«Ein wichtiger Wendepunkt war die Preisanpassung unserer ETFs»

03.02.2014
Herr Merz, im vergangenen September hat die UBS die Gebühren auf ihre ETFs massiv gesenkt. Teilweise auf einen Bruchteil der früheren Kosten. Wie sieht die Bilanz bis heute aus, floss viel Neugeld in die Fonds?
2013 war für uns sicherlich ein ganz wichtiges Jahr. Erstens haben wir unsere ETFs ausser an der SIX Swiss Exchange auch an anderen Börsen wie London Stock Exchange und Borsa Italiana einer weiteren Anlegerschaft zugänglich gemacht. Als zweiten wichtigen Wendepunkt erachte ich die Preisanpassung unserer ETFs. Dabei haben wir unsere Preise durchschnittlich um 35 Prozent gesenkt. In punkto Performance hat dies dazu geführt, dass sich Kunden unsere Produkte vermehrt ins Portfolio gekauft haben. Auch in Sachen Neugeld dürfen wir auf ein erfreuliches 2013 zurückblicken. Unsere Kunden haben uns über 2 Mrd. Franken an neuen Vermögen anvertraut, welches ich als klares Zeichen der Zufriedenheit mit unseren Produkten interpretiere.
Ihre Bank hat in den vergangenen drei Jahren das Angebot von gut 20 auf über 100 Produkte ausgebaut. Welche Ziele verfolgt diese Politik? Die UBS ist ja mit grossem Abstand der führende Anbieter von aktiv verwalteten Fonds in der Schweiz. Gibt es da nicht konzerninternes Konfliktpotential?
In unserem Verständnis verwenden Anleger neben aktiv verwalteten Anlagelösungen auch gleichzeitig ETFs in ihren Anlagestrategien. Somit wird klar, dass sich die beiden Lösungen kaum in die Quere kommen und es für Anleger nur Sinn macht, sowohl aktive wie passive Lösungen aus einer Hand zu beziehen.
Nach der Übernahme der Credit-Suisse-ETFs durch die Amerikaner BlackRock/iShares ist die UBS der einzige Schweizer Anbieter. Kommt Ihnen das zugute?
Qualität ist uns wichtig. Das zeigt beispielsweise die Abbildungsgenauigkeit der UBS ETFs. Diese spricht eine breite Kundschaft an. Zudem betreiben wir das passive Portfoliomanagement seit 1988 und sind damit also einer der Pioniere auf diesem Gebiet. Wir verwenden ausgefeilte Systeme und stützen uns auf gut eingespielte Prozesse. Dies alles spiegelt sich letztlich in der Produktqualität wider. Das gefällt unseren Kunden.
Was wollen Sie in unserem Land punkto Marktanteile in den nächsten Jahren erreichen?
Unser Ziel ist, UBS ETFs als echte Qualitätsmarke im Bereich ETFs zu festigen. Als Messpunkt sehe ich hier die uns anvertrauten Kundengelder. Diese sind im vergangenen Jahr merklich angestiegen. Das stimmt mich sehr zuversichtlich.
Sie sind der ETF-Europa-Chef der UBS. Was läuft in welchen anderen Ländern?
Neben der Schweiz sind wir auch in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Italien, Grossbritannien und Irland am Markt präsent. Ziel ist es, auch dort UBS ETFs als Qualitätsanlage im passiven Bereich bei den Kunden vorzustellen. Auch in diesen Märkten ist Qualität und Zuverlässigkeit gefragt, so dass ich überzeugt bin, dass sich unsere Kundenbasis auch im Rest von Europa verbreitern wird.
Bearbeiten Sie diese Märkte von Zürich heraus oder haben Sie in Frankfurt, London und Mailand ETF-Spezialisten vor Ort?
Unterschiedliche Märkte haben jeweils ihre ganz speziellen Anforderungen, wenn es um Kundenbetreuung geht. Dies ist auch im ETF-Markt so. Uns ist es wichtig, die vom Produkt ausgehenden Schweizer Qualitäten bestmöglich auf lokale Gegebenheiten zu transferieren. Dies bedingt ETF-Spezialisten zu haben, welche den jeweiligen Markt gut kennen und die in der Lage sind, für die Kunden wichtige Aspekte zu berücksichtigen. Wir haben uns deshalb entschieden, in den Märkten mit eigenen Spezialisten vor Ort zu sein.
