ETF-Wachstum schliesst zunehmend nachhaltige Indexkonzepte ein

Head of Business Development ETF & Index Solutions - Deutschland, Österreich, Deutschschweiz
BNP Paribas Asset Management, München easy.bnpparibas.de
04.05.2018
Herr Hecher, man hört da und dort, das Neugeschäft bei ETFs hätte in den letzten Wochen an Momentum verloren. Welche Erfahrungen machen Sie?
In der Tat war nach einem furiosen Jahresauftakt im Januar das ETF-Neugeschäft in den Monaten Februar und März verhalten; jedoch belebte es sich deutlich im April. Die Schwankung war durch die Kursentwicklung an den Weltbörsen verursacht. Mit über 1 Mrd. US-Dollar Nettomittelzuflüssen per Ende März 2018 sind wir zufrieden. Dadurch konnten wir das in ETFs verwaltete Vermögen um über 10 Prozent steigern. Im Gleichklang sind auch Neugelder in unsere Indexfonds-Anteilsklassen geflossen und dank der hohen Qualität unseres Index-Portfoliomanagement-Teams in Paris schenken uns institutionelle Anleger zunehmend ihr Vertrauen bei passiven Mandaten.
Welche Produkte Ihres Hauses verzeichnen die höchsten Mittelzuflüsse?
Verantwortungsvolles und nachhaltiges Investieren gewinnt sowohl bei privaten als auch bei institutionellen Investoren zunehmend an Bedeutung. Mit der Einführung von zwei SRI-Fonds für europäische und japanische Aktien in den Börsenhandel auf XETRA und auf Euronext wurde die ETF-Reihe «BNP Paribas Easy» im April weiter ausgebaut. Hierzu gehören bereits zwei SRI-ETFs für US-amerikanische und Schwellenländer-Aktien, ein ETF, mit dem Anleger die CO2-Bilanz ihres Portfolios verringern können, sowie zehn ETFs, bei denen Aktien von Herstellern kontroverser Waffen ausgeschlossen sind. Insgesamt verwaltet diese Art von ETFs rund 4,5 Mrd. Euro (Stand: 30.04.2018).
Laufen die drei Märkte, die Sie betreuen - also Deutschland, die Deutschschweiz und Österreich - im Gleichklang?
Die Nachfrage nach dem «BNP Paribas Easy S&P 500 UCITS ETF» ist in allen drei Ländern hoch. Da hilft auch die Tatsache, dass er nach 2016 und 2017 auch im laufenden Jahr die beste Performance unter allen ETFs auf diesen Index liefert. In Deutschland und der Schweiz sehen wir stetige Zuflüsse in den «BNP Paribas Easy FTSE EPRA/NAREIT Eurozone Capped UCITS ETF», der als einziger in diesem Segment Werte der Eurozone abbildet. In Österreich allokieren Multi-Asset-Portfolios häufig in den «BNP Paribas Easy Energy & Metals Enhanced Roll UCITS ETF». Dieser ETF kommt den Anforderungen vieler professioneller Anleger nach, die Agrarrohstoffe aus ihrem Anlageuniversum gestrichen haben. Zusätzlich wird auf Indexlevel die Performance durch einen dynamischen Rollmechanismus optimiert.
Welchen ETF mögen Sie persönlich ganz besonders im aktuellen Börsenumfeld?
Gerade Schwellenländeraktien bieten nach Einschätzung zahlreicher Analysten attraktive Aussichten auf Kursgewinne, untermauert von soliden Unternehmensgewinnen. Interessanterweise kann für diese Region die nachhaltige Indexvariante, die wir mit dem «BNP Paribas Easy MSCI Emerging Markets SRI UCITS ETF» abbilden, historisch die bessere Performance aufweisen als der Standard-Aktienindex von MSCI für diese Region (4,75 Prozent Jahresrendite für den SRI-Index gegenüber 2,18 Prozent beim Standardindex für diese Region). MSCI hat in einer Studie den Zusammenhang zwischen ESG-Ratings und Kurseinbrüchen untersucht. Im Untersuchungszeitraum Januar 2007 bis Mai 2017 weisen Aktien mit einem ESG-Rating im unteren Fünftel dreimal so häufig einen Kurseinbruch von mindestens 95 Prozent auf als solche des oberen Fünftels. Mit ESG-Ratings lassen sich sowohl aktienspezifische (Geschäftsmodell und Risikomanagement) als auch systematische Risiken (Änderung des Marktumfeldes oder der Regulierung) erfassen.
Claus Hecher leitet seit Juli 2016 das ETF-Geschäft von BNP Paribas Asset Management im deutschsprachigen Raum. Nach mehreren Jahren im Derivategeschäft ist er seit 2008 in der ETF-Branche tätig.