ETF Trends 2018: Nachhaltigkeit, Momentum und Value

Head of Business Development ETF & Index Solutions - Deutschland, Österreich, Deutschschweiz
BNP Paribas Asset Management, München
easy.bnpparibas.ch
26.01.2018
Herr Hecher, am Anfang eines Jahres setzt man sich immer Ziele. Wie sehen Ihre beruflichen aus?
Grundsätzlich wollen wir unsere Wachstumsziele über Mittelzuflüsse erreichen. Bis 2020 wollen wir insgesamt mindestens 12 Mrd. Euro in ETFs verwalten und die Produktpalette von BNP Paribas Easy ETF als Alternative bei ETF-Investoren etablieren, die Diversifikation bei Anbietern schätzen. Dazu ist es notwendig, das Angebot bedarfsgerecht zu erweitern und hohe Massstäbe bei der Qualität des Index-Portfoliomanagements anzulegen. Wenn es um Anlagethemen geht, wollen wir weiterhin bei nachhaltigen ETFs als auch bei Smart Beta-ETFs auf Faktorindizes zulegen.
Wie unterscheiden sich die Märkte Deutschland, Österreich und die Deutschschweiz, für die Sie verantwortlich sind?
Wenn es um das erfreuliche Wachstum der in ETFs angelegten Gelder geht, sehe ich keine wesentlichen Unterschiede, ebenso wenn es um die Beweggründe geht, ETFs als Bausteine für die Asset Allocation einzusetzen. Jedes Land hat jedoch seine Eigenheiten, wenn es um die Bevorzugung von Replikationsmethoden oder die Ertragsverwendung bei unterschiedlichen Anlegergruppen geht. Da können neben der steuerlichen Behandlung und den aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen für institutionelle Kundensegmente auch Mentalitätsunterschiede bei der Risikoeinschätzung eine Rolle spielen. Sehr ähnlich ist die Sichtweise auf die Auswahlkriterien bei der ETF-Selektion: Mindestgrössen beim verwalteten Vermögen sowie die Tracking-Qualität werden in allen drei Ländern am häufigsten genannt. Aufgrund der internationalen Kundschaft wünschen Schweizer Vermögensverwalter und Privatbanken eine breitere Länderabdeckung für Fondsregistrierungen und Steuer-Reportings.
Wie viele ETFs hat Ihr Haus an den Börsen in Frankfurt und Zürich gelistet?
Am Handelsplatz XETRA der Deutsche Börse sind 47 ETF-Anteilsklassen, an der SIX Swiss Exchange haben wir 26 ETF-Anteilsklassen gelistet. Letzten Dezember haben wir unsere Listings in der Schweiz um ETFs auf Dividendenstrategien (Europa und USA), US-Value-Aktien sowie Immobilienaktien/REITs in der Eurozone erweitert. Auf XETRA haben wir kürzlich ausschüttende Anteilsklassen für nachhaltige Indizes (US- und Schwellenländeraktien) ergänzt. Im Bereich der nachhaltigen ETFs werden in 2018 weitere Listings für zusätzliche Regionen folgen.
Für welche Ihrer Produkte erwarten Sie seitens Investoren besonders grosses Interesse in den kommenden Monaten?
Bei den regionalen bzw. Länderallokationen könnte die Nachfrage nach ETFs auf US-amerikanische Large Caps gegenüber 2017 wieder zunehmen. Da fühlen wir uns mit dem BNP Paribas Easy S&P 500 UCITS ETF bestens positioniert. Nach 2016 hat er auch in 2017 die beste Performance unter allen ETFs auf diesen Index geliefert.
Bei den Faktoren hatten ETFs auf die «Risk On»-Faktoren Momentum und Value die Nase vorn. Da wird sich die Nachfrage erst dann auf die defensiven Faktoren Low Volatility und Quality verschieben, wenn Anleger Risiken für die Kursentwicklung an den Weltbörsen sehen.
Schliesslich erwarten wir eine Fortsetzung des Trends für die zunehmende Nachfrage nach ETFs, die nachhaltige Indizes abbilden. Den positiven Trend aus 2017 bei den Nettomittelzuflüssen bei diesem Anlagethema für ETFs wollen wir in 2018 verstärken. Die Erkenntnis, dass Investieren mit gutem Gewissen bei US- und Schwellenländeraktien sich nicht nachteilig auf die Performance auswirkt, sollte die Entwicklung unterstützen.
Haben sie ETFs im Angebot, die über ein Alleinstellungsmerkmal im Markt verfügen?
Das Anlageuniversum des BNP Paribas Easy FTSE EPRA/NAREIT Eurozone Capped UCITS ETF beschränkt sich als einziges dieses Segments auf Werte der Eurozone, von denen sich Aktien im Wert von mindestens 50 Mio. Euro im freien Umlauf befinden und innerhalb von drei Monaten die Hälfte gehandelt werden. Dabei sorgt eine Obergrenze bei der Gewichtung jedes Indexmitglieds bei 10 Prozent für eine ausgewogene Indexzusammensetzung. Deutsche und französische Titel nehmen dabei die höchste Gewichtung ein.
Beim Thema Faktor Investing bauen wir bei unseren ETFs auf das Know-how von Research Teams der BNP Paribas-Gruppe. Die abgebildeten Indizes unterscheiden sich von anderen für diese Anlagestile üblichen Indizes hinsichtlich Definition der Kriterien für die Identifizierung von Aktien, die den Faktor präzise repräsentieren, Häufigkeit beim Rebalancing, Sektorausgewogenheit und Risikokontrolle des Alphas. Dadurch erhöhen sich die Chancen auf höhere Erträge.
Claus Hecher leitet seit Juli 2016 das ETF-Geschäft von BNP Paribas Asset Management im deutschsprachigen Raum. Nach mehreren Jahren im Derivategeschäft ist er seit 2008 in der ETF-Branche tätig.