Aber die Schweiz bleibt Ihr wichtigster Markt, korrekt?
Die Schweiz ist unser Heimmarkt. Hier haben wir uns in 2013 klar als ETF-Anbieter erster Wahl positionieren können.
Ein paar Worte zu Ihren währungsgesicherten ETFs. Sie haben mit dieser Produktgattung den Schweizer Markt quasi besetzt. Zahlt sich die Initiative aus?
Dass es bei diversifizierten Anlagestrategien die Währungsrisiken zu beachten gilt, wurde den Anlegern in der Schweiz aber auch in anderen Märkten immer stärker bewusst. Vor allem die Situation in Japan hat manchen Investor wachgerüttelt. Denn die Strategie, auf japanische Aktien zu setzen, hat sich ohne Währungssicherung kaum gelohnt. Ein währungsgesichertes Engagement hätte rund die doppelte Rendite gebracht. Wir haben als einer der ersten diesem Anlegerbedürfnis konsequent in Form einer ganzen Palette von währungsgesicherten ETFs entsprochen und insgesamt 33 neue ETFs an den Markt gebracht.
Können Sie mehr ins Detail gehen. Was sind genau die Vorteile? Sind diese Produkte für institutionelle Investoren gedacht oder auch für Privatanleger?
UBS ETFs liefern die Währungssicherung gleich mit und Investoren müssen diese nicht selber auf eigenes Risiko erstellen. Die Währungssicherung lässt sich damit einfach und bequem mit einer einzigen Transaktion durchführen. Der Einsatz von derivativen Instrumenten wie beispielsweise Futures ist nicht nötig, was die Währungssicherung transparent und einfach macht. Zudem ist die Sicherung kostengünstig. Mit unserer Preissenkung im letzten Jahr wurden die ETFs nochmals attraktiver und dies gilt umso mehr auch für private Investoren.
Wo ist die UBS punkto ETFs in der Schweiz besonders stark aufgestellt? Gibt es noch Lücken im Angebot, die Sie schliessen wollen?
Eine unserer Stärken sehen wir bei der systematisch aufgebauten Produktpalette. Hier gibt es nicht einfach zusammengewürfelte ETFs auf irgendwelche Aktien- und Obligationen-Indizes, sondern die UBS ETFs offerieren einerseits durchgängige Core-Portfoliobausteine, die sich in der Indexwahl sauber zu einem Portfolio zusammenfügen lassen. Eine der Stärken liegt klar in der alle Anlageklassen umfassenden Core-Palette. Andererseits bieten wir eine ganze Palette interessanter ETFs an, welche als Beimischungen, in Kombination oder als alleinstehende Investitionen Sinn machen. Als Beispiel kann hier der UBS ETF MAP 7 erwähnt werden. Dieser derzeit noch einzigartige ETF kann als Beimischung zur Risikoreduktion in Portfolios eingesetzt werden.
Sie zählen zu den bekanntesten Köpfen der europäischen ETF-Industrie. Geht das rasante Wachstum weiter? Und die Emittenten-Seite, zählt allein die Grösse oder haben kleinere Häuser auch eine Chance, ein Stück vom Kuchen abzuschneiden?
In der Tat habe ich einen etwas längeren Erfahrungsschatz als andere in der ETF-Industrie. Ich bin mit Leib und Seele passiver Portfoliomanager und deshalb werde ich mich hüten, eine entsprechende Prognose abzugeben. Jedoch ist für mich der Paradigmenwechsel bezüglich der Prognostizierbarkeit von Finanzmärkten unwiderruflich in Gang gesetzt worden, so dass ich ohne Zweifel von weiterem Wachstum passiver Anlagelösungen, wie es ETFs sind, ausgehe. Dabei wird sich das Wachstum mit grosser Wahrscheinlichkeit auf jene ETFs verlagern, welche Anlegern Qualität zu sehr attraktiven Preisen bieten können. Ich denke, dass UBS hier mit ihren ETFs bestens aufgestellt ist.
Thomas Merz leitet seit Oktober 2013 das UBS-ETF-Geschäft in Europa. Er kann auf eine langjährige Erfahrung in der Investmentbranche zurückgreifen. Vor seinem Wechsel im Oktober 2012 zur UBS hat Thomas Merz über fünf Jahre lang das ETF-Geschäft der Credit Suisse geleitet und war zuvor seit 2000 in verschiedenen anderen Funktionen für diese Bank tätig.