ETFs weiterhin auf Erfolgskurs - Nachfrage nach indexierten Lösungen steigt

Deputy Head iShares Switzerland
BlackRock Asset Management Schweiz AG, Zürich
blackrock.ch
14.10.2016
Herr Württemberger, was ist Ihr Zwischenfazit zum diesjährigen Schweizer ETF-Markt?
Die Branche ist auch weiterhin auf Erfolgskurs - nicht nur was die aktuellen Mittelzuflüsse angeht, sondern auch was die zunehmende Nutzenvielfalt von ETFs betrifft. Insbesondere Obligationen sowie Smart Beta ETFs stossen bei neuen Investoren vermehrt auf Interesse - von Privatanlegern bis hin zu institutionellen Anlegern, die in der Vergangenheit teils eher auf Einzeltitel gesetzt haben.
Beflügelt wurde der Trend zu ETFs auch durch Ereignisse wie etwa das Brexit-Votum Ende Juni, die gleichzeitig stattgefundene Erholung in Schwellenländern sowie die anhaltende Stärke in den USA. Viele Investoren nutzten die Gelegenheit und wurden opportunistisch aktiv - dies zeigen die Rekordzuflüsse im Juli.
Eben hat das vierte Quartal begonnen. Was sind die aktuellen Trends?
Schwellenländer bleiben für Investoren weiterhin interessant. Dies belegt der enorm hohe Zufluss im bisherigen Jahresverlauf - der höchste seit 2012. Und die Rallye ist noch nicht beendet, im Gegenteil, sie kann sich aus taktischen Gründen fortsetzen. Das liegt am sanften Zinssteigerungspfad der Fed, aber auch an den strukturellen Verbesserungen innerhalb der aufstrebenden Länder, gepaart mit Ruhe am Öl- und chinesischem Markt. Aber auch die USA scheinen nachhaltig interessant zu sein. Spannend wird hier sicherlich der Ausgang der US- Wahlen - erneut ein Ereignis, das analog zum Brexit zu unterschiedlichen Marktreaktionen führen kann und ETFs für taktische Anleger interessant macht.
Wird der ETF-Trend weitergehen?
Besonders im aktuellen Niedrigzinsumfeld schauen Kunden verstärkt auf die Kosten ihrer Anlageprodukte. Das treibt die Nachfrage nach kostengünstigen ETFs, die einfach, transparent und flexibel sind. Zudem sind Investoren sehr vorsichtig geworden und fürchten, in den durch Volatilität geprägten Märkten Geld zu verlieren. Hier hat das Thema Liquidität - sprich die kontinuierliche Möglichkeit zu kaufen und auch zu verkaufen - oberste Priorität. Und auch dies können ETFs gewährleisten.
Auch bei institutionellen Investoren, insbesondere Banken und Vermögensverwaltern gewinnt das indexierte Investieren zunehmend an Stellenwert. Nicht zuletzt getrieben durch neue Bankmodelle, die sich zunehmend auf eine Beratungsvergütung - sprich fee-based Advisory - konzentrieren. Dies führt auch zu einer Neuordnung in der Anlageempfehlung - hier gewinnen ETFs zunehmend an Stellenwert. Natürlich spielen auch exogene Faktoren, wie etwa ein wandelndes regulatorisches Umfeld eine wichtige Rolle - die Bankenindustrie ist im Wandel und das zeigt sich auch im Einsatz der entsprechenden Finanzprodukte.
BlackRock hat Anfang September angekündigt, Indexfonds für Privatanleger in der Schweiz zu bringen. Was sind die Hintergründe?
In der Schweiz möchten wir zum Anbieter erster Wahl für Indexlösungen werden. Neu haben wir unsere Palette an indexorientierten Anlagefonds zusätzlich zum ETF-Angebot von iShares erweitert und planen zeitnah die Lancierung neuer in der Schweiz domizilierter Indexfonds. Die Palette der Indexfonds wird dabei Schritt für Schritt vergrössert - genauso wie unser ETF-Angebot, das wir im September um vier ETFs auf die Megatrends alternde Bevölkerung, Innovationen im Gesundheitswesen, Digitalisierung sowie Automatisierung und Roboter erweitert haben.
Wir möchten unsere Investoren bestmöglich abholen, und die richtigen Anlagevehikel für deren Bedürfnisse anbieten. Der Investitionsentscheid steht hier stets im Vordergrund - der ETF oder Indexfund liefert dann nur die entsprechende Umsetzungsmöglichkeit. Gerade im Hinblick auf die Kundenbedürfnisse halten wir die selten objektive und oftmals unvollständige Kostendiskussion für wenig förderlich. Denn neben der diskutierten Managementgebühr oder dem oftmals als Massstab dienenden TER gilt es auch die Handelskosten, steuerliche Vor-/Nachteile und Leiherträge einzubeziehen.
Generell setzen wir uns für mehr Transparenz und Klarheit ein, dem Investor soll der Anlageentscheid erleichtert werden und die Produktberatung muss daher produktagnostisch erfolgen - nur so bewahren wir den Grundgedanken vom indexierten Investieren.
Sven Württemberger ist Deputy Head iShares Switzerland sowie Leiter für die Deutschschweiz. Zuvor war er als Leiter Vertrieb iShares Wealth Deutschland für den Vertrieb an Banken, Vermögensverwalter, Family Offices und Plattformen in Deutschland verantwortlich.