«Es gibt leider noch viele Produkte, die eine Black Box darstellen»

Dachfondsmanagerin und Fondsselektorin
Matejka & Partner Asset Management GmbH, Wien
mp-am.com
30.05.2022
Frau Katzdobler, Sie wurden zuletzt als «Young Talent Austria» von «Citywire» interviewt, da Sie über ausgezeichnete Expertise im Bereich Investmentfonds verfügen. Welchen Qualitätsmerkmalen schenken Sie bei der Fondsselektion besondere Bedeutung?
Es gibt hier viele verschiedene Qualitätskriterien, die je nach Anlageziel verschiedene Ausprägungen haben. Eine exzellente Performance im Vergleich zur Peergroup gehört ebenso dazu wie eine etablierte Fondsgesellschaft und ein erfahrenes Management- und Research-Team. Eine klare, transparente Veranlagungsstrategie und ein nachvollziehbarer Investmentprozess sind für mich unabdingbar. Es gibt leider noch viele Produkte, die eine Black Box darstellen und hier muss man die «Spreu vom Weizen» trennen. Zuletzt hat auch die Einbeziehung von Nachhaltigkeit höheren Stellenwert erfahren. Der Entwicklung geht definitiv zu «grünen» Produkten mit transparenten Nachhaltigkeitsfaktoren.
Auf welchen Eckpfeilern basiert der Investmentprozess in Ihrem Unternehmen?
Die jeweilige Assetklasse wird unserem Investmentprozess unterzogen, wo wir mittels quantitativer und qualitativer Analyse die «Spreu vom Weizen» trennen. Die quantitative Bewertung danach umfasst vor allem die Performance, Risikokennzahlen und die Entwicklung einzelner Fonds innerhalb ihrer Peergroup. Dieses Kennzahlen-Screening ergibt eine erste Short-List mit den interessantesten Fonds-Produkten. Diese werden im weiteren Schritt einer qualitativen Bewertung unterzogen. Es werden Faktoren wie die Investmentphilosophie, der Investmentprozess, die Erfahrung und Kompetenz des Fondsmanagements, Kosten, Liquidität, steuerliche Transparenz und vieles mehr untersucht.
Welche Trends und Entwicklungen gibt es bei den zur Auswahl stehender Fonds?
Viele Fondsgesellschaften lancieren thematische Fonds. Ein Investment, kombiniert mit einer Story und einem Megatrend zu vertreiben, ist derzeit eine attraktive Produktidee. Von Digital Payments, Cybersecurity, Batterieentwicklung, E-Commerce, Wasserstoff oder Uran gibt es hier eine Vielfalt, die so richtig erst in den letzten ein bis zwei Jahren entstanden ist. Zuletzt kamen auch die Frontier Markets, wie beispielsweise Südafrika und Ägypten, in den Fokus.
Was hat sich Ihrer Meinung nach seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in der Branche verändert?
Ein wichtiger Fortschritt ist, dass sich virtuelle Meetings in unserer Branche durchgesetzt haben und deren Vorteile, wie Flexibilität oder Vereinbarkeit, nach wie vor präsent sind. Als Fondsselektorin ist es dadurch deutlich einfacher geworden, direkt mit dem Fondsmanagement aus beispielsweise asiatischen Ländern oder aus den Emerging Markets zu kommunizieren. Es werden meiner Ansicht nach in Zukunft physische Treffen mit virtuellen Elementen kombiniert. Bei Bedarf kann das Fondsmanagement einfach zugeschalten werden.
Sie sind mittlerweile präsent in internationalen Finanzmedien und werden speziell am österreichischen Finanzplatz immer öfter um Ihre Einschätzung gefragt. Wie gehen Sie damit um?
Es freut mich besonders, dass mein Engagement und meine Expertise wertgeschätzt und in der Branche wahrgenommen werden. Auch wenn das Marktumfeld derzeit so einige Herausforderungen bereithält, versuche ich einen kühlen Kopf zu bewahren und agiere weiterhin professionell. Die Erfahrungen am Kapitalmarkt haben mich gelehrt, dass ich meinen Überzeugungen treu bleiben muss, um erfolgreich zu sein. Ich fühle mich am Puls des Marktes sehr wohl und übe meine Tätigkeit mit grossem Enthusiasmus aus.
Link zum Disclaimer
Barbara Katzdobler ist Dachfondsmanagerin und Fondsselektorin bei Matejka & Partner Asset Management in Wien. Nach dem Abitur arbeitete sie mehrere Jahre als Wertpapierhändlerin, bevor sie sich im Fondsmanagement weiterentwickelte. Derzeit ist sie verantwortliche Dachfondsmanagerin des «Wiener Privatbank Premium Konservativ Fonds» und verfügt über langjährige Kapitalmarkterfahrung. Zuletzt wurde Barbara Katzdobler als «Young Talent Austria» von Citywire und «Fondsselektorin des Monats» von «e-fundresearch.com» ausgezeichnet.