«Emerging Markets sind bei Anlegern wieder beliebter»

Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich
UBS Asset Management (Deutschland) GmbH, Frankfurt
ubs.com/etf
14.03.2019
Herr Rodewald, 2018 war ein turbulentes Jahr für die Emerging Markets. Nach jahrelanger Rally taumelten die Kurse und viele Anleger zogen ihr Geld ab. Wie haben sich die Schwellenmärkte bislang in diesem Jahr entwickelt und welche Erwartungen haben Sie für die kommenden Monate?
Das vergangene Jahr war in der Tat ein schwieriges für die Schwellenländer. Der Grund dafür ist jedoch keine generelle Trendumkehr, sondern unterschiedliche Entwicklungen und Krisen auf Ebene der einzelnen Länder. In Südamerika wurde 2018 beispielsweise mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung zur Wahlurne gebeten. In Brasilien wurde dabei ein neuer, umstrittener Präsident gewählt, der ebenso für Unsicherheit bei den Investoren sorgte, wie die Unruhen in Venezuela, die Entwertung des Pesos in Argentinien oder die Währungskrise in der Türkei. In diesem Jahr scheint sich die Lage aber insgesamt etwas zu entspannen: Die Nachfrage nach unseren Emerging-Markets-Produkten steigt.
Bei einigen Schwellenländern gibt es ja auch positive Signale zu beobachten. Die Gespräche zwischen den USA und China hinsichtlich des Handelskonflikt muten beispielsweise derzeit durchaus konstruktiv an, was vielen Anlegern Hoffnung macht. Sind die Emerging Markets auch allgemein bei Anlegern wieder beliebter?
Die Zuflüsse, die wir in diesem Bereich verzeichnen, deuten darauf hin, ja. Und dafür gibt es gute Gründe: Viele Schwellenländer haben aus vergangenen Krisen gelernt und haben mit wirkungsvollen politischen sowie wirtschaftlichen Reformen für mehr Stabilität gesorgt. Das untermauern auch die Fundamentaldaten. Viele Unternehmen haben vergangenes Jahr umsichtig gewirtschaftet. Die Bilanzen stellen sich häufig positiv dar, die Kassenbestände sind angewachsen. Die daraus resultierende niedrige Verschuldung schafft vielfältige attraktive Anlagemöglichkeiten - sowohl im Aktien- als auch im Anleihen-Bereich. Und gerade über passive Lösungen bekommen Anleger einen einfachen und breiten Zugang zu den Emerging Markets. Wer das höhere wirtschaftliche Risiko in Kauf nimmt oder nur ein begrenztes EM-Engagement eingeht, kann die Rendite seines Portfolios deutlich aufbessern.
Welche Möglichkeiten haben Anleger, wenn sie dafür ETFs nutzen wollen?
Vielfältige. Eine klassische Option ist natürlich ein ETF auf den MSCI Emerging Markets Index, der dieses Segment sehr breit abdeckt und über 1.100 Titel aus 24 Schwellenländern enthält. Daneben gibt es aber auch spezialisiertere ETFs. Der MSCI EM SRI Index zum Beispiel enthält nur solche Unternehmen, die bei mehreren Kennzahlen der Bereiche Umwelt, Soziales und Governance, also bei den ESG-Kriterien, hohe Werte erzielen. Dieser Ansatz bewährt sich: In den vergangenen fünf Jahren hat der auf Nachhaltigkeit ausgerichtete SRI Index den Emerging Markets Index annualisiert um mehr als zwei Prozent outperformt. Aber auch im Fixed-Income-Bereich bieten sich verschiedene interessante Möglichkeiten.
Zum Beispiel?
Seit knapp eineinhalb Jahren gibt es hier den komplett neuen J.P. Morgan USD EM Diversified 3% capped 1-5 Year Bond Index. Er beinhaltet Staatsanleihen und Quasi-Staatsanleihen ebenso wie Unternehmenspapiere mit kurzen Restlaufzeiten von bis zu fünf Jahren. Der Index besteht sowohl aus Anleihen mit festen Kupons als auch aus variabel verzinsten Titeln und das ausstehende Volumen der Anleihen liegt jeweils über 500 Mio. US-Dollar. Ausgewählt werden entsprechend kurzlaufende und liquide Titel aus den Flaggschiff-Indizes von J.P. Morgan, dem CEMBI Broad Diversified und dem EMBIG Diversified. Ein ETF, der diesen Index abbildet, bietet Diversifikation, Liquidität und aufgrund der kürzeren Laufzeiten ein deutlich verringertes Zinsrisiko.
Dieser Index beinhaltet aber nur Anleihen, die in US-Dollar emittiert sind?
Richtig. Das bietet gewisse Vorteile. Es gibt aber auch Produkte, die aus Lokalwährungsanleihen Vorteile ziehen. Wir haben zum Beispiel vergangenen September einen ebenso innovativen wie spannenden ETF aufgelegt, den UBS J.P. Morgan EM Multi-Factor Enhanced Local Currency Bond UCITS ETF, der zum grossen Teil Staatsanleihen von Schwellenländern in Lokalwährung enthält.
Und was ist das Besondere an diesem ETF?
Der ETF verknüpft Emerging-Markets-Anleihen mit der Möglichkeit, gezielt Währungen überzugewichten, die hinsichtlich der Faktoren Momentum und Carry besonders gut abschneiden. Konkret bildet er den Index J.P. Morgan EM Multi-Factor Enhanced Local Currency Bond Index ab, der zu 80 Prozent aus Staatsanleihen von Schwellenländern in Lokalwährung besteht. US-Dollar-Anleihen machen 15 Prozent aus, weitere fünf Prozent bestehen aus US-Dollar-Geldmarktanlagen. Das kombiniert UBS mit einem faktorbasierten Währungsoverlay, das 20 Prozent des Portfolios ausmacht und die Währungsgewichte im Index systematisch verschiebt. So werden beide Faktoren implementiert. Die Wirkungen von Momentum und Carry sind voneinander unabhängig. Das ist sowohl wissenschaftlich erforscht als auch jahrzehntelang in der Praxis erprobt. Die Kombination beider in einem ETF auf Schwellenländeranleihen ist allerdings bisher einmalig.
Link zum Disclaimer
Dag Rodewald ist Head Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei der UBS Deutschland AG, Asset Management, in Frankfurt. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung an den Finanzmärkten. Vor seinem Eintritt bei UBS ETFs im Jahr 2013 war er für verschiedene internationale Investmentbanken tätig, zuletzt als Leiter des Sales Trading bei der Commerzbank. Dag Rodewald ist Diplom-Volkswirt und hat an den Universitäten in Heidelberg und Regensburg sowie der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, studiert.