reglementierung erlebt der Markt seither einen Boom, so dass Indexfonds heutzutage vermehrt auch Privatkunden mit langfristigem Anlagehorizont ansprechen. Aus der Optik eines Schweizer Anlegers kann zusammenfassend gesagt werden, dass für langfristige Kernanlagen Indexfonds aufgrund der tieferen laufenden Kosten sinnvoll sein können. Für taktische Anlagen, handelsintensive Anlagestrategien und spezifischere oder Satelliten-Allokationen könnten ETFs aus Kosten- und Verfügbarkeitsgründen eine bessere Lösung sein.
Wo liegen Ihre Prioritäten fürs 2018?
Das Risikomanagement steht beim Anlegen im Zentrum und hat auch bei uns höchste Priorität. Während der Kunde früher nach der Zielrendite fragte, erkundigt er sich heute nach dem maximal möglichen Verlust. Mit unserer Aladdin-Risk-Technologie werden wir unsere Kunden auch künftig unterstützen, ausgewogene und effiziente Porfolios zu erstellen. Produkteseitig werden wir weiterhin innovativ sein und unsere themenbasierten ETFs wie beispielsweise Robotertechnik und Digitalisierung sowie unsere Palette im Bereich Nachhaltigkeit weiterentwickeln. Wir haben unsere Flexibilität deutlich erhöht, um neue Währungsklassen schneller und einfacher auf den Markt zu bringen und können so lokale Bedürfnisse abholen und die steigende Kundenachfrage in Schweizer Franken abgesicherten Anteilsklassen abdecken. Wir werden dieses Jahr also weitere Schweizer-Franken-Anteilsklassen lancieren. Um die Transparenz weiter zu erhöhen, arbeiten wir zusätzlich an einem ETF-Vergleichstool. Damit kann der Investor mittels einer vollumfänglichen Gesamtkostenanalyse auf einfache Art und Weise ETFs miteinander vergleichen.
Simon Stalder leitet den Bereich ETFs und Indexfonds bei BlackRock und ist für die Betreuung von Vermögensverwaltern und Family Offices in der Schweiz und in Liechtenstein zuständig. Zuvor war er für die Credit Suisse in den Bereichen Investment Services and Products sowie External Asset Managers tätig. Er besitzt einen Bachelorabschluss in Banking and Finance der Hochschule für Wirtschaft Zürich und ist ein Certified International Investment Analyst (CIIA).