«ESG-Faktoren wirken sich entscheidend auf Ertrag und Bonität von High-Yield-Anleihen aus»

30.10.2020
Herr Apel, wie gestalten sich aktuell die Renditen an den nordischen High-Yield-Märkten?
Die Kreditspreads stiegen zuletzt international etwas an, ohne den nordischen Markt sehr zu beeinträchtigen. Die Renditen für High-Yield-Anlagen entwickelten sich in letzter Zeit gut, sie sind dennoch attraktiv, vor allem im Vergleich zu alternativen Anlagen im Investment-Grade- und Staatsanleihenmarkt. Die Aktivität auf dem Primärmarkt entwickelte sich nach der Sommerpause gut, wir gehen davon aus, dass sich dies fortsetzen wird. Insgesamt betrachtet erscheint das Risiko-Ertrags-Verhältnis im nordischen Markt nach wie vor ansprechend.
Sowohl die Schwedische als auch die Norwegische Krone schwächten sich jüngst ab. Bereitet Ihnen das Sorgen, und: Worauf führen Sie das zurück?
Beide Währungen gaben zusammen mit der verschlechterten allgemeinen Risikostimmung nach. Die Schwedische Krone fiel etwas geringer als die Norwegische Krone. Dies ist recht typisch für eine Situation, in der Risikoaktiva verkauft werden. Wir gehen davon aus, dass diese Abschwächung eher mit den allgemein recht schwachen Marktentwicklungen zusammenhängt als mit etwas Spezifischem im Zusammenhang mit den makroökonomischen oder geldpolitischen Entwicklungen in den nordischen Ländern.
Wie wirken sich Nachhaltigkeitsfaktoren auf die Bonität der Unternehmen und die Spreads von Anleihen aus?
Wir sind der festen Überzeugung, dass die Einstellung der Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit und die Arbeit mit wesentlichen ESG-Faktoren in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung für Wettbewerbsfähigkeit, Ertrag und Kreditwürdigkeit sein werden. Aus diesem Grund haben wir ein Projekt zur Qualitätsprüfung und Bewertung von Wertpapieremittenten auf dem norwegischen Fixed-Income-Markt initiiert. Die daraus resultierenden ESG-Bewertungen werden neben der Beurteilung des Kreditrisikos auch Einfluss darauf haben, wie wir das Kapital unter den Wertpapieremittenten zuteilen.
Was bedeutet das für kleinere Emittenten?
In der Tat verleihen wir als einer der Hauptakteure auf dem norwegischen Fixed-Income-Markt auch Geld an kleine und mittlere Unternehmen. Diese werden häufig nicht von externen Datenanbietern erfasst, so dass wir bisher keinen Zugang zu Bewertungen ihres Managements hinsichtlich wesentlicher ESG-Risiken und -Chancen hatten. Diese Notwendigkeit haben wir erkannt. Indem wir auf Erhebungen zur Beurteilung der Signifikanzen aus Quellen wie dem Sustainability Accounting Standards Board, Diskussionen mit Branchenexperten und ausgewählten Unternehmen aufgebaut haben, konnten wir einen Rahmen für die Abschätzung der wesentlichen ESG-Risiken und -Chancen pro Sektor schaffen. Diese Beurteilungen integrieren wir in unsere Portfoliomanagementsysteme und berücksichtigen sie bei der Bewertung des Kreditrisikos des Unternehmens.
Welche Rolle spielen diese Erkenntnisse in Ihrer täglichen Arbeit?
Für Portfoliomanager im Bereich Fixed Income ist dies ein wichtiges Instrument, da es eine interne quantitative Bewertung der ESG-Risiken von Wertpapieremittenten ermöglicht. Wir können nun der Art und Weise, wie Emittenten mit wesentlichen ESG-Risiken umgehen, Gewicht beimessen und Unternehmen innerhalb desselben Sektors vergleichen. Bei Emittenten, die ein schwaches Kreditprofil aufweisen, werden wir uns entweder dafür entscheiden, nicht zu investieren oder eine höhere Risikoprämie verlangen. Die verbesserten ESG-Daten und Erkenntnisse, über die wir jetzt verfügen, sind auch ein guter Ausgangspunkt für den weiteren Dialog im Rahmen unserer regelmässigen Treffen mit fast allen Unternehmen, denen wir auf dem norwegischen Fixed-Income-Markt Geld leihen.
Inwieweit kommt Ihnen dabei die exponierte Marktstellung von DNB Asset Management zugute?
Aufgrund unserer führenden Position auf dem norwegischen Fixed-Income-Markt glauben wir, dass uns diese Arbeit einen besseren Einblick in das Management von ESG-Risiken und -Chancen der Emittenten geben kann. Gleichzeitig trägt es zur Standardsetzung gegenüber denjenigen Emittenten bei, die sich in der Frühphase ihrer Nachhaltigkeitsstrategie befinden. Auch wenn Anleiheinhaber bei Hauptversammlungen nicht abstimmen können: Wir haben die Möglichkeit, ein aktives Mitspracherecht auszuüben, weil wir ein wichtiger Akteur auf dem norwegischen Markt sind. Wir werden mit den Emittenten eng zusammenarbeiten und uns für mehr Transparenz einsetzen. Ziel ist es, die Unternehmen in eine positive Richtung zu beeinflussen und den Fortschritt im Zeitverlauf zu messen.
Link zum Disclaimer
Hagen-Holger Apel kam im Juli 2015 als Senior Client Portfolio Manager zu DNB Asset Management S.A. In dieser Funktion ist er eine Verbindung zwischen dem in Norwegen ansässigen Fondsmanagement und internationalen Kunden und gewährleistet so ein hohes Mass an Qualität im Kundenservice. Apel hat einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre (LMU München) und ist Certified International Investment Analyst (CIIA) der DVFA Frankfurt. Er verfügt über 20 Jahre Branchenerfahrung als Banker, Händler und Portfoliomanager und ist seit dreizehn Jahren im Finanzzentrum Luxemburg tätig. Er spricht Deutsch, Englisch und Schwedisch. Im internationalen Geschäft ist er in einer leitenden Position für die Schweiz, für Deutschland und Österreich verantwortlich.