«Es ist hilfreich, ESG nicht als einen alleinstehenden Begriff, als eine Kennzahl oder ein Rating zu betrachten, sondern die vielen Einzelbausteine zu erkennen»

24.06.2021
Herr Brinkmann, Ihr Unternehmen ist den meisten Leserinnen und Lesern wohl ein Begriff. Können Sie trotzdem ein Update geben: was bietet es in der Schweiz und in Deutschland konkret an?
Nach dem Merger von fundinfo, F2C und FE sind wir ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Fondsdaten und Technologie mit einem umfangreichen Produktportfolio, das alle Bereiche des Lebenszyklus eines Fonds abdeckt. Dadurch können wir unseren Kunden ein sehr grosses Spektrum an Dienstleistungen offerieren, die wir unter den fünf Themenbereichen «Market», «Create», «Connect», «Insight» und «Invest» bündeln. Der derzeitige Fokus in Deutschland und der Schweiz reicht von der Global Fund Registration über die Produktion von Factsheets, ESG-Berichten oder PRIIPs KIDs, der Veröffentlichung und Verteilung von Fondsdaten und -dokumenten bis hin zum Vertrieb. Wobei einer unserer derzeitigen Schwerpunkte der Ausbau unserer ESG-Kapazitäten ist. Mit unserer einzigartigen fundinfo.cloud, einem der weltweit grössten Marktplätze für lokale und internationale Investmentfonds, steigern wir die Effizienz für Fondsmanager und Fondsdistributoren und unterstützen somit Investoren in jeder Phase des Lebenszyklus ihrer Investition.
Sie sind neu im Team. Wo werden Sie beim Thema ESG die Hebel ansetzen?
Ich bin Anfang April zu FE fundinfo gestossen und damit beauftragt, die ESG-Kompetenzen des Unternehmens weiter voranzutreiben. Oliver Oehri und Christoph Dreher bilden seit der Übernahme von CSSP durch FE fundinfo Anfang Jahr die «Speerspitze» unseres ESG-Kompetenzteams. Sie verfügen über mehr als 15 Jahre Erfahrung bei der Entwicklung von best-in-class ESG-Reporting-Lösungen und bilden das ESG-Führungsteam, das bei uns den Ausbau des ESG-Serviceangebots überwacht.
Zu meinen Aufgaben gehört es, unsere ESG-Kompetenzen einem grösseren Kundenkreis zugänglich zu machen, der FE fundinfo bereits in Bezug auf andere Services wie die Fondsregistrierung, die Fondspublikation oder die Dokumentenverteilung vertraut. Mit dem neuen Fokus auf ESG-Transparenz seitens der Aufsichtsbehörden beginnt eine neue Phase in Bezug auf nachhaltiges Investieren, und ich möchte meine Erfahrung und Expertise einbringen, um uns als Marktführer zu positionieren. Nach 15 Jahren Arbeit mit ESG-Datenanbietern (MSCI und Truvalue Labs) war dies ein für mich logischer und spannender Schritt.
Welcher von den drei Buchstaben ist für Sie dabei der wichtigste?
Mit dieser Frage öffnet sich, was viele als die Büchse der Pandora der ESG-Investitionen bezeichnen. Die Frage kann auf unterschiedliche Weise beantwortet werden, je nachdem, wie Sie «wichtig» definieren. Dies kann durch persönliche Werte getrieben sein, bei denen der Bekämpfung der Ungleichheit möglicherweise mehr Bedeutung beigemessen wird als beispielsweise der Einschränkung von Investitionen in Alkohol. Wenn ich ESG als eine Lupe sehe, um Risiken auf Unternehmensebene zu betrachten, würde ich diejenigen E-, S- und G-Risiken berücksichtigen, die für die jeweilige Branche und deren Unternehmen am wesentlichsten sind. Zum Beispiel werden Kohlenstoffemissionen und die Regulierung dieser Emissionen für Unternehmen aus der Rohstoffgewinnung ein grösseres Gewicht haben, wie wir kürzlich bei Exxon, Chevron und Shell gesehen haben, als für andere Unternehmen.
Auch hier gilt, dass Wesentlichkeit stark im «Auge des Betrachters» liegt und unterschiedliche Vermögensverwaltungsgesellschaften unterschiedliche Ansichten zu ESG-Risiken haben. Es ist hilfreich, ESG nicht als einen alleinstehenden Begriff, eine Punktzahl oder ein Rating zu betrachten, sondern die vielen Einzelbausteine zu erkennen. Es ist meiner Meinung nach wichtig, für Transparenz in Bezug auf diese verschiedenen ESG-Faktoren zu sorgen, damit jeder Anleger das Engagement in diesen Komponenten seiner Anlagen verstehen und bessere, fundierte Entscheidungen treffen kann.
Ist Ihr neues Angebot für bestehende Kunden gedacht oder wollen Sie damit auch Interessenten ansprechen?
Unsere ESG-Services werden als natürliche Erweiterung unserer bestehenden Services gesehen. Angesichts der Einführung von SFDR und der regulatorischen Anforderungen an ESG-Angaben gilt dies sowohl auf Produkt- als auch auf Unternehmensebene. Durch die Kombination der ESG-Reporting-Expertise, die Oliver Oehri und Christoph Dreher einbringen, gekoppelt mit der Erfahrung von FE fundinfo in der Erstellung, Sammlung und Verbreitung von Fondsdokumenten und -daten, glauben wir, dass wir nicht nur einen wertvollen Service für bestehende Kunden, sondern vor allem auch für Neukunden bieten. Den Herausforderungen rund um das ESG- und SFDR-Reporting müssen sich langfristig alle Marktteilnehmer stellen. Wir sind also sehr gut aufgestellt, allen Anforderungen gerecht zu werden und um hochqualitative End-to-End-Services anzubieten.
Wie will FE fundinfo generell im DACH-Raum weiterwachsen?
Mit an die 9‘900 (Ende 2019) zugelassen Fonds in der Schweiz und rund 700 Fondsgesellschaften in Deutschland gehört die DACH-Region natürlich zu unseren Kernmärkten. Nach dem Merger mit FE und F2C hat sich unser Serviceangebot stark vergrössert. Besonders hervorheben möchte ich hier z.B. den Global Fund Registration Service, publiFund oder unseren Factsheet-Produktionsservice. Im Januar dieses Jahres haben wir, wie bereits erwähnt, die CSSP AG in Liechtenstein akquiriert, die nun in die FE fundinfo (Liechtenstein) AG umfirmiert wurde. Damit können wir nun unseren Kunden ESG-Expertise von A-Z offerieren. Mit Peter Panse haben wir in Frankfurt ausserdem einen neuen Account Director DACH, der unser Team verstärkt und Anfang Juni die Betreuung unserer Key Accounts übernommen hat. Er wird von Stefan Paulus unterstützt, der seit Juni 2021 als Key Account Manager Switzerland Ansprechpartner für unsere Kunden in der Schweiz ist. Er arbeitet eng mit Jonas Schneider, Head of Business Development DACH, in Zürich zusammen.
Link zum Disclaimer
Sebastian Brinkmann ist ESG-Vertriebsstratege für die ESG-Produktgruppe bei FE fundinfo. Mit über 15 Jahren Erfahrung in der ESG-Branche war er immer an vorderster Front bei der Entwicklung von ESG-Daten und -Ratings. Zuletzt war er Vorreiter beim Einsatz von KI-Technologien für die Sammlung und Verarbeitung von ESG-Daten bei Truvalue Labs. Zuvor war Brinkmann zehn Jahre bei MSCI als Senior ESG-Analyst und Berater tätig, wo er mit globalen institutionellen Vermögensverwaltern und Pensionsfonds zusammenarbeitete und diese bei ihren ESG-Integrationsstrategien beriet. Sebastian Brinkmann ist auch ein gefragter Referent zu ESG-Investitionsthemen.