ETFs meistern alle Marktphasen

18.03.2016
Herr Dr. Hinder, sind Sie auch nach den turbulenten ersten Börsenmonaten dieses Jahres immer noch glücklich, dass Ihr Haus ausschliesslich auf passive Anlagen setzt?
Anstelle von passiven Anlagen ziehe ich den Begriff «indexierte Anlagen» vor. Passiv anlegen heisst nämlich nicht, dass man passiv zuschaut und nichts macht. Im Gegenteil. Indexanlagen bewähren sich besonders auch in turbulenten Marktphasen, da Veränderungen in der taktischen Asset Allocation mit diesen Fonds viel rascher umgesetzt werden können als mit Einzeltiteln. Ausserdem ist die Volatilität mit breit diversifizierten Anlagen deutlich geringer als mit Einzelanlagen.
Man hört von grösseren Investoren oft, dass sie sich auch gerne Indexfonds anschauen. Ist das auch ein Thema für Sie?
Wir setzen bereits seit mehreren Jahren neben ETFs auch ihre Zwillingsbrüder, Indexfonds ein. Indexfonds haben besonders im festverzinslichen Bereich grosse Vorteile, da der Kauf und Verkauf zum Nettoinventarwert (NAV) erfolgt. Der grosse Vorteil von ETFs, der permanente Handel, spielt bei Obligationen keine grosse Rolle, besonders wenn man langfristig investiert. Ausserdem entfällt bei Indexfonds mit Fondsdomizil Schweiz der Stempel, was eine zusätzliche Kostenreduktion bedeutet. Für Privatanleger sind jedoch solche Indexfonds, welche auch viele Pensionskassen einsetzen, häufig nicht zugänglich. Vermögensverwalter haben hingegen in der Regel Zugang zu diesen Fonds und können diese für ihre Vermögensverwaltungskunden zeichnen.
Da in Ihren Kundenportfolios keine aktiv verwalteten Fonds liegen, sehen Sie es bestimmt gerne, dass es immer mehr Smart Beta ETFs gibt.
Die Smart Beta ETFs sind sicherlich eine hochinteressante Entwicklung, welche wir sehr genau verfolgen. In den USA hat das Volumen dieser ETFs bereits rund 20 Prozent des Gesamtmarktes erreicht! Allerdings haben wir bis jetzt solche Fonds nur vereinzelt eingesetzt, da die Komplexität nicht unterschätzt werden sollte und in Europa die Fondspalette noch begrenzt ist. Die Funktionsweise dieser Fonds mit ihren Performanceunterschieden müssen jedoch gut verstanden werden, damit man sie erfolgreich einsetzen kann. «Smart Beta» bringt zusätzliche Komplexität in die ETF-Welt, die durch Einfachheit und Transparenz besticht. Ob diese neuen Produkte auch wirklich einen Mehrwert für Kunden bringen, muss sich noch zeigen. Institutionelle Anleger, dazu zählen wir uns auch, sind eher skeptisch eingestellt.
Haben Sie überhaupt die Zeit, all diese Prospekte im Detail zu lesen?
Wir lesen die einzelnen Fondsprospekte nur bei neuen Produkten, immer aber auch die uns von den Fondsemittenten zur Verfügung gestellten Unterlagen wie Präsentationen und Factsheets. Ausserdem verfolgen und vergleichen wir diese Fonds mit Hilfe unserer eigenen Tools und analysieren die Performanceentwicklung laufend.
Da sind währungsgesicherte ETFs schon einfacher…
Ja, das ist so. Diese ETFs sind besonders für kleinere Anlagesummen absolut ideal, denn eine Währungsabsicherung immer eins zu eins zu machen ist unmöglich und viel zu teuer. Ausserdem ist die Funktionsweise dieser ETFs sehr einfach zu verstehen. Sie verkörpern damit genau das Grundkonzept von ETFs: einfach, transparent, breit diversifiziert sowie kostengünstig.
Und welche ETFs oder Strategien mögen Sie sonst noch?
Das gegenwärtig anspruchsvolle Marktumfeld verleitet uns nicht unbedingt zu grossen Experimenten. Interessant sind sicherlich die sogenannten «Low Volatility»-Strategien, die sich in den letzten Monaten sehr gut geschlagen haben. Auch Fonds im Small-Cap-Bereich interessieren uns, obwohl man hier nicht von Smart-Beta-Strategien sprechen kann.
Dr. Alex Hinder ist CEO und Gründer von Hinder Asset Management AG in Zürich - dem unabhängigen Vermögensverwalter mit Index-Expertise. Zuvor war er über sechs Jahre lang Chief Investment Officer (CIO) der ehemaligen Bank Leu (heute Credit Suisse). Er ist seit über 30 Jahren in verschiedenen Funktionen im Finanzbereich tätig. Ausserdem ist er Präsident der Anlagekommission der grössten Pensionskasse der Schweiz (PUBLICA) sowie Berater von weiteren namhaften institutionellen Anlegern.