Erfolgreich im Portfoliomanagement mit Indexfonds

22.02.2015
Herr Dr. Hinder, Sie gelten als Pionier in der Vermögensverwaltung mit ETFs in der deutschsprachigen Schweiz. Immer noch glücklich mit Ihrem Entscheid?
Ja, absolut. Die Akzeptanz von Indexanlagen bei den Vermögensverwaltern hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Dies kann man eindrücklich an der Volumenentwicklung ablesen. Auch das breite Anlagepublikum erkennt immer mehr die Vorteile dieser einfachen und kostengünstigen Produkte. Im Unterschied zu vielen anderen Mitbewerbern setzen wir wenn immer möglich konsequent auf indexierte Anlagelösungen. Es war immer mein Ziel, einmal eine eigene Vermögensverwaltungsfirma nach eigenen Vorstellungen und frei von Interessenskonflikten aufzubauen. Da ich viele Jahre auf der institutionellen Seite gearbeitet habe, bin ich mit indexierten Portfolios seit langem bestens vertraut. Es ist mein Ziel, private Anleger ebenfalls von den grossen Vorteilen der Indexfonds-Portfolios zu überzeugen.
Gibt es auch Tage, wo Sie sich sagen, jetzt schaue ich mir doch mal einen aktiv verwalteten Fonds an?
Im Aktienbereich sahen wir bisher keine Notwendigkeit, aktiv verwaltete Fonds einzusetzen. Die Auswahl an ETFs ist in diesem Bereich sehr breit. So werden praktisch alle Regionen, Sektoren und Themen abgedeckt. Etwas anders sieht es im Obligationenbereich aus, wo wir gelegentlich aktiv verwaltete Fonds einsetzen. Der Schweizer Obligationenmarkt ist einfach relativ klein und eng, so dass es bis jetzt nur Indexfonds für den breiten Markt gibt, nicht aber für Spezialsegmente. Im US-Dollar-Bereich wäre die Auswahl viel grösser, aber dieser Markt spielt für einen auf Schweizer Franken basierenden Anleger nur eine untergeordnete Rolle. Das gegenwärtige Tiefzinsumfeld zwingt uns, im Obligationenbereich nach höherverzinslichen Alternativen zu suchen. Für einige interessante Anlageklassen wie beispielsweise Cat-Bonds, CoCo-Bonds oder High-Yield-Obligationen gibt es bis jetzt keine oder nur wenig befriedigende Indexfonds.
Ihr Herz schlägt also hundert Prozent für ETFs?
In unseren Kundenportfolios setzen wir sowohl ETFs als auch klassische Indexfonds ein. Während ETFs laufend zu den aktuellen Kursen an der Börse gehandelt werden, können Indexfonds zum Nettoinventarwert (NAV) einmal täglich gezeichnet oder zurückgegeben werden. Indexfonds sind häufig noch günstiger als ETFs und werden bei der Stempelsteuer bevorzugt behandelt: Inländische Fondsanteile am Primärmarkt sind ganz von der Umsatzabgabe befreit. Bei Rückgaben von Indexfonds zur Tilgung fällt sowohl bei den in- als auch bei den ausländischen Anlagefonds keine Umsatzabgabe an.
Sie werden diese Frage bestimmt schon viele Male beantwortet haben, trotzdem: Wie verschaffen Sie sich den Überblick über die rund 1‘000 an der Schweizer Börse kotierten ETFs?
Der grosse Vorteil unseres Anlagekonzeptes «Active Index Investing» liegt darin, dass wir nicht Tausende von Einzeltiteln oder ETFs beobachten müssen, sondern uns auf rund 80 Einzelsegmente fokussieren können. So verfolgen wir selber die aktuellen Finanzmarkttrends auf täglicher Basis und erkennen rasch, wenn sich neue Trends oder Schwerpunkte abzeichnen. Sowohl unser eigenes systematisches Research über diese Anlageklassen als auch umfangreiches externes Research liefern uns die Entscheidungsgrundlage für die aktive Vermögensverwaltung. Erst wenn es um die Implementierung einer taktischen Anpassung unserer Anlagestrategie geht, suchen wir uns ein passendes Produkt aus dem immensen Angebot an ETFs und Indexfonds.
Wie kommen dann die aussichtsreichsten Produkte in Ihre Kunden-Portfolios?
Zuerst entscheiden wir, welche Anlageklasse wir mit einem ETF abbilden möchten. In einem zweiten Schritt wählen wir einen passenden Index aus. Dieser sollte den gewünschten Markt möglichst gut repräsentieren und breit diversifiziert sein. Erst in einem dritten Schritt entscheiden wir uns für einen Anbieter. Diesbezüglich ist es empfehlenswert, grosse Emittenten zu bevorzugen, da für deren Produkte an der Börse meistens mehrere Market Maker Preise stellen. Ebenfalls zu berücksichtigen sind die Kosten eines ETF sowie dessen Marktkapitalisierung. ETFs mit grosser Marktkapitalisierung zeichnen sich in der Regel durch eine gute Liquidität im Börsenhandel sowie durch niedrige Geld-Brief-Spannen aus. Last but not least achten wir auch darauf, ob der Kauf eines bestimmten ETF mit steuerlichen Nachteilen verbunden ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Schweizer Anleger einen in den USA domizilierten ETF kauft.
Damit ist die Arbeit aber nicht getan, Sie und Ihr Team müssen dann täglich ein Auge darauf werfen…
In unserem Research haben wir ein Monitoring aufgebaut, mit dem wir für jede Anlageklasse die aus unserer Sicht relevanten ETFs verfolgen und historische Performanceanalysen durchführen können. Zusätzlich erhalten wir von den verschiedenen Anbietern häufig spezifisches Research und Produktinformationen.
Dr. Alex Hinder ist CEO und Gründer von Hinder Asset Management AG in Zürich - dem unabhängigen Vermögensverwalter mit Index-Expertise. Zuvor war er während über sechs Jahren Chief Investment Officer (CIO) der ehemaligen Bank Leu. Er ist seit über 30 Jahren in verschiedenen Funktionen im Finanzbereich tätig. Ausserdem ist er Präsident der Anlagekommission der grössten Pensionskasse der Schweiz (Publica) sowie Berater von weiteren grossen institutionellen Anlegern.