ESG, Robo-Advisor und ETFs: aktuelle Trends im Anlagebereich

03.09.2017
Herr Soltau, Sie sind ein ausgewiesener Kenner des deutschen Fondsmarktes. Heisst es «business as usual» oder gibt es neue Trends?
Eine Entwicklung, die sich nach und nach auch im Endanlegerbereich durchsetzt, ist das Thema Nachhaltigkeit - also das Investieren gemäss ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance). Lange Zeit spielten solche grünen bzw. ethischen Investments nur für Stiftungen eine Rolle, doch wir als Fondsvermittler stellen bei unseren Kunden seit einiger Zeit eine vermehrte Nachfrage fest. Neben solchen Nachhaltigkeitsfonds sind auch offene Immobilienfonds weiterhin sehr absatzstark. Um nicht zu viel Liquidität aufzubauen, haben viele der Fondsklassiker ihre Anteilsausgabe inzwischen reglementiert, man könnte also sagen, die Nachfrage übersteigt das derzeitige Angebot bei diesen «Fondsklassikern». Aber auch ETFs auf die grossen Indizes werden weiterhin gerne gekauft, viele Anleger diversifizieren ihr Depot um diese kostengünstigen Indexfolger. Produkterweiterungen wie Smart Beta oder Factor Investing haben sich bei unseren Kunden zumindest noch nicht so deutlich durchgesetzt - es bleibt aber spannend!
Welche Rolle werden dabei Robo-Advisor spielen?
Das Thema Robo-Advisor hat an Fahrt aufgenommen. Es klingt ja auch sehr verlockend: Über die automatisierten Berater sollen Anleger ohne Aufwand in ETFs investieren können. Kurz gesagt: Das Versprechen ist eine gute Rendite bei geringen Kosten und noch weniger Arbeit, die ansonsten in die Zusammenstellung eines Depots gesteckt werden muss. Bei aller Euphorie gegenüber diesem Trend sollten Anleger allerdings auch die möglichen Risiken kennen. Bedenken sollte man, dass der Ur-Gedanke der ETFs - nämlich passives Investieren - nur dann funktionieren kann, wenn der Investor auch tatsächlich passiv bleibt und die Struktur des Marktes nicht verändert. Inzwischen gibt es allerding mehr Indizes als Aktien. Zudem investieren viele ETFs mittlerweile nicht mehr nur in Aktien, sondern handeln auch mit Derivaten und verleihen Aktien. All dies kann mit zusätzlichen Risiken verbunden sein. Ich sehe den Markt der Robo-Advisor daher als ein interessantes Experiment mit vielversprechenden Chancen, aber eben auch nicht zu unterschätzende Risiken, insbesondere für den Retailkunden. Die weitere Entwicklung dürfte interessant sein - spätestens dann, wenn der Markt dreht.
Kann man - salopp ausgedrückt - die Gleichung machen: Robo-Advisor = ETFs?
Vom Grundgedanken her schon. Das beweist die bisherige Entwicklung: Aufgrund der günstigen Kostenstruktur der ETFs und der ständigen Handelbarkeit solcher Produkte ist der Umgang mit ETFs für die Robo-Advisor ein einfaches Anlageprodukt, zumal sich der Robo nicht mit dem Produkt auseinandersetzen muss, sondern sich wichtigeren Themen, etwa dem eigenen Marketing, widmen kann. Nur meines Erachtens verbergen sich in den ETFs auch viele Risiken für den Investor, die dieser nicht einzuschätzen vermag. Erfreulicherweise breitet sich der Trend rund um die Robos aber dahingehend aus, dass auch die ersten Robo-Advisor ihren Weg in den Markt finden, die in Aktien und Fonds investieren und dem wichtigsten Teil im Namen gerecht werden, denn diese Anbieter «advisen» meist wirklich.
Zurück zu Ihrer Plattform FondsDISCOUNT.de. Warum sollten sich Anleger für Ihren Service entscheiden?
Investoren, die sich für unseren Service entscheiden, setzen auf sich und die eigenen Erfahrungswerte, denn oft ist der Endkunde, der sich selbst mit seinen Investitionen auseinandersetzt, erfolgreicher als solche, die sich auf Berater verlassen. Das liegt auch auf der Hand, denn er kennt seine Ziele und seine Lebenssituation besser und kann schneller auf Änderungen dieser Situation reagieren als jeder andere. Hierzu wählen sich unsere Kunden ihre Fonds und ETFs selbstständig aus. Die branchenüblichen Kosten - sprich die fünf Prozent Ausgabeaufschlag beim Fondskauf - entfallen über uns komplett und auch die Verwahrung der Wertpapiere in einem passenden Depot ist kostenlos. Auf unserem Portal finden Anleger alle Dokumente und Informationen rund um die Investments, unsere hauseigene Redaktion veröffentlicht regelmässig aktuelle Marktberichte und stellt interessante Produkte vor. Dieses Angebot ist bislang einzigartig unter den Fondsvermittlern und wird von unseren Kunden sehr geschätzt.
Thomas Soltau ist bereits seit 2003 in der Fondsbranche aktiv und kennt die Branche, insbesondere das Verhalten der Endkunden, so gut wie kaum ein anderer. Vor diesem Hintergrund wurde er am 1. Januar 2014 zum Vorstandsvorsitzenden der wallstreet:online capital AG bestellt und konzentriert sich mit seinem Berliner Team seither auf die Weiterentwicklung der Gesellschaft, insbesondere der Webseite FondsDISCOUNT.de. Mit Assets under Management (AuM) in Höhe von derzeit ca. 760 Mio. Euro hat sich das Haus zu einem der grössten Online-Vermittler in Deutschland und zeitgleich aber auch zu einem hochspezialisierten Medienhaus entwickelt.