«Es reicht nicht, nur gute Investment-Ideen zu haben»

20.05.2015
Herr Fitzgerald, sogenannte «Unconstrained»-Strategien, also Benchmark-unabhängige Strategien, sind in den letzten Monaten zu einem Modewort in der Asset-Management-Industrie geworden. Können Sie die Idee hinter dem Begriff erklären?
Hinter dem Terminus stecken ergebnisfokussierte Strategien, die unabhängig vom Marktumfeld eine bestimmte Rendite oder ein bestimmtes Ertragsniveau bei einer gleichzeitig niedrigen Volatilität anstreben. Die Popularität dieser Anlagestrategien ist darauf zurückzuführen, dass sie Anlegern dabei helfen, genügend Rendite zur Deckung von Finanzierungsdefiziten zu erzielen und zugleich die Volatilität ihrer Vermögensanlagen zu mindern.
Benchmark-unabhängige Anlagestrategien kennt man aus der Vergangenheit vor allem aus der Hedgefonds-Ecke. Was sind die Unterschiede zwischen einem Multi-Strategie-Produkt eines Long-Only Asset Managers und einem Hedgefonds?
Ein Hedgefonds setzt in der Regel einen höheren Leverage ein und bietet weniger Liquidität. Zudem beschränken sich viele Hedgefonds auf einen Investmentstil, etwa «Global Macro», «Arbitrage», «Relative Value» oder «Long/Short Equities». In diesem Sinne investieren solche Strategien nicht völlig losgelöst von einem Konzept. Im Gegensatz dazu investieren Multi-Strategiefonds in eine viel breitere Palette an Anlagethemen und bieten geringere Kosten und mehr Transparenz. Das Instrumentarium, das sie dafür zur Verfügung haben, ist zwar manchmal aufgrund der regulatorischen Restriktionen etwas kleiner als jenes von Hedgefonds. Renditemässig liegen die beiden Anlageklassen jedoch durchaus auf vergleichbarem Niveau.
Wie würden Sie den Investment-Prozess von Aviva Investors beschreiben?
Wir haben eine mittel- bis langfristige Anlagepolitik und richten deshalb unser Portfolio auch so aus. Wir wenden für unsere Investmentthemen einen Zeithorizont von drei Jahren an. Die Anlagestrategie des Fonds stützt sich auf das Konzept der «Best Ideas» und vereint somit die besten Investmentthemen unseres gesamten Vermögensverwaltungsgeschäfts in einem Portfolio. Die Renditen dürfen mit jenen von Aktien, Anleihen und anderen traditionellen Anlageklassen nur geringfügig korreliert sein.
Der Aviva Investors Multi Strategy (AIMS) Target Return Fund strebt eine jährliche Rendite von 5 Prozent über dem rollierenden 3-Jahres-Basiszinssatz der EZB an und versucht dies, mit weniger als der Hälfte der an den globalen Aktienmärkten herrschenden Volatilität zu erreichen. Wie funktioniert das?
Die jährliche Rendite von 5 Prozent haben wir deshalb gewählt, da sie der historischen Risikoprämie von Aktien entspricht. Wir streben also 5 Prozent Rendite an, tun dies aber mit einem hochdiversifizierten Portfolio mit der halben Volatilität. Dabei spielt der Risikomanagement-Prozess eine essentielle Rolle. Es reicht nicht, nur gute Investment-Ideen zu haben, sondern diese auch auf eine intelligente Weise in einem Portfolio umzusetzen.
Wie evaluieren Sie die Investment-Ideen, die am Ende Eingang ins Portfolio finden?
Die Ideen stammen allesamt aus unseren verschiedenen Anlageteams. In einem teamorientierten, kreativen und disziplinierten Prozess werden dabei nach den Haupttreibern im Markt gefragt und konkrete Investmentideen generiert. Da man in seinen Einschätzungen nicht immer richtig liegen kann, ist es wichtig, Positionen aufzubauen, die auch dann gut rentieren, wenn eine Investmentidee nicht wirklich funktioniert. Ein Beispiel dazu: Wir investieren derzeit in chinesische Aktien. Da es sich um eine riskante Investition handelt, suchen wir nach einem Hedge für diese Position. Diese finden wir in Australien. Wenn es der chinesischen Wirtschaft schlecht geht, dann leidet Australien, da das Land viele Rohstoffe nach China exportiert. Um unsere Position in chinesischen Aktien abzusichern, shorten wir deshalb den australischen Dollar.
Planen Sie die Lancierung weiterer Fonds innerhalb Ihrer Multi-Strategie-Produktpalette?
Der AIMS Target Return Fund wurde im Juli letzten Jahres lanciert und weist bereits ein Anlagevolumen von knapp einer Milliarde Euro auf. Aufgrund dieses Erfolgs wurde am 1. Dezember 2014 der AIMS Income Fund für den britischen Markt aufgelegt, der bald auch in einer SICAV-Variante erhältlich sein wird. Demnächst folgen noch der AIMS Target Inflation Fund und der AIMS Target Liability Fund für institutionelle Investoren.
Peter Fitzgerald leitet das Multi-Asset-Team von Aviva Investors und ist in dieser Funktion verantwortlich für die ergebnisfokussierten Strategien des globalen Vermögensverwaltungsunternehmens. Fitzgerald startete seine berufliche Laufbahn 1995 bei Old Mutual, wechselte danach ins Multi Asset Team von BNP Wealth Management und stiess 2011 zu Aviva Investors. Er hat an der Universität von Cork Europäistik studiert und verfügt über ein Nachdiplom in Pädagogik vom Trinity College in Dublin sowie ein CFA-Diplom